Volksdorf. An dem Volksdorfer Verkehrsversuch wird Kritik laut: Der Einzelhandelsverband ruft den Rechnungshof Hamburg an.

Der Verkehrsversuch „Flaniermeile Volksdorf“ beschäftigt jetzt den Rechnungshof der Freien und Hansestadt Hamburg. Nach Abendblatt-Informationen hat der Einzelhandelsverband VMG Nord diese Behörde ersucht, das beendete Projekt des rot-grün regierten Bezirks Wandsbek zu überprüfen. Der Vorwurf: Verschwendung von Steuergeldern.

Die Flaniermeile war zwischen Mai und Juni 2022 getestet und anschließend evaluiert worden. Ziel war es, den Stadtkern für Fußgänger und Radfahrer zu optimieren und damit die Nutzung umweltfreundlicher zu gestalten. Neben gestalterischen Elementen wie Pflanzkübel gehörten Sitzmöglichkeiten, Sandkisten und sogar ein Hochbeet dazu. Im Gegenzug fielen rund 70 Parkplätze im Ortskern weg.

Flaniermeile Volksdorf: Negatives Echo bei Gewerbetreibenden

Während der Bezirk mit den Ergebnissen des Evaluation im Grundsatz ganz zufrieden ist, verweist der Einzelhandelsverband auf das negative Echo bei den Gewerbetreibenden, die Umsatzrückgänge zu verzeichnen hatten. Volker Tschirch, Vorsitzender des Verbands, kritisiert: „Lange vor Beginn des Verkehrsversuchs war absehbar, dass das Vorhaben sowohl in der Vorbereitung als auch in der Durchführung riesige Finanzmittel verschlingen wird.“

Deshalb hätten insbesondere die ansässigen Gewerbetreibenden mehrfach darauf hingewiesen, dass mit der Planung keine nachhaltige Attraktivitätssteigerung des Ortskerns zu erreichen sei. „Das aber war angeblich das erklärte Ziel des ganzen Projekts. Am Ende wurde lediglich untersucht, ob der Wegfall von 70 Parkplätzen im Ortskern möglich ist.“

Flaniermeile Volksdorf: Kritik kommt auch von der CDU

Der Einzelhandelsverband spricht nun davon, dass die Summe von rund 300.000 Euro aus Mitteln der Steuerzahler „verschleudert worden“ sei. Sie hätten stattdessen in eine dauerhafte Verbesserung der Ortsgestaltung von Volksdorf investiert werden sollen. Der Erkenntnisgewinn aus dem Versuch sei „gleich null“.

Kritik kommt aus der CDU-Bezirksfraktion: „Ein ernüchterndes Fazit für ein Projekt, das mehr als 350.000 Euro und über 50.000 Euro mehr als veranschlagt gekostet hat.“ Niclas Heins, CDU-Wahlkreisabgeordneter für Volksdorf und die Walddörfer in der Bezirksversammlung Wandsbek, fordert: „Die Bürgerinnen und Bürger sowie die Gewerbetreibenden in Volksdorf brauchen endlich Klarheit. Nur ein endgültiger Beschluss gegen die dauerhafte Umsetzung der Flaniermeile lässt das Damoklesschwert über dem Volksdorfer Ortskern verschwinden.“

Wie das Bezirksamt Wandsbek nach der Evaluation betonte, habe die Flaniermeile zu einer vermehrten Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel geführt. Das sei positiv. Der Rechnungshof hat unterdessen die Eingabe des Einzelhandelsverbands bestätigt und werde die Sache prüfen..