Hamburg. Altona 93 bekommt ein neues Stadion, daneben entsteht eine Konzerthalle für 5000 Besucher – und das ist noch nicht alles.
Im Juni 2019 haben die scheidende Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) und Oberbaudirektor Franz-Josef Höing erste Ideen für das Areal um den künftigen Fernbahnhof Diebsteich vorgestellt. Nun, mehr als drei Jahre später, hat sich bei der Jurysitzung unter Leitung von Prof. Jörg Aldinger zur Bebauung des ehemaligen ThyssenKrupp-Areals das Preisgericht für den Entwurf von gmp International GmbH (Hamburg) mit WES GmbH LandschaftsArchitektur (Hamburg) entschieden.
Stadtentwicklung: Diebsteich bekommt Stadion und Konzerthalle
Das städtische Grundstück liegt direkt gegenüber dem geplanten Fern- und Regionalbahnhof und soll zukünftig ein Fußballstadion sowie eine Musikhalle für jeweils etwa 5000 Zuschauerinnen und Zuschauer beherbergen. Außerdem soll es Büroflächen sowie ergänzende stadtteilbezogene Nutzungen geben – wie eine Kita, Einzelhandel und Gastronomie.
Die prägnanten Pförtnerhäuschen und das historische Verwaltungsgebäude bleiben erhalten und werden umgenutzt. Im rückwärtigen Bereich des Areals ist eine neue Erschließungsstraße geplant, um das Bahnhofsumfeld vom Verkehr zu entlasten.
Lob vom Oberbaudirektor für den Siegerentwurf
Franz-Josef-Höing lobte die Ideen: „Für die komplexe Bauaufgabe wurden Entwürfe mit hohem Niveau abgegeben. Der preisgekrönte Entwurf bildet eine sehr gute Grundlage für die nächsten Schritte hin zu einem wunderbaren Quartier.“ Zwölf Planungsteams hatten am hochbaulich-freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb teilgenommen, nachdem sie sich in einem europaweiten Auswahlverfahren bewerben mussten. Der Siegerentwurf wurde von der 21-köpfigen Jury einstimmig ausgewählt.
Der zweite Preis ging an das Team agn Leusmann GmbH (Hamburg), agn Niederberghaus & Partner (Ibbenbüren) mit RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten (Bonn). Ein dritter Preis ging an Architekten Venus (Hamburg) mit :mlzd (Berlin) und GREENBOX (Köln).
2024 soll der Bebauungsplan für das Diebsteich-Areal stehen
Im Entwurf von gmp International GmbH ergeben die Bausteine Bürogebäude, Musikhalle und Stadion nach Ansicht der Jury ein in sich schlüssiges Ensemble mit jeweils eigener Architektursprache. Der vorhandene Baumbestand wird integriert. Eine Treppenanlage als Teil des Bürogebäudes öffnet sich zu einer Außenbühne und könnte für spontane Aktivitäten genutzt werden. Der Bühnenturm der Musikhalle ergänzt die Bestandshalle.
Für das Stadion sind ein steinerner Sockel und großzügige Treppenaufgänge an der Waidmannstraße vorgesehen. Im Inneren soll durch die abgetreppten Ränge eine gute Stadionatmosphäre entstehen. Der Entwurf wird mit dem ausgewählten Planungsteam weiter ausgearbeitet und das Bebauungsplanverfahren auf Grundlage des Siegerentwurfs weitergeführt. Ziel ist es, im Jahr 2024 den Bebauungsplan festzustellen.
Lob aus der Politik für Diebsteich-Entwurf
Andreas Dressel, Senator für Finanzen (SPD), lobte die Entwürfe: „Der durch unseren Landesbetrieb Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) ausgelobte Wettbewerb hat spannende und herausragende Ideen für den Diebsteich hervorgebracht. Sport, Musik, Kultur, Gewerbe und Quartiersentwicklung werden hier eine vorbildliche Symbiose eingehen, die über Altona hinaus beispielgebend für die vor uns liegenden Dekaden sein sollen.“
Neben einer hohen ökologischen Qualität sei in den Zeiten hoher Baupreise wichtig, eine ökonomisch tragfähige Immobilienentwicklung hinzubekommen. „Insofern kommt es jetzt darauf an, dass aus guten Ideen jetzt konkrete, umsetzbare Pläne werden. Gemeinsam mit BSW und Bezirksamt werden wir als Finanzbehörde mit unserem LIG diesen Prozess zu einem guten Ergebnis führen. Ein neues Stück Hamburg-Altona entsteht!“
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Auch Kultursenator Carsten Brosda (SPD) sieht ihn der Prämierung der Wettbewerbsarbeit einen riesigen Schritt nach vorn: „Mit der Neubebauung des ThyssenKrupp-Areals verwandelt sich das ehemalige Industrieareal in ein lebendiges Quartier, das in die ganze Stadt ausstrahlen wird. Herzstück wird die Musikhalle, mit der wir in Hamburg in einem optimalen Rahmen Konzerte mit bis zu 5000 Musikbegeisterten veranstalten können. Diese Größenordnung hat bisher in der Stadt gefehlt und wird die Musikstadt Hamburg für viele Bands bei der Tournee-Planung noch interessanter machen.“
Bezirksamtsleiterin hofft auf neues „urbanes Herz“
Sportsenator Andy Grote (SPD) sieht im neuen Regionalligastadion eine moderne Spielstätte für Altona 93, die obendrein für vielfältige sportliche Angebote nutzbar sei. „Zusammen mit den unmittelbar angrenzenden Großspielfeldern und den umliegenden Sportflächen unter anderem für Beachvolleyball, Tennis oder Streetball entsteht im Weiteren eine hochattraktive Sportlandschaft, die allen Menschen im Quartier offen steht und wo der Puls der Active City zukünftig besonders laut schlägt.“
Für die Bezirksamtsleiterin von Altona, Stefanie von Berg (Grüne), hat der Siegerentwurf das Potenzial, das urbane Herz vom Diebsteich zu werden. „Die geplante Außenbühne an der Musikhalle lädt das kulturell interessierte Altona zu vielfältigen Aktivitäten ein und wird die Kulturszene insgesamt bereichern. Zudem werden Altona 93 und auch andere sportliche Aktivitäten im Stadion eine gute Heimat finden. Und auch städtebaulich wird der Siegerentwurf mit begrünter Fassade und Dächern eine Bereicherung sein – auch im Sinne des Mikroklimas.“ LIG-Projektleiter Ronald Wörmcke lobt die einstimmige Entscheidung des Preisgerichts. „Das ist ein starkes Zeichen für den ausgewählten Entwurf.“
Stadtentwicklung: So entstand der Siegerentwurf für das Diebsteich-Areal
Bis 2027 wird am Diebsteich ein neues Bahnhofsempfangsgebäude entstehen. Das ThyssenKrupp-Areal, das 2017 von Hamburg erworben wurde, liegt unmittelbar gegenüber des neuen Bahnhofsstandorts, seine Neubebauung soll das Quartier rund um den neuen Bahnhof wesentlich prägen.
Begleitend zum Wettbewerb hatte die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW) am 9. und 10. Dezember eine öffentliche Ausstellung der zwölf Wettbewerbsbeiträge organisiert. Die Rückmeldungen aus der Ausstellung wurden dem Preisgericht vor seiner Entscheidung am 12. Dezember 2022 vorgetragen.
Zudem wurden im Juni 2022 nach einem Bewerbungsaufruf zwei Bürgervertreterinnen und -vertreter ausgelost, die als Gäste an der Sitzung des Preisgerichts teilgenommen hatten. Der Entwurf wird mit dem ausgewählten Planungsteam weiter ausgearbeitet und das Bebauungsplanverfahren auf Grundlage des Siegerentwurfs weitergeführt.