Bochum. Vor ein paar Jahren kostete der Döner im Ruhrgebiet durchschnittlich drei Euro. Warum er nun so viel teurer ist? Das verrät ein Bochumer Experte.
Als die Eiskugel an der Theke plötzlich 1,50 Euro kostete und die Schlangengurke im Supermarkt fast 3 Euro, war die Bestürzung groß. Seit der Corona-Pandemie und dem Ausbruch des Ukraine-Krieges lassen sich bei fast allen Produkten spürbare Preissteigerungen feststellen, die jeden Konsumenten empfindlich im Portemonnaie treffen. Wir haben Experten und Hersteller befragt, wie sich ihre Preise erklären lassen – und unter welchen Kosten sie selber am meisten leiden.
Ob in der Tasche, auf dem Teller oder als Box: Der Döner ist deutlich teurer geworden. Vor dem Ausbruch des Ukraine-Krieges kostete das zweitliebste Fast-Food-Gericht der Deutschen im Ruhrgebiet durchschnittlich drei Euro. Heute zahlt man um die sechs Euro für einen Döner, so Bektas Bicici. Er leitet seit 2003 die „Firat Dönerproduktion“ in Bochum, die sein Vater „als einer der ersten im Ruhrgebiet“ vor knapp 30 Jahren gründete.
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„Als ich im Unternehmen angefangen habe, haben wir auch noch einen Dönerladen geführt. Damals haben wir die Dönertasche für sechs Mark, also umgerechnet drei Euro verkauft“, erinnert sich Bicici. Ein Preis, der heute unvorstellbar wäre.
Bochumer Döner-Produzent: „Wir können froh sein, wenn die Preise so bleiben“
„Seit dem Ukraine-Krieg ist das Fleisch zu 90 bis 100 Prozent teurer geworden“, so der Dönerproduzent, der Fleisch aufkauft, um es zu Spießen zu verarbeiten und diese wiederum an Dönerläden zu verkaufen. Für einen Jungbullenlappen ohne Knochen habe Bicici vor dem Krieg etwa rund drei Euro bezahlt, heute seien es sechs Euro. „Auch alle anderen Faktoren, die maßgeblich für die Produktion sind, sind teurer geworden: Gas, Strom, die Dönerhülse, auf die das Fleisch gesteckt wird, die Dönerfolie und mein Steuerberater. Ich habe auch die Gehälter angepasst, weil man ja keine unzufriedenen Mitarbeiter haben möchte“, sagt Bicici.
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Die Preiserhöhung gebe er nicht 1:1 an seine Abnehmer weiter. Dennoch seien die Preise für seine Spieße um bis zu 70 Prozent gestiegen: „Früher haben wir für ein Kilo vom Hähnchendrehspieß fünf Euro genommen, heute sind es 7,50 Euro.“ Seine Abnehmer, also die Dönerläden-Besitzer, würden außerdem nicht nur die gestiegenen Fleischpreise treffen.
„Der Besitzer kauft ja nicht nur den Spieß. Er hat seinen Gemüsehändler, muss Joghurt und Dönerpapier kaufen und seine Mitarbeiter zahlen.“ Dass die Preise in naher Zukunft sinken werden, daran glaubt Bicici nicht: „Wir können froh sein, wenn die Preise so bleiben. Eine Preissenkung ist faktisch nicht möglich. Ich bin mir sicher, dass der Döner nie wieder 3,50 Euro kosten wird.“
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