Berlin. Sollten Senioren ihre Fahrtauglichkeit nachweisen müssen? Darüber gibt es immer wieder Debatten. Doch das ist übergriffig.

Menschen, die nicht in der Lage sind, ein Auto zu führen, sollten das auch nicht tun. Diese Feststellung gilt unabhängig vom Alter. Aber: Wo junge Menschen gerne zur Selbstüberschätzung neigen, gelangen ältere Menschen durchaus auch selbst zu der Einschätzung, dass eigene Fähigkeiten nicht mehr oder nicht immer ausreichen. Ganz von selbst passen Senioren dann ihr Fahrverhalten an, meiden zum Beispiel unbekannte Strecken oder vermeiden Fahrten bei Dunkelheit.

Deutschland wird immer älter. Die Frage, wie Teilhabe und Mobilität auch noch im Alter erhalten bleiben können, wird deswegen relevanter werden. Überall ein so dichtes Nahverkehrsnetz aufzubauen, dass man als Senior getrost das eigene Auto stehen lassen kann, wird kaum möglich sein. Und bis man flächendeckend autonom fahrende Fahrzeuge hat, die Senioren von A nach B bringen, dürften eher Jahrzehnte als Jahre vergehen.

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In einer Gesellschaft, die auf Inklusion und Teilhabe setzt, sollte der Fokus daher auf Unterstützung liegen – nicht auf Bevormundung und Diskriminierung einer gesamten Altersgruppe. Die immer wiederkehrende Forderung nach pauschalen Fahrtauglichkeitsuntersuchungen für Senioren ist zwar bequem, aber übergriffig.

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Dominik Bath ist Redakteur für Politik & Wirtschaft in der FUNKE Zentralredaktion. © FUNKE Foto Services | Jörg Krauthöfer

Der Staat sollte nicht auch noch in diesen persönlichen Verantwortungsbereich eingreifen. Geboten wäre es stattdessen Angebote, bei denen Senioren freiwillig ihre Fähigkeiten am Steuer testen können, auszubauen. Darüber hinaus braucht man das Rad nicht neu zu erfinden: Gibt es Zweifel an der körperlichen oder geistigen Eignung, ein Fahrzeug zu führen, haben Behörden auch heute schon die Möglichkeit, die Fahrerlaubnis zu entziehen.