Berlin. 2016 wurde die Geschlechterquote beschlossen, um in deutschen Unternehmen mehr Frauen in Top-Positionen zu bringen. Was tat sich seitdem?
Der Frauenanteil in den Vorständen der 160 Dax-Konzerne ist nach einer Auswertung der „Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY“ auf einen Höchstwert gestiegen. Zum 1. Januar 2025 saßen mit 136 Managerinnen demnach mehr Frauen als je zuvor in den Vorständen dieser Unternehmen – 14 Frauen mehr als im Januar 2024.
Damit ist laut EY knapp jedes fünfte Vorstandsmitglied (19,6 Prozent) dieser Unternehmen weiblich. Vor zehn Jahren, im Januar 2015, saßen gerade einmal 25 Managerinnen in den leitenden Gremien von Deutschlands Top-160-Dax-Unternehmen.
Wirtschaft: Fidar-Präsidentin sieht noch Luft nach oben
In den Aufsichtsräten hat sich der Frauenanteil laut dem Verband „Frauen in die Aufsichtsräte“ (Fidar) in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt. Der Verband bezieht sich dabei sowohl auf die Top-160-Dax-Unternehmen als auch auf 19 weitere paritätisch mitbestimmte Konzerne.
Während im Januar 2015 rund 20 Prozent Frauen in den Aufsichtsräten dieser Unternehmen saßen, sind es nach Angaben der Organisation derzeit 37,2 Prozent. Das entspricht aktuell 755 Frauen gegenüber 1272 männlichen Mitgliedern. Laut Fidar-Präsidentin Anja Seng ist dies zwar ein Fortschritt. Ein Gleichgewicht zwischen Frauen und Männern in Führungspositionen sei damit aber noch lange nicht hergestellt.
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Fidar-Präsidentin zu Parität: „Da sind wir noch lange nicht“
„Sicherlich hat sich in den letzten Jahren viel getan“, sagt Seng. Wenn man sich jedoch das Ziel der Parität – also ein Gleichgewicht von Frauen und Männern in Führungspositionen – vor Augen führe, könne festgehalten werden: „Da sind wir noch lange nicht“. Sie sieht den Handlungsbedarf vor allem in Unternehmen, aber auch auf politischer Ebene.
Gesetzlich müsste aus ihrer Sicht nicht nur bei der Ausweitung der Quote nachgeschärft werden, sondern auch bei den Zielen, die sich Unternehmen für ihren Frauenanteil setzen müssen. Seit 2016 sind mehr als 2000 Firmen dazu verpflichtet, eine Zielvorgabe für den Frauenanteil in Vorständen und im obersten Management festzulegen. Wenn sie die Zielvorgabe „Null“ setzen, müssen sie das seit 2021, als das Gesetz erweitert wurde, begründen.
Seng verweist darauf, dass eine Begründung noch keine Konsequenzen nach sich ziehe: „Es müssen Sanktionen verhängt werden, wenn Unternehmen keine Zielgrößen benennen. Wir glauben, dass das funktioniert, weil damit auch eine Verbindlichkeit und Ernsthaftigkeit hergestellt würde“.
Lesen Sie hier bei der WAZ, die wie diese Redaktion zur FUNKE Mediengruppe gehört: Chemiekonzern Evonik: Frauen übernehmen Mehrheit im Vorstand
Bundesfamilienministerin Lisa Paus von Quote überzeugt – sieht aber noch Handlungsbedarf
Das Bundesfrauenministerium sieht seit Einführung des Führungspositionen-Gesetzes im Jahr 2015 „grundsätzlich eine positive Entwicklung“, wie eine Sprecherin sagt. Familienministerin Lisa Paus (Grüne) hatte im vergangenen August betont, dass die Bundesregierung mangels politischer Mehrheiten vorerst keine weiteren Konzerne zu einer Frauenquote verpflichten wolle.
Von der Wirkung der Quote ist die Ministerin aber überzeugt: „Wo es eine klare Quote gibt, da funktioniert das. Wo es keine klare Quote gibt, bewegt sich wenig“, sagte sie. Vor allem in der Privatwirtschaft besteht nach Angaben einer Ministeriumssprecherin noch Handlungsbedarf, insbesondere wenn ein Unternehmen noch keine Quotenvorgaben habe.
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