Köln. Keine Kinder, mehr Freiheit – Linda und ihr Partner entscheiden sich für das DINK-Lebensmodell. Warum sie den Entschluss bislang nicht bereuen.

  • Für die Entscheidung gegen Kinder müssen sich Paare oft rechtfertigen
  • Diese Erfahrung haben auch Linda Rohde und ihr Partner gemacht
  • Die 32-jährige erzählt von ihrem Entschluss und herbe Reaktionen aus einer bestimmten Richtung

Für Linda Rohde war schon früh klar: Sie möchte keine eigenen Kinder haben. Heute lebt die 32-Jährige mit ihrem Freund und dem gemeinsamen Hund in Köln. Auf ihrem Instagram-Account erstellt sie Videos darüber, wie es ist, kinderfrei zu leben – und glücklich über diese Entscheidung zu sein. Welche Vorteile das kinderlose Leben für sie und ihre Beziehung hat, ob sie Angst hat, im Alter allein zu sein und was sie sich aus ihrem Umfeld und im Internet anhören müssen, erzählt Linda unserer Redaktion. Ihr Partner möchte anonym bleiben und ist nicht beim Gespräch dabei.

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Seit wann weißt du, dass du keine Kinder haben möchtest?

Linda Rohde: Eigentlich war es mir immer schon bewusst. Das erste Mal habe ich das so mit 16 Jahren zu meiner Freundin gesagt. Da wurde ich aber – verständlicherweise – noch nicht so ernst genommen. Mir ist aber schon damals aufgefallen, dass viele diese klare Vision haben, dass sie später mal eine Familie gründen möchten. Und ich hatte das gar nicht. Daraus habe ich dann irgendwann geschlossen, dass ich anscheinend keinen Kinderwunsch habe.

Hat das bei dir zu Unsicherheiten geführt, dass so viele andere Menschen um dich herum diese klare Vision von Familie hatten?

Rohde: Ja, ich war verunsichert von den Stimmen aus meinem Umfeld, diesen Fragen: „Meinst du nicht, du bereust das irgendwann?“ Oder diesem Narrativ der Katzen-Lady, die dann später traurig an der Supermarkt-Kasse steht mit einer Flasche Rotwein oder Katzenfutter. Ich dachte eine Zeit lang, dass meine Verunsicherung vielleicht daher kommt, dass ich doch im tiefsten inneren Kinder haben möchte. Aber dann habe ich mich noch mal ganz bewusst damit auseinandergesetzt und gemerkt, dass ich wirklich keine Kinder haben möchte.

Influencerin Linda Rohde trägt eine gelbe Bluse und schaut verträumt gen Himmel. Sie und ihr Freund wollen keine Kinder bekommen. Seit sie das offen bei Social Media teilt, wird Linda von vielen Seiten beschimpft.
Linda Rohde und ihr Freund wollen keine Kinder bekommen. Seit sie das offen bei Social Media teilt, wird Linda von vielen Seiten beschimpft. © Privat | Privat

Können kinderlose Paare glücklich sein? Klar!

Wie kam das, dass aus dem Gefühl eine klare Entscheidung wurde?

Rohde: Seit ich auf Instagram so offen über das Thema spreche, haben sich ganz viele ältere Frauen bei mir gemeldet, die keine Kinder bekommen haben, super zufrieden sind und ihre Entscheidung nicht bereuen. Das hat mich total bestärkt in meiner Entscheidung und ich habe gemerkt: Ich war gar nicht verunsichert, weil ich eigentlich Kinder möchte, sondern weil mir einfach Vorbilder gefehlt haben, an denen ich mich orientieren kann.

Wie hat dein Umfeld auf deine Entscheidung gegen Kinder reagiert?

Rohde: Für meine Familie und Verwandte war das keine großartige Überraschung, weil ich seit meiner Jugend schon meiner ganzen Familie erzähle, dass es von mir keine Enkel geben wird. Ich glaube nur, dass meine Mama jetzt noch mal gemerkt hat: Ah okay, sie meint es ja ernst! Aber meine Familie unterstützt mich da total. Ich weiß allerdings von vielen anderen Frauen, dass das bei denen anders ist.

Beziehung und Kinderwunsch: Gemeinsames Gespräch schafft Klarheit

Wie steht dein Partner zu dem Thema?

Rohde: Mein Freund und ich sind seit fast acht Jahren zusammen. Früher haben wir noch gesagt, dass wir uns vorstellen könnten, Kinder zu bekommen – es aber kein Muss ist. Als es ernster wurde, haben wir dann noch mal darüber gesprochen und gesagt: Wir wollen eigentlich gar keine Kinder. Seitdem ist das für uns klar.

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Ihr lebt ein Lebensmodell, das „DINK“ genannt wird: Double Income No Kids. Also zwei volle Gehälter, aber keine Kinder. Wofür gebt ihr euer Geld aus, wie sieht euer Alltag aus?

Rohde: Wir fliegen bald das zweite Mal in den Urlaub in diesem Jahr. Ich gehe fast jeden Tag in der Stadt Kaffee trinken oder frühstücken. Ich laufe auch gern durch den Supermarkt und schaue, worauf ich Lust habe – und muss keine Windeln, Babynahrung oder Spielzeug kaufen. Ich mache viel Sport, lese, verbringe Zeit mit Freunden. Mein Partner und ich verdienen beide ganz gut und führen ein gutes Leben: Ich bin in den sozialen Netzwerken aktiv, mein Freund arbeitet im Management bei einem E-Commerce-Unternehmen. Wenn wir ein Kind da mit reinbringen würden, müssten wir finanziell viele Abstriche machen. Darauf hätte ich keine Lust. Und auch Zeit als Paar würde mir da zu kurz kommen.

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Ist euer Hund für dich auch eine Art Kind-Ersatz?

Rohde: Einen Hund zu haben ist für mich eine Verantwortung, die ich gerne übernehme. Ein Hund muss nicht in die Schule, er kommt nicht an und sagt „Mama, Mama“. Ich kann mein Buch lesen und er kuschelt sich dazu. Wenn ich in den Urlaub fliegen will, kann ich ihn bei meiner Mutter unterbringen. Das heißt nicht, dass ich Kinder nicht mag – das unterstellen mir ja auch viele – aber ich finde, ein Hund lässt einem noch mehr Freiheiten.

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Wegen Kinderlosigkeit: Influencerin wird stigmatisiert, beleidigt oder bemitleidet

Gibt es auch negative Reaktionen auf euren Lebensstil?

Rohde: Im familiären Umfeld haben wir sehr früh deutlich gemacht, dass wir keine Lust haben, dass andauernd danach gefragt wird. Manchmal gibt es von Fremden komische Reaktionen – als mir einmal eine Person auf die Nerven ging, habe ich gesagt, dass ich keine Kinder bekommen kann, um meine Ruhe zu haben. Und plötzlich bekam ich Mitleid. Als wäre das was ganz Trauriges, keine Kinder zu haben, obwohl das Leben ja auch ohne schön sein kann. Die schlimmsten Reaktionen bekomme ich – wer hätte es gedacht – im Internet.

Was schreiben die Leute im Internet?

Rohde: Da ist wirklich alles dabei! Leute, die nicht wissen, dass ich in einer Beziehung bin, sagen: „Du hast ja eh nur keinen, der dich haben möchte.“ Oder: „Kinder wollen dich auch nicht.“ Oder: „So wie du aussiehst, kein Wunder.“ Ich habe auch schon Sachen geschrieben bekommen wie: „Häng dich auf, dein Leben hat ja dann gar keinen Sinn.“ Manche Leute schreiben mir auch: „Wer soll euch denn im Alter pflegen, wenn ihr keine Kinder bekommt?“

Machst du dir denn manchmal Sorgen um deine Zukunft?

Rohde: Auf jeden Fall. Aber eigene Kinder sind keine Garantie dafür, dass man im Alter nicht allein ist. Mir haben schon viele Leute geschrieben, die im Altersheim arbeiten und sagen: „Da sitzen so viele Menschen, die Kinder haben, die sie aber nie besuchen kommen.“ Man sollte sich unabhängig vom Kinderwunsch darum kümmern, dass man ein stabiles soziales Umfeld hat.

Wenn ich mir Sorgen um die Zukunft mache, denke ich mir oft: Ich kann jetzt in diesem Moment nur alles tun, um später ein gutes Leben zu führen. Ich kann Sport machen, damit ich fit und mobil bin, ich kann mir ein soziales Netzwerk aufbauen, damit ich nicht allein bin. Und den Rest lasse ich auf mich zukommen.