Berlin. Donald Trump wird erneut US-Präsident, die europäische Leitwährung zog das nach unten. Ein Experte schätzt Folgen ein und sagt, wie es weitergeht.

Als abzusehen war, dass der Republikaner Donald Trump im Rennen um den Einzug ins Weiße Haus die demokratische Kandidatin Kamala Harris abhängen würde, hatte das auch Ausschläge bei den Währungskursen zur Folge. Die europäische Leitwährung Euro fiel am Mittwochmorgen zeitweise um mehr als zwei Prozent auf unter 1,07 US-Dollar. Das war der größte Eintagesverlust, seitdem die Briten im Juni 2016 für den Austritt aus der Europäischen Union stimmten. Ein Experte glaubt, dass es noch weiter nach unten gehen kann und schätzt die Folgen für Urlauber, Aktionäre und Unternehmer ein.

Warum ist der Euro zunächst derart deutlich gefallen?

Deutsche-Bank-Chefvolkswirt für Deutschland Robin Winkler (37) sieht darin vor allem in den von Trump angekündigten Zöllen auf Importe in die USA einen Grund. „Trump dürfte handelspolitisch weitgehend freie Bahn haben“, befürchtet Winkler. Im Wahlkampf hatte der Republikaner damit geworben, Zölle von 60 Prozent auf Produkte aus China einzuführen. Für Waren aus den übrigen Ländern sollen diese zwischen 10 und 20 Prozent liege – das träfe auch Einfuhren aus der Europäischen Union in die Vereinigten Staaten.

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Winkler geht davon aus, dass die Abwertung des Euros gegenüber dem Dollar weitergehen wird. „Wir rechnen damit, dass der Euro relativ schnell auf etwa 1,05 US-Dollar fallen wird“, sagt Winkler. Je nachdem, wie viel haushaltspolitischen Spielraum die Republikaner in Senat und Repräsentantenhaus haben, könnte der Euro-Kurs auch noch unter diese Marke fallen.

Was bedeutet der schwächere Euro für deutsche Urlauber, die jetzt in die USA fahren?

Generell bekommen sie nun etwas weniger für ihr Geld. „Tendenziell ist es aus deutscher Perspektive teurer, jetzt in die USA in den Urlaub zu fahren“, so der Volkswirt. Das sei zunächst vermutlich wenig dramatisch. Auch schon in den vergangenen Monaten verlor der Euro gegenüber dem US-Dollar an Wert, wohl auch, weil die aggressive US-Subventionspolitik Investitionen ins Land zog – und so der dortigen Wirtschaft einen Schub gab.

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Für US-Amerikaner wird das Reiseziel Europa angesichts eines schwächeren Euros hingegen immer attraktiver. In beliebten Urlaubsregionen dürfte das durchaus Auswirkungen auf die Preise haben, sagt Deutsche-Bank-Ökonom Winkler.

Was heißt der gesunkene Euro-Kurs für Aktionäre?

US-Aktien sind aus deutscher Perspektive nun mehr wert. Europäische Werte sind jedoch zum Teil durchaus unter Druck. Betroffen sind vor allem die Unternehmen, die von guten Handelsbeziehungen mit den USA abhängig sind. In der Breite dürften Anleger zunächst jedoch profitieren. „Weil in vielen weltweit anlegenden ETFs US-Werte höher gewichtet sind, sollte das jegliche Schwäche in den europäischen und asiatischen Märkten ausgleichen“, vermutet Winkler.

Wie sind Firmeninhaber mit Handelsbeziehungen in die USA betroffen?

„Wenn man in die USA exportiert, ist ein schwacher Euro zunächst mal gut“, sagt Winkler. Die Nachfrage von US-Kunden könnte möglicherweise steigen, weil sie nun schlichtweg mehr für ihr Geld bekommen. Insgesamt dürfte man als Unternehmer aber nicht erfreut sein. „Der schwache Euro kann den zu erwartenden Zoll-Schock sicherlich nur zum Teil abfedern, aber nicht komplett“, erklärt der Ökonom.

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Für Importeure wird es im Umkehrschluss nun natürlich teurer. Winkler hält das vor allem mit Blick auf Rohstoffe für problematisch. „Aus Euro-Perspektive ziehen Rohstoffpreise jetzt tendenziell an“, sagt er. Folgen haben kann das unter anderem für den Benzinpreis an der Tankstelle, aber auch für Nahrungsmittelpreise. Auch Kakao oder Kaffee werden an den internationalen Rohstoffmärkten grundsätzlich in US-Dollar gehandelt.

Wie geht’s jetzt weiter?

Mit einem Wiedererstarken des Euros gegenüber dem Dollar rechnet Winkler hingegen in den nächsten Monaten und Jahren zunächst nicht. „Es ist nicht davon auszugehen, dass die Eurozone die USA mittelfristig konjunkturell übertreffen wird. Das wird meiner Einschätzung nach in den nächsten vier Jahren nicht passieren“, sagt er.

Was an den Finanzmärkten aber durchaus für möglich gehalten wird, ist ein Überstrapazieren der US-Haushaltslage durch die Republikaner. „Die Märkte könnten irgendwann sagen, wir finanzieren das gewaltige Haushaltsloch und auch das Handelsdefizit nicht mehr mit, und Kapital aus dem Dollar abziehen. Kommt es dazu, würde das dem Euro massiv helfen und möglicherweise könnte der Euro dann dem Dollar ein Stück weit den Schneid als internationale Reservewährung abkaufen.“ Chefvolkswirt Winkler hält dieses Szenario allerdings im Moment für unwahrscheinlich.