Essen. Gründer-Plattform Bryck will zehn Millionen Euro aus Bundesprogramm gewinnen. RAG-Stiftung gibt zehn Millionen. Weitere Sponsoren gesucht.

Unzählige Start-ups, junge Unternehmen, die sich gegenseitig beflügeln - so stellt sich eine Essener Gründungsinitiative rund um das Unternehmen Bryck die künftige Start-up-Landschaft des Ruhrgebiets vor. Die Gründer-Plattform widmet sich seit 2022 dem Start-up-Geschäft im Revier, nach eigenen Angaben hat sie bisher mehr als 90 Unternehmen bei der Gründung begleitet.

In Zusammenarbeit mit den drei großen Universitäten des Ruhrgebiets und gefördert von der RAG-Stiftung möchte Bryck nun grundlegende Strukturen für Start-ups im Ruhrgebiet schaffen. „Wenn alle an einem Strang ziehen, können wir das regionale Potenzial nutzen“, sagt Philipp Hermann, Geschäftsführer von Bryck. Mit der Start-up Alliance möchte die Plattform beim „Exist Leuchtturmwettbewerb Start-up Factories“ der Bundesregierung eine Millionen-Förderung gewinnen. Dazu muss jedoch zuerst dieselbe Summe aus Unternehmen des Ruhrgebiets fließen.

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B2B-Reallabor im Ruhrgebiet: Studierende sollen Innovationen in Industrie testen

„Gründer kommen aus Hochschulen“, sagt Christian Lüdtke bei einer Infoveranstaltung zur Startup Alliance Anfang der Woche. Genau dort möchte der Geschäftsführer von Bryck sie in Zusammenarbeit mit den Universitäten und der Industrie abholen.

Die Start-up Alliance soll dafür sorgen, dass Studierende schon während des Studiums mit Gründungsgeist in Berührung kommen. Nach ihrem Abschluss sollen sie nicht etwa nach München oder Berlin abwandern, sondern im Ruhrgebiet bleiben, wo man ihnen die nötigen Kontakte zu Unternehmen verschafft und sie finanziell unterstützt. Im geplanten B2B-Reallabor sollen forschende Studierende mit der Industrie verbunden werden, wo sie ihre Innovationen unter realen Bedingungen testen können. B2B (Business to Business) meint Geschäfte zwischen Unternehmen.

Start-up-Business im Ruhrgebiet: Es brauche einen Schulterschluss

Das Potenzial dafür sei längst da. Die Universitäten des Ruhrgebiets setzen laut Manfred Bayer, Rektor der TU Dortmund, neben Forschung und Lehre schon seit einer Weile auch auf Transfer. So habe man Transferbeiräte installiert, in Lehrveranstaltungen werde Bewusstsein geschaffen, Studierende könnten Kurse in Entrepreneurship belegen.

Die Werkzeuge für erfolgreiche wissenschaftsbasierte Ausgründungen in Zusammenarbeit mit Investoren und Wirtschaft seien im Ruhrgebiet vorhanden. Auch Herrmann ist der Ansicht: „Wir fangen nicht bei null an.“ Was bisher gefehlt habe, sei der Schulterschluss in der Region. Dirk Opalka, Geschäftsführer des Wirtschaftsbündnisses Initiativkreis Ruhr, bekräftigt: „Es braucht eine Allianz der Universitäten sowie der Industrie und Wirtschaft.“ Wo in der Vergangenheit fragmentiert und vereinzelt vor sich hin gegründet wurde und laut Bayer die Verbindung von Universitäten zur Industrie gefehlt habe, soll unter der Start-up Alliance zukünftig eine Kooperation ermöglicht werden.

Bryck wirbt um 10 Millionen Euro aus der Wirtschaft

Dazu braucht es Geld. Beim „Exist Leuchtturmwettbewerb Start-up Factories“ der Bundesregierung kämpft Bryck gegen 14 andere Teilnehmerregionen, drei davon aus NRW. Fünf bis zehn Start-up Factories sollen dann mit zehn Millionen Euro, ausgezahlt über fünf Jahre, gefördert werden.

Weitere zehn Millionen möchte die RAG-Stiftung beisteuern. Zunächst war der Plan, es dabei zu belassen. Bei der Infoveranstaltung Ende Oktober sitzen die Akteure nun aber doch vor einem Publikum aus Unternehmensvertretern und bitten diese um weitere zehn Millionen Euro. „Es gab den Wunsch, die Projektfinanzierung auf weitere Unternehmen auszuweiten. Das würde auch die Akzeptanz für das Projekt erhöhen“, erklärt RAG-Stiftungschef Bernd Tönjes.

Das Ruhrgebiet als Europas B2B-Standort

Für die Sponsoren würde sich das investierte Geld früher oder später lohnen: „Sie erhöhen mit ihrem Engagement die Attraktivität der Region durch zusätzliche Investitionschancen und kommen in Kontakt zu jungen Leuten, die sie als Mitarbeitende für ihr Unternehmen gewinnen können“, sagt Tönjes.

Auch Probleme, die hiesige Unternehmen haben, könnten mit den Innovationen gelöst werden. Denn darauf möchte sich die Start-up Alliance konzentrieren: Das Ruhrgebiet soll der B2B-Standort Deutschlands, wenn nicht gar Europas, werden. Von Unternehmen für Unternehmen sollen technologische Innovationen das Ruhrgebiet nachhaltig wandeln.

Start-ups im Revier: Das Ruhrgebiet müsse mit einer Stimme sprechen

Zur Veranschaulichung dessen, was mit der Start-up Factory geschaffen werden soll, steht zu Beginn der Veranstaltung Olympionik Max Rendschmidt mit einer seiner vielen Goldmedaillen vor den Unternehmensvertretern. Sein Werdegang sei eine Analogie zum Start-up-Business: Er habe früh mit dem Kanusport angefangen, wurde von verschiedenen Institutionen gefördert und kann nach all der Arbeit Erfolge feiern. Für das Ruhrgebiet möchte Bryck gemeinsam mit den Universitäten, der RAG-Stiftung und Unternehmen der Region Gold holen.

Startup Alliance
Dirk Opalka, Geschäftsführer Initiativkreis Ruhr, begrüßt Olympionik Max Rendschmidt. © Initiativkreis Ruhr | Initiativkreis Ruhr

Bryck-Chef Lüdtke zeigt sich optimistisch, dass das Ruhrgebiet den Wettbewerb um die zehn Millionen Euro mit Unterstützung der hiesigen Unternehmen gewinnen kann: „Wir wollen im Antrag jeden angeforderten Punkt outperformen“, sagt er. Es gebe keinen Punkt, in dem das Ruhrgebiet nicht schon heute besser sei als gefordert. Man wolle die Referenz sein. „Und das wird auch gelingen, wenn wir zeigen, dass das Ruhrgebiet mit einer Stimme spricht.“

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