Berlin/Essen. Deichmann bekommt den Zuschlag und übernimmt die Markenrechte von Esprit. Doch neben Schuhen könnte es auch weiter Kleidung der Marke geben.

Der Essener Schuhkonzern Deichmann übernimmt die Markenrechte des insolventen Modeunternehmens Esprit – einen entsprechenden Bericht dieser Redaktion bestätigte Deichmann bereits am Dienstagnachmittag.

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„Deichmann hat die Schuhmarkenrechte des Modekonzerns Esprit übernommen. In dem komplexen Bieterprozess ging es um das komplette Lizenzpaket. Deichmann übernimmt hierbei die Schuhmarkenrechte von Esprit in Europa und den USA, nicht aber operative Firmenanteile des Unternehmens“, teilte das Unternehmen dieser Redaktion mit. Über die Höhe des Kaufpreises sei Stillschweigen vereinbart worden. Informationen unserer Redaktion zufolge zahlt Deichmann für Markenrechte, Lizenzen, Schnittmuster und Internetdomains aber einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag.

Esprit: Deichmann erwirbt alle Esprit-Markenrechte, gibt einen Teil aber weiter

Deichmann hatte im September erstmals Interesse an den Markenrechten an Esprit signalisiert. Nun teilte die Firma zu den Beweggründen des Erwerbs mit: „Wir glauben an die vielseitige Marke. Die trendigen, bequemen Schuhe von Esprit passen hervorragend in unser Portfolio.“ Deichmann bestätigte darüber hinaus, dass auch Markenrechte für den Textilbereich von Esprit an die Theia Group of Companies übergehen. „Auch über die Konditionen dieses Kaufpreises haben die Parteien Vertraulichkeit vereinbart“, so das Unternehmen.

Wie diese Redaktion exklusiv erfuhr, hatte der Gläubigerausschuss von Esprit am Montag Deichmann den Zuschlag für das Markenpaket gegeben. Das Bieterverfahren dauerte zuvor einige Monate. Ursprünglich – und auch schon von Esprit verkündet – sollte die britische Investmentfirma Alteri die Markenrechte übernehmen. Doch dagegen regte sich vor allem von der Esprit-Muttergesellschaft, einer Holding in Hongkong, Widerstand. Die Esprit-Dachgesellschaft war zuletzt in Besitz des Rechtepakets – und warb in den vergangenen Wochen Informationen dieser Redaktion zufolge gezielt um Deichmann als Käufer.

Esprit: Deichmann hat Schuhe der Marke seit 2019 im Sortiment

Deichmann selbst führt die Schuhkollektion von Esprit eigenen Angaben zufolge seit 2019. Diese würde sich, so das Unternehmen, „anhaltend großer Beliebtheit“ erfreuen. „Außerdem entwickelt Deichmann seit der Saison Herbst/Winter 2020 gemeinsam mit Esprit Schuhkollektionen und beschafft diese. Zudem bietet Deichmann eigene Kollektionen von Esprit-Schuhen in den eigenen Filialen und im Onlineshop an“, hieß es in der Erklärung weiter. Deichmann zahlte dafür bislang Lizenzgebühren an Esprit. Informationen dieser Redaktion zufolge lag die jährliche Zahlung im niedrigen einstelligen Millionenbereich.

Zu dem Unternehmen Theia Group of Companies, das von Deichmann die Esprit-Moderechte übernimmt, machte Deichmann selbst keine näheren Angaben. Während Deichmann für die Schuhrechte einen Fixbetrag zahlt, hat sich die Esprit-Holding bei der Weitergabe der Modemarkenrechte eine Gewinnbeteiligung gesichert. Fällig wird die, falls Theia irgendwann einmal wieder Mode mit Esprit-Branding in den Handel bringt. Wann und ob das der Fall sein wird, wurde zunächst nicht bekannt.

In Deutschland machen alle 56 Esprit-Filialen zu

Auch Esprit selbst bestätige am Dienstag den Zuschlag an Deichmann. „Durch das späte Angebot von Deichmann war eine neue Bietersituation entstanden. Nun aber herrscht Klarheit: Deichmann wird als langjähriger Partner von Esprit den Schuhbereich fortführen, während Theia die Chance bekommen soll, das Textilgeschäft neu aufzustellen und der etablierten Marke Esprit neuen Glanz zu verleihen“, sagte der Sanierungsgeschäftsführer von Esprit, Christian Gerloff laut Mitteilung.

Esprit selbst hatte im Mai dieses Jahres Insolvenz angemeldet. Bis Ende November sollen laut Esprit alle 56 eigenen Filialen in Deutschland geschlossen sein, auch der Stammsitz in Ratingen bei Düsseldorf macht dicht. Etwa 1300 Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz.