Berlin/Essen. Um die Markenrechte der insolventen Modefirma wurde lange gerungen. Nun gibt es eine Entscheidung. Doch eine Frage bleibt offen.
In den Geschäften läuft der Räumungsverkauf, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben ihre Kündigungen erhalten – doch hinter den Kulissen wurde in den vergangenen Wochen hart um eine Zukunft von Esprit gerungen. Im Fokus standen dabei aber ausschließlich die Markenrechte. Nun hat der Gläubigerausschuss in Deutschland am Montag einen Zuschlag erteilt.
Nach Informationen unserer Redaktion aus dem Umfeld der Gläubiger darf der Essener Schuhkonzern Deichmann die Rechte kaufen. Deichmann führt seit 2019 Schuhe der Marke Esprit und hat dafür zuletzt Lizenzgebühren gezahlt. Dem Vernehmen nach wurde dafür jedes Jahr ein niedriger einstelliger Millionenbetrag fällig. Der Konzern wird den Quellen zufolge allerdings nicht nur die Schuhmarkenrechte erwerben, sondern das gesamte Esprit-Markenpaket. Das umfasst auch die europäischen Rechte für die Modemarke an sich, Schnittmuster und Internetdomains.
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Deichmann wollte den Deal auf Anfrage unserer Redaktion zunächst nicht bestätigen. Das Interesse an den Schuhmarkenrechten hatte das Unternehmen Mitte September allerdings selbst öffentlich gemacht.
Esprit hatte im Mai für das Geschäft in Deutschland und in Teilen Europas Insolvenz angemeldet. Ein Investor für das operative Geschäft – also für die Filialen, Mitarbeiter und den Warenbestand – war nicht gefunden worden. Gut 1300 Mitarbeiter verlieren deshalb bis Jahresende ihren Job. Neben den 56 Filialen in Deutschland schließt auch die Zentrale in Ratingen bei Düsseldorf. Esprit-Inventar wird derzeit bereits bei einem Auktionshaus versteigert.
Eigentlich hatte eine andere Firma den Esprit-Zuschlag erhalten
Den Verkauf der Markenrechte hatte Esprit selbst schon für abgeschlossen erklärt. Ursprünglich hatte der britische Investmentspezialist Alteri den Zuschlag erhalten. Zu den Engländern gehören bereits Modemarken wie Street One und Cecil sowie der deutsche Babyausstatter Baby Walz. Die Möglichkeit für Deichmann ergab sich, weil in dem Investorenverfahren nicht nur die Vertreter der deutschen Gläubiger mitsprechen, sondern auch die Esprit-Muttergesellschaft in Hongkong. Die Holding ist bislang im Besitz der europäischen Markenrechte.
Dort war man mit dem Alteri-Deal offenbar so unzufrieden, dass man die Sache selbst in die Hand nahm – und Deichmann kontaktierte. Das Unternehmen gilt als Europas größter Schuhkonzern und dürfte die Markenrechte aus der Portokasse bezahlen können. Einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag gibt Deichmann dafür zunächst aus. Das Geld kommt dem Vernehmen nach vollständig der deutschen Insolvenzmasse zugute – anders als es bei der vorherigen Vereinbarung mit Alteri vorgesehen war, wo auch die Holding einen Teil der Summe erhalten hätte. Die Esprit-Dachgesellschaft in Hongkong geht allerdings auch nicht gänzlich leer aus.
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Esprit: Deichmann behält wohl lediglich die Schuhmarkenrechte
Denn die Muttergesellschaft sicherte sich Informationen unserer Redaktion zufolge eine Gewinnbeteiligung. Falls jemand noch einmal in Deutschland und in den von der Insolvenz betroffenen Märkten Europas Esprit-Mode in den Handel bringt, verdient die Holding also mit. Zunächst aber dürfte das ein schlechteres Geschäft sein: Aktuell ist völlig offen, ob und wann Esprit-Kleidung hierzulande wieder verkauft wird. „Der Deal lässt Zukunftsfantasien zu und ist möglicherweise gesichtswahrender, als die Rechte lediglich an irgendeinen Investor abzugeben“, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person unserer Redaktion.
Deichmann allerdings wird die Rechte für Esprit-Klamotten nicht selbst nutzen. Wie unsere Redaktion erfuhr, kommt ein Partner ins Spiel, an den der Essener Konzern alle Rechte jenseits der für Schuhe weitergeben wird – das ist die Firma Theia Brands. Das Unternehmen hat sich laut eigenen Angaben darauf spezialisiert, Bekleidungsmarken neu zu erfinden und wieder zu beleben. Beispiele, mit denen das gelungen ist, nennt man auf der eigenen Internetseite allerdings nicht. Deichmann selbst ließ eine Anfrage unserer Redaktion zur möglichen Zusammenarbeit mit Theia zunächst unbeantwortet.
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