Berlin. Die deutsche Brief- und Paketsparte wird ausgegliedert. Zu den Folgen für Beschäftigte hat eine DHL-Vorständin eine deutliche Meinung.

Es ist ein Szenario, das für viele undenkbar scheint, aber über das unter Aktionären immer öfter spekuliert wird: Könnte die Deutsche Post ihr Briefgeschäft verkaufen? Seit Jahren verliert das Briefgeschäft im DHL-Konzern an Bedeutung. „Wir hatten in den vergangenen Jahren einen Briefrückgang von zwei bis drei Prozent pro Jahr. 2023 ist das Geschäft dann um sechs Prozent eingebrochen, und im ersten Halbjahr dieses Jahres hat sich dieser Rückgang weiter so fortgesetzt“, sagte Nikola Hagleitner, Vorständin für das deutsche Post- und Paketgeschäft der DHL Group, im Interview mit unserer Redaktion.

Der wegbrechende Marktanteil beim Briefgeschäft sei „auf ewig verloren“, da es keine Anlässe mehr geben werde, die in Zukunft mehr Briefe kreieren würden, so Hagleitner. Noch stärker als bei der Geschäftspost sei der Rückgang bei privaten Briefen. An ein gänzliches Verschwinden der Briefpost glaubt die Vorständin für das deutsche Post- und Paketgeschäft der DHL aber nicht: „Es wird auch 2030 oder 2035 Restmengen an Briefen geben. Aber wir werden dann ein Paketdienstleister mit Briefdienstleistungen sein. Trotzdem werden Briefe nie ganz verschwinden, denn sie haben einen großen Wert für die Gesellschaft, zum Beispiel bei Wahlen.“ Noch sei das Briefgeschäft kein Negativgeschäft.

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Postchefin: Das ändert sich für die 187.000 Beschäftigten

Die jüngste Umstrukturierung bei der DHL, die auch zu einer Ausgliederung der Sparte Post und Paket führte, sorgte für weitere Mutmaßungen. Doch Hagleitner weist Spekulationen über einen Ausverkauf zurück. „Spekulationen um den Verkauf des Briefgeschäfts kann ich eine klare Absage erteilen. Wir haben in den vergangenen Jahren das Brief- und Paketgeschäft immer weiter verzahnt und tragen schon in über der Hälfte der Zustellbezirke Briefe und Pakete gemeinsam aus.“

Nikola Hagleitner
Nikola Hagleitner ist Vorständin für das deutsche Post- und Paketgeschäft der DHL Group. © DHL | DHL

Briefe und Pakete seien bei der DHL Group untrennbar miteinander verbunden. „Und auch ein Verkauf des gesamten deutschen Post- und Paketgeschäfts wäre wirtschaftlich widersinnig, da Deutschland der größte E-Commerce-Markt in ganz Europa ist. Das hätte auch negative Effekte für alle anderen DHL-Divisionen“, erläuterte die Vorständin. Noch wichtiger, so Hagleitner: „Für unsere 187.000 Beschäftigten ändert sich dadurch nichts. Es gibt keine inhaltlichen Änderungen an Beschäftigungsbedingungen, Schutzrechten oder Ähnlichem.“

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Deutsche Post- und Paketsparte wird in Zukunft eigenständig werden

Ziel der Umstrukturierung und der „Strategie 2030“ sei es, die Struktur des Konzerns zu vereinfachen. „Gemäß unserer Managementstruktur werden wir eine neue Muttergesellschaft, die DHL AG, etablieren, unter der fünf starke Divisionen geführt werden. Sind wir als Post und Paket Deutschland bisher Teil der Muttergesellschaft, ist geplant, dass wir künftig eine eigenständige Division werden und als solche in der Deutsche Post AG verbleiben“, sagte Hagleitner. „Bei diesem Vorhaben arbeiten wir Hand in Hand mit unserem Sozialpartner.“ Die Umsetzung der Vorhaben werde noch einige Jahre dauern.

„Wir als Post und Paket Deutschland tragen momentan nichts zur Dividende bei“, so Hagleitner. „Aber grundsätzlich finde ich, dass sich jeder Geschäftszweig selbst tragen muss. Es ist ein fairer Anspruch, dass wir selbst für die Zukunft unserer 187.000 Mitarbeitenden sorgen.“ Mehrere Aktionärsvertreter hatten auf der Hauptversammlung des Konzerns im Mai einen Verkauf in die Diskussion gebracht.