Köln/Essen. Die Internationale Möbelmesse, die wie jedes Jahr im Januar in Köln stattfinden sollte, fällt aus. Die Veranstalter nennen dramatische Gründe.
Wegen der schweren Krise, in der die Möbelbranche steckt, sagt die Messe Köln die für Januar 2025 geplante Internationale Möbelmesse ab. Die Absage gilt als Zäsur: In den vergangenen Jahrzehnten musste die IMM bislang nur während der Corona-Pandemie ausfallen.
Hauptgrund für die Absage seien „das schwierige wirtschaftliche Fahrwasser für deutsche Möbelhersteller und die mangelnde Nachfrage nach Möbeln im Inland“, teilte die Messe Köln völlig überraschend am Mittwoch, 9. Oktober, mit. Die Entscheidung, die internationale Branche im Januar nicht an den Rhein einzuladen, sei im Einvernehmen mit dem Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM) gefallen. Gemeinsam wolle man jetzt ein neues Messeformat erarbeiten.
Möbelumsatz bricht um zehn Prozent ein
Die Zahlen des Verbands klingen dramatisch. Danach sei der Umsatz 2023 und im ersten Halbjahr 2024 „signifikant“ zurückgegangen. Bei den Möbeln insgesamt habe das Minus 9,7 Prozent betragen, bei den Polstermöbeln sogar 11,2 Prozent. Auch die Anzahl der Beschäftigten und der Betriebe sei rückläufig, so der VDM. Möbelhersteller sind stark in NRW und vor allem in Ostwestfalen vertreten. Zuletzt hatte die Insolvenz der Hülsta Werke bei Münster für Aufsehen gesorgt.
„Wie viele andere Branchen hat sich auch der Möbelmarkt in den vergangenen Jahren deutlich verändert – und mit ihm die Anforderungen an Messen. Die derzeitige Branchensituation zwingt leider viele Unternehmen zu einem Umdenken“, sagt Leo Lübke, Präsident des VDM. Ende August hatte allerdings Geschäftsführer Jan Kurth erklärt, die Talsohle sei durchschritten. Für den Herbst sei mit einer Belebung der Möbelnachfrage zu rechnen.
Kölner Messechef rechnet mit Umsatzeinbußen
Die Hoffnungszeichen kamen aber offenbar für die Internationale Möbelmesse zu spät. Sie im Januar auszusetzen sei eine „folgerichtige Entscheidung“, sagte Gerald Böse, Chef der Messe Köln. Böse verweist darauf, dass die IMM bereits wegen Corona dreimal habe ausfallen müssen. „Diese fehlende Kontinuität, verbunden mit dem aktuellen wirtschaftlichen Umfeld, macht es für uns als Veranstalter unmöglich, ein attraktives Ausstellerangebot für den Handel im Januar 2025 in Köln zu gewährleisten“, so Böse. Die Messe Köln arbeite bereits an „vielversprechenden Konzepten“ für die Zukunft.
Die Absage dürfte auch wirtschaftliche Folgen für die Messe Köln haben. „Die IMM Cologne ist bereits in unserer neuen mittelfristigen Finanzplanung aufgrund der Erfahrungen der Coronajahre deutlich reduzierter geplant gewesen“, sagt Böse auf Anfrage unserer Redaktion. „Gleichwohl werden wir in 2025 einen Umsatzverlust im niedrigen zweistelligen Millionenbereich verkraften müssen.“
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