Duisburg/Essen. Bei Deutschlands größtem Stahlkonzern sind die Entscheidungen des Aufsichtsrats gefallen: Grimm bleibt Chef, viele neue Kontrolleure.
Bei Deutschlands größtem Stahlkonzern Thyssenkrupp Steel sind die meisten, aber noch nicht alle wichtigen Führungspositionen im Konzern neu besetzt worden. Entsprechende Entscheidungen traf am Donnerstag der Aufsichtsrat in Duisburg. Ilse Henne, die frisch gewählte Chefkontrolleurin und Nachfolgerin des früheren Vizekanzlers Sigmar Gabriel bei Thyssenkrupp Steel, zeigte sich nach der Gremiensitzung zufrieden. „Die Neuaufstellung von Thyssenkrupp Steel kommt voran“, erklärte sie in einer Mitteilung des Unternehmens.
Erwartungsgemäß bleibt Dennis Grimm als Sprecher des Vorstands an der Spitze des Stahlkonzerns, zu dem rund 27.000 Beschäftigte gehören. Seit dem abrupten Rückzug seines Vorgängers Bernhard Osburg hat Grimm seit Ende August die Führungsfunktion interimsweise ausgeübt.
Auch die Zuständigkeiten im Vorstand sind bei der Aufsichtsratssitzung neu zugeordnet worden. Grimm übernehme „die gesamte operative Verantwortung sowie die technologische Steuerung und Weiterentwicklung des Unternehmens“. Darüber hinaus sei er verantwortlich für die „technologische Umsetzung der grünen Transformation“. Für ein neu zugeschnittenes „Vertriebs- und Innovationsressort“ sei Grimm kommissarisch verantwortlich. Sprich: Für diesen Posten soll noch ein Vorstandsmitglied hinzukommen.
Am 1. Oktober werde Marie Jaroni in den Steel-Vorstand aufrücken. Bislang ist die Managerin in einer Führungsfunktion beim Essener Mutterkonzern Thyssenkrupp. Jaroni werde in einem neu geschaffenen Ressort „für die strategische Weiterentwicklung sowie für die performanceorientierte Steuerung des Unternehmens hin zu mehr Wettbewerbsfähigkeit“ verantwortlich sein.
Neuordnung nach erbittert geführtem Streit
Als Finanzvorstand sei Philipp Conze bestätigt, teilte Thyssenkrupp Steel außerdem mit. Er werde zusätzlich weiterhin das Personalressort leiten, bis auch hier die Nachbesetzung erfolgt ist. Traditionell hat die IG Metall Zugriff auf diesen Posten im Vorstand. Für die Aufgabe wird Dirk Schulte gehandelt, der bisher bei der Energiefirma Enercity in Hannover tätig ist. Der 58-Jährige ist der Sohn des ehemaligen Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Dieter Schulte.
Ende August haben sich Osburg und Steel-Aufsichtsratschef Sigmar Gabriel im erbittert geführten Streit um die finanzielle Ausstattung der Duisburger Stahlsparte durch den Mutterkonzern mit weiteren Vorständen und Firmenkontrolleuren zurückgezogen.
„Mit den neuen personellen Besetzungen in Aufsichtsrat und Vorstand wollen wir die großen Herausforderungen der strukturellen Neuausrichtung, der Verselbstständigung und der grünen Transformation gemeinsam angehen“, sagte Gabriels Nachfolgerin Henne, die dem von Miguel López geführten Thyssenkrupp-Vorstand angehört und die Werkstoffhandels-Sparte des Konzerns führt. „Jetzt gilt es, mit der Thyssenkrupp AG und den Arbeitnehmervertretern die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft des Unternehmens zu stellen“, fügte Henne hinzu. Die noch offenen Positionen im Vorstand sollen „schnellstmöglich besetzt“ werden.
Knut Giesler folgt auf Detlef Wetzel im Aufsichtsrat
Für die Arbeitnehmerseite wurde Unternehmensangaben zufolge Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall Nordrhein-Westfalen, in den Aufsichtsrat der Thyssenkrupp Steel entsandt und zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Er folgt damit auf den früheren IG Metall-Vorsitzenden Detlef Wetzel.
Die weiteren vakanten Positionen auf Anteilseignerseite im Aufsichtsrat werden durch Detlef Schotten, Andreas Zinke und Sonja Püskens nachbesetzt, die in unterschiedlichen Funktionen für den Thyssenkrupp-Konzern tätig sind. Auf der Arbeitnehmerseite folgt Ali Güzel, Betriebsratsvorsitzender Standort Duisburg-Hamborn, auf Tekin Nasikkol.
Knut Giesler sagte unserer Redaktion nach der Aufsichtsratssitzung: „Wir müssen von ,Konfliktstufe neun bis zehn‘ runter auf Konfliktstufe ,sieben bis acht‘. Es geht bei Thyssenkrupp Steel und HKM um mehr als 30.000 Beschäftigte. Die Menschen haben ein Anrecht darauf, dass es schnell Antworten auf ihre Fragen gibt und die Herausforderungen bewältigt werden.“
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