Essen. NRW kürzt Zuschüsse für Start-up-Anlaufstellen im Land. Ruhrhub muss sich neu bewerben. Das sind die Ideen des neuen Geschäftsführers.

Wenn junge Teams Start-ups gründen, brauchen sie Unterstützung. Die bekommen sie unter anderem von sechs Anlaufstellen in NRW, die Hubs genannt und von der Landesregierung finanziell gefördert werden. Ab dem kommenden Jahr ändert das NRW-Wirtschaftsministerium allerdings die Richtlinien und will auch etwas weniger Geld zur Verfügung stellen. Davon betroffen ist auch der Ruhrhub in Essen.

Das von Mona Neubaur (Grüne) geführte Wirtschaftsministerium teilte vergangene Woche mit, dass es künftig vor allem Start-ups mit Geschäftsmodellen, die digital und sozial-ökologisch ausgerichtet sind, fördern will. Über einen Zeitraum von drei Jahren will sie sechs Hubs mit 7,5 Millionen Euro unter die Arme greifen. Für die Förderphase zuor hatten 10,2 Millionen Euro zur Verfügung gestanden. Der Ruhrhub hatte vom Land 2,1 Millionen Euro erhalten.

Bis zum 31. Oktober kann sich der Ruhrhub bewerben

Bis zum 31. Oktober hat nun auch Jannis Heuner Zeit, seinen Bewerbungsantrag für den Ruhrhub aufzusetzen. Als Nachfolger der bisherigen Geschäftsführerin Svenja Tietje, die nach Angaben im Karriere-Netzwerk Linkedin zum Orthopädisch-Neurochirurgischen Zentrum ONZ in Dortmund gewechselt ist, trägt der 39-Jährige erst wenige Wochen Verantwortung im Ruhrhub.

Die Anlaufstelle für Start-ups aus dem Ruhrgebiet ist auf das Geld aus Düsseldorf angewiesen, auch wenn die anderen Gesellschafter – die Städte Duisburg, Mülheim, Essen, Gelsenkirchen, Bochum und Dortmund sowie die Business Metropole Ruhr – in der Vergangenheit stets die Mittel aus der Landesförderung von sich aus verdoppelt haben. Der Ruhrhub ist eines der positiven Beispiele für gute Zusammenarbeit der Revierkommunen.

„Wir hoffen auf die Zusage für weitere drei Jahre, sind dabei aber in Konkurrenz mit anderen“, sagt Heuer im Hinblick auf andere Bewerber. „Wenn es die Förderung nicht mehr geben sollte, gerät der Ruhrhub natürlich unter Druck“, warnt der Geschäftsführer. „Ich bin aber davon überzeugt, dass wir Strukturen wie den Ruhrhub brauchen.“ Die jungen Teams benötigten einfach die Beratung durch Experten, wenn es um Fragen gehe, auf welche Technologien sie setzen sollen und wo es dafür lukrative Märkte gibt.

Neuer Geschäftsführer Heuner bleibt parallel in Bochum

„Die Anforderungen an uns werden immer kleinteiliger und anspruchsvoller“, sagt Heuner. Der 39-Jährige kennt sich bestens in der Gründerszene aus. Bei der Wirtschaftsentwicklung Bochum leitet er den Bereich Gründung und Wachstum. Die Aufgabe will Heuner parallel weiter wahrnehmen, bis sich die Zukunft des Ruhrhub, in dessen Aufsichtsrat er für die Gesellschafterin Stadt Bochum acht Jahre lang saß, geklärt hat.

Der neue Geschäftsführer weiß deshalb genau, wo er beim Umbau des Ruhrhub und der Bewerbung um Landesmittel ansetzen muss. „Wir müssen wieder ein Programm zur Unterstützung von Start-ups aufbauen. Mir schwebt vor, dass die Teams einfach zum Ruhrhub kommen und hier Hilfe bekommen. Dieser Anspruch ist in den vergangenen Jahren ein bisschen verloren gegangen“, räumt Heuner ein und betont, ihm gehe es um „offene Unterstützungsangebote“ – abseits der bekannten Programme wie Ruhrmasters oder der auch über das Ruhrgebiet hinaus bekannten Großveranstaltungen Ruhrsummit und die Start-up-Week, die vom 23. bis 27. September in unterschiedlichen Revierstädten laufen wird.

10. Ruhrsummit am 27. Mai 2025 in Bochum geplant

Bei aller Unsicherheit über die finanzielle Zukunft des Ruhrhub hat Heuner aber auch eine positive Botschaft. „Der 10. Ruhrsummit, der Ende Mai 2025 stattfinden soll, ist durchfinanziert.“ Das Stelldichein der nordrhein-westfälischen Gründerszene soll am 27. Mai 2025 in der Bochumer Jahrhunderthalle Jubiläum feiern. Auch wenn noch nicht feststeht, dass auch in Zukunft Geld aus Düsseldorf nach Essen fließt, hat der Geschäftsführer bereits Ideen für einen Ausbau des Ruhrsummit, der eine feste Größe in der Start-up-Szene geworden ist.

Heuner sieht das Ruhrgebiet auf einem guten Weg, auch wenn Berlin und München immer noch die deutschen Hotspots der Start-ups sind. „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir hier im Ruhrgebiet die solideren Gründungen haben. Da, wo wir Potenziale bei Ausgründungen aus den Hochschulen heben, haben wir auch gute Zahlen“, sagt der Ruhrhub-Geschäftsführer. „In NRW und im Ruhrgebiet haben wir eine gute Entwicklung genommen. Wir müssen uns wirklich nicht verstecken.“

Zur Person:
Jannis Heuner ist gebürtiger Dortmunder und lebt bis heute dort. An der Technischen Universität Dortmund studierte er Raumplanung und machte anschließend noch seinen Master of Business Administration an der FOM.
Erster Mentor Heuners war der frühere Oberhausener Oberbürgermeister Burkhard Drescher. Für dessen Stadtentwicklungsprojekt Innovation City arbeitete Heuner vier Jahre lang in Bottrop.
2015 machte der Bochumer Wirtschaftsförderer Ralf Meyer Heuner zu seinem persönlichen Referenten.

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