Berlin. Die Chipfabrik in Magdeburg kommt vorerst nicht. Industriepolitisch ist das ein schwerer Schlag, nicht nur für Deutschland.

Es hat nicht lange gedauert, bis man in der Ampel wieder an den Konflikt-Kurs der letzten Wochen anknüpfte: Nur wenige Minuten nachdem der US-Konzern Intel Montagnacht deutscher Zeit verkündet hatte, den Bau der Chipfabrik in Magdeburg zu verschieben, meldete sich Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) auf „X“ zu Wort.

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Man müsse die frei werdenden Fördermittel nun einsetzen, um Löcher im Bundeshaushalt zu stopfen, schrieb Lindner sinngemäß. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hielt wenig später dagegen: Die Finanzmittel stünden nicht dem Kernhaushalt zur Verfügung, sondern müssten im Klimaschutzfonds KTF verbleiben.

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Der Ampel aber droht nicht nur in Finanzfragen ein neuer Konflikt. Intel hatte in Sachsen-Anhalt die größte jemals zu tätigende Einzelinvestition in Deutschland geplant. 30 Milliarden Euro wollte der Chipfabrikant investieren, fast 10 Milliarden Euro sollten von der öffentlichen Hand kommen. Deutschland und Europa hatten industriepolitisch auch auf Intel gesetzt. In erster Linie sollten die in Europa hergestellten Chips eine strategische Antwort auf eine mögliche künftige Auseinandersetzung mit China sein.

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Fraglich ist, ob Intel dafür noch der richtige Partner ist. Das Unternehmen verschärft nun den Sparkurs, konsolidiert sich mit Stellenstreichungen und neuen Aufträgen im Heimatmarkt. Ob das reicht, um aus der Krise zu kommen, weiß niemand. Deutschland kann das Bangen um Intel deshalb auch zum Anlass nehmen, die eigene Subventionspolitik zu hinterfragen.

Dominik Bath ist Redakteur für Politik & Wirtschaft in der FUNKE Zentralredaktion.
Dominik Bath ist Redakteur für Politik & Wirtschaft in der FUNKE Zentralredaktion. © FUNKE Foto Services | Jörg Krauthöfer

In jedem Fall gilt es nun, einen Tag nach der Intel-Entscheidung, die Lage besonnen zu analysieren und das beste für das Land zu tun. Mit möglicherweise frei werdenden Fördermitteln irgendwelche Löcher im Haushalt aufzufüllen, wäre mit Blick auf die Zukunft des Wirtschaftsstandorts sicherlich die schlechteste Idee.