Berlin. Steigt der Preis 2025, wäre ein wichtiger Vorteil des Fahrscheins verloren. Dabei gibt es Wege, um einen Preisanstieg zu verhindern.

Das Deutschlandticket könnte sich bald als Superflop erweisen. Das wäre der Fall, wenn der Preis auf jene 64 Euro angehoben werden müsste, die das bayrische Verkehrsministerium als kostendeckend errechnet hat. 750 Millionen Euro würde die Finanzierungslücke im kommenden Jahr betragen, heißt es aus München. Wird das Ticket zum Jahreswechsel aber tatsächlich 30 Prozent teurer, wäre ein großer Teil der Vorteile des bundesweit geltenden Fahrscheins für den Nahverkehr verloren.

Viele der neu dazu gewonnen Kunden, die das Ticket nur gelegentlich nutzen, würden es kündigen und bestenfalls gelegentlich erneut abonnieren. Die verbleibenden Kunden finanzieren bei begrenztem Nutzen für sich selbst die dann immer noch günstigen Konditionen für Fernpendler mit, die für Ihre Netzkarten früher sehr viel tiefer in die Tasche greifen mussten.

Deutschlandticket: Es braucht endlich eine langfristige Finanzierung

Dass die vernichtende Rechnung aus Bayern kommt, verwundert wenig. Aufgrund des dort oft schlechten Nahverkehrsangebots ist das Interesse am Deutschlandticket geringer als anderswo. Richtig ist indes, dass die Verkehrsunternehmen mit dem aktuellen Preis nicht vernünftig wirtschaften können. Für den gewünschten Ausbau des Nahverkehrsangebots fehlt den meisten Anbietern das Geld. Bei Defiziten droht in manchen Regionen sogar eine Ausdünnung des Angebots. Das war nicht gerade das Ziel bei der Einführung des Deutschland-Tickets.

Im Herbst steht die nächste Verkehrsministerkonferenz an, auf der um die Finanzierung – wieder einmal – hart gerungen werden wird. Dabei müssten sich Bund und Länder endlich einmal auf eine langfristige Finanzierung und Perspektive des Deutschlandtickets verständigen.

Wolfgang Mulke, Wirtschaftskorrespondent
Wolfgang Mulke, Wirtschaftskorrespondent © privat | Privat

Es gibt derzeit viele Effizienzdefizite

Finanzielle Möglichkeiten und politische Wünsche lassen sich jedoch nur schwer miteinander vereinbaren. Die Politik will mehr öffentlichen Verkehr, die Anbieter müssen ihre Kosten wieder hereinholen. Da müssen sich beide Seiten erheblich bewegen. Bund und Länder müssen die Finanzierung eines attraktiven Angebots finanzieren, die Verkehrsunternehmen die vielfach vorhandenen Effizienzdefizite in Angriff nehmen.

Spielraum gibt es hier genug. Noch immer gibt es bundesweit zu viele Verkehrsverbünde, die zu kleinteilig agieren. Dahinter stehen komplizierte Verwaltungsstrukturen, die unter dem Strich vor allem eines sind: teuer. Und die nach wie vor einen Dschungel unterschiedlicher Tarife und Preisstrukturen erhalten, die so manchen ortsfremden und mitunter auch einheimischen Fahrgast große Fragezeichen auf die Stirn zeichnen lassen. Gerade hier hat das Deutschlandticket gezeigt, was möglich ist.

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In einer besseren Digitalisierung liegen viele Chancen

Weitere Effizienzgewinne wären zudem mit einer verbesserten Digitalisierung möglich. Auch hier ist das Deutschlandticket ein Vorreiter: Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte bei der Einführung darauf gedrungen, es nicht als Papierticket anzubieten.

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Seit diesem Jahr gibt es auch die anfängliche Chipkarte nicht mehr, das Deutschlandticket liegt rein digital vor. Das hat Vorteile: Es lassen sich Verkehrsströme messen und optimieren. So können perspektivisch im besten Fall beide Seiten profitieren: Die Verkehrsbetriebe, die Leerfahrten vermeiden können. Und die Fahrgäste, die sich bestenfalls nicht in überfüllte Bahnen und Busse zwängen müssen.

Klar ist: Werden diese Effizienzspielräume nicht genutzt, ist eine hohe Kostensteigerung wohl nicht zu umgehen. Das bedeutet aber auch, dass ein Verlust des Deutschlandtickets dann kaum zu vermeiden wäre.