Hamburg. An vielen Küstenorten an der Nordsee sind Immobilien kräftig im Preis gesunken. Wo sich der Kauf des Ferienhauses oder der Wohnung lohnen könnte.
Für die Deutschen ist das Inland das beliebteste Urlaubsziel. 28,2 Prozent planen ihren Urlaub zwischen Nordsee und Alpen, ergab die deutsche Tourismusanalyse. Die Urlaubsländer Spanien und Italien folgen mit einstelligen Prozentwerten auf dem zweiten und dritten Rang.
Wer es sich leisten kann, liebäugelt vielleicht sogar mit der eigenen Ferienimmobilie an der Nordsee. Die Faszination der Gezeiten, weitläufige Sandstrände und die Vielfalt der Natur machen die Nordseeküste nicht nur zu einer beliebten Ferien-, sondern auch Wohnregion. Zuletzt sind die Immobilienpreise deutlich gefallen, auch auf Sylt.
Immobilienmarkt an der Nordsee mit hohen Preisabschlägen
Nachdem die hiesigen Immobilienpreise sich lange Zeit ausschließlich nach oben entwickelt haben, bekam auch der Immobilienmarkt an der Nordseeküste die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs, der breit gestiegenen Kosten, der Inflation sowie der daraus resultierenden Zinserhöhungen zu spüren, wie eine Analyse von von Poll Immobilien zeigt. Untersucht wurde die Preisentwicklung vom ersten Quartal 2023 bis zum ersten Quartal 2024 für Ein- und Zweifamilienhäuser aus dem Bestand bis Baujahr 2000.
In neun der zwölf analysierten Regionen an der Nordseeküste sanken die durchschnittlichen Quadratmeterpreise für Häuser im ersten Quartal 2024 gegenüber dem Vorjahresquartal um bis zu neun Prozent. Betrachtet man den Zeitraum seit dem ersten Quartal 2022, als die Immobilienpreise auf ein historisches Hoch zusteuerten, fallen die Preisabschläge auf Basis einer früheren Untersuchung von von Poll Immobilien bei den Angebotspreisen noch höher aus. In den meisten Regionen wie Wilhelmshaven, Cuxhaven, Aurich oder Bremerhaven liegen sie zwischen 16 und 18 Prozent. Für Sylt erreicht der Preisabschlag seit dem ersten Quartal 2022 sogar 23 Prozent.
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In ersten Regionen steigen die Preise bereits wieder
Aber das ist Vergangenheit. „Denn ein Blick auf die Preisentwicklung des vierten Quartals 2023 verglichen mit dem ersten Quartal 2024 zeigt, dass sich die Preisspirale bereits deutlich langsamer nach unten dreht – die Preise sinken nicht mehr so stark, teilweise steigen sie sogar wieder leicht an“, sagt Daniel Ritter, geschäftsführender Gesellschafter bei von Poll Immobilien. „Die Phase der Marktregulierung könnte bald ein Ende haben.“
Der teuerste Standort an der Nordseeküste ist unverändert Sylt mit einem durchschnittlichen Quadratmeterpreis von 14.424 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Im ersten Quartal 2022 lag dieser Wert noch bei 18.740 Euro.
Nordfriesische Inseln mit Sylt sind der teuerste Standort an der Nordsee
Die Nordfriesischen Inseln, zu denen neben Sylt auch Föhr und Amrum zählen, sind mit einem durchschnittlichen Quadratmeterpreis von 11.704 Euro der mit Abstand teuerste Standort an der Nordseeküste. Innerhalb von zwei Jahren sind die Preise um 17,1 Prozent gesunken, seit dem ersten Quartal 2023 um noch neun Prozent.
„Wir haben auf Sylt wieder mehr Angebot, und es sind nachvollziehbare Preise gefragt, um kapitalstarke Interessenten zu motivieren“, sagt Martin Weiß, Geschäftsstellenleiter bei von Poll Immobilien Sylt. „In den letzten zwei Jahrzehnten wurde auf Sylt viel neu gebaut. In Zukunft wird es wohl weniger Neubauten geben, allein schon wegen der gestiegenen Baukosten.“
Häuser auf Sylt kosten zwischen drei und sieben Millionen Euro
Auf der Insel werden laut dem Immobilienportal ImmoScout24 viele neue Häuser mit großen Wohnflächen und noch viel größeren Grundstücken von häufig mehr als 1000 Quadratmetern angeboten. Manche sind bereits einzugsbereit, andere müssen noch errichtet werden. Die Preise liegen zwischen drei und sieben Millionen Euro.
Zum Beispiel eine Doppelhaushälfte für 4,9 Millionen Euro mit sechs Zimmern und 240 Quadratmetern Wohnfläche auf einem 1400 Quadratmeter großen Grundstück in Wenningstedt, dem zweitgrößten Ort der Insel. Deutlich günstiger ist ein Einfamilienhaus, Baujahr 2019, für 1,7 Millionen Euro. Es hat nur 150 Quadratmeter Wohnfläche und ein kleines Grundstück mit rund 400 Quadratmetern.
Standorte an der Nordsee sind oft günstiger als an der Ostsee
Geradezu günstig erscheint eine kleine Doppelhaushälfte (100 Quadratmeter) nach einer Preissenkung in zentraler Lage von Wyk für 625.000 Euro. Sie ist allerdings noch bis Anfang 2026 vermietet.
Sieht man aber einmal von den Nord- und Ostfriesischen Inseln ab, so sind die durchschnittlichen Angebotspreise in vielen Regionen in der Nähe zur Nordsee deutlich günstiger als an der Ostseeküste, wo häufig mehr als 3000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche von den Käufern verlangt werden.
Acht Regionen an der Nordsee mit günstigen Quadratmeterpreisen
Denn in sechs Regionen an der Nordsee wie Cuxhaven, Dithmarschen oder Emden liegen die durchschnittlichen Angebotspreise unter 2000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche, in Aurich und Friesland nur leicht darüber. Je nach Wohnfläche kann man so eine Immobilie für unter 300.000 Euro kaufen.
In der Region Cuxhaven stehen laut ImmoScout24 rund 180 Häuser auf meist großen Grundstücken zum Verkauf, darunter auch viele Bungalows, die sich nach entsprechender Sanierung auch als Altersruhesitz eignen.
Häuser für weniger als 300.000 Euro in der Region Cuxhaven
Angesichts der schlechten Energieeffizienzwerte vieler Häuser sollte es auch noch Verhandlungsspielraum bei den Preisen geben. Ein kleinerer Bungalow mit 115 Quadratmetern auf einem 700 Quadratmeter großen Grundstück soll 268.000 Euro kosten. Ein Haus mit fünf Zimmern aus dem Baujahr 1961 wird für knapp 200.000 Euro angeboten.
Auch in der Region Wilhelmshaven mit mehr als 100 Häusern zum Verkauf, bleiben viele Objekte unter 300.000 Euro, zum Beispiel ein 150 Quadratmeter großes Haus, das innen bereits modernisiert wurde, für 239.000 Euro. Selbst mit Baujahr 2004 kann man unter der 300.000-Euro-Grenze bleiben, wie eine zum Verkauf stehende Doppelhaushälfte für knapp 300.000 Euro zeigt.
In die Untersuchung sind Ein- und Zweifamilienhäuser unabhängig von ihrer Nutzung eingeflossen. „Es können Erst- oder Zweitwohnsitze wie auch Ferienimmobilien sein“, sagt eine Sprecherin von von Poll Immobilien. Wer also vor allem die Vermietung der Immobilie im Blick hat, sollte vor dem Kauf prüfen, ob das in der Gemeinde und am konkreten Standort möglich ist.
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