Essen/Duisburg. Thyssenkrupp hat 20 Prozent der Duisburger Stahltochter an den Tschechen Kretinsky verkauft. Die Pläne sind aber noch weitreichender.

Der Einstieg des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky bei Deutschlands größtem Stahlkonzern Thyssenkrupp Steel ist nach Angaben der beteiligten Unternehmen besiegelt. Thyssenkrupp habe die Beteiligung des Kretinsky-Energieunternehmens EP Corporate Group (EPCG) am Stahlgeschäft erfolgreich abgeschlossen, teilte der Essener Traditionskonzern am Mittwoch (31. Juli) mit. Zuvor hätten sowohl der Thyssenkrupp-Aufsichtsrat als auch alle zuständigen Behörden der Transaktion zugestimmt.

Die Beteiligung könnte nur ein erster Schritt bei einer weitreichenderen Zusammenarbeit von Thyssenkrupp mit Kretinsky sein. Es gebe bereits Gespräche über den Erwerb weiterer 30 Prozent der Anteile am Stahlgeschäft von Thyssenkrupp durch EPCG, heißt es in der Mitteilung des Ruhrgebietskonzerns. Das Ziel sei die Bildung eines Gemeinschaftskonzerns, an dem beide Seiten 50 Prozent der Anteile halten.

Thyssenkrupp-Vorstandschef Miguel López sieht in dem Vollzug der 20-prozentigen Beteiligung einen „wichtigen Schritt auf dem Weg hin zur unternehmerischen Eigenständigkeit des Stahlbereichs“ sowie zu einer „kosteneffizienten und klimaschonenden Stahlproduktion“. EPCG-Vorstandsmitglied Jiri Novacek erklärte: „Als EPCG werden wir unsere Transformations-Expertise zum Nutzen von Thyssenkrupp Steel einbringen.“

Thyssenkrupp Steel: Heftiger Konflikt mit der Arbeitnehmerseite

Im Mai hatte der Thyssenkrupp-Aufsichtsrat dem Einstieg von EPCG zugestimmt – gegen die Stimmen der Arbeitnehmervertreter. Dabei zog der Thyssenkrupp-Aufsichtsratschef Siegfried Russwurm, der auch BDI-Präsident ist, seine sogenannte Doppelstimme, um die Vertreter der Belegschaft im Kontrollgremium des Unternehmens zu überstimmen.

„Bei Thyssenkrupp wurde heute Geschichte geschrieben – und zwar im denkbar schlechtesten Sinne“, sagte Jürgen Kerner, Zweiter Vorsitzender der IG Metall und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender von Thyssenkrupp. Mit dem Verkauf der 20 Prozent an EPCG entstünden Risiken für die Stahlsparte, die „nach unserer Überzeugung völlig ungeklärt“ seien.

Tausende Beschäftigte hatten noch unmittelbar vor der Aufsichtsratssitzung vor der Thyssenkrupp-Firmenzentrale gegen den Kurs von Vorstandschef López protestiert. „Ein Umbau der Thyssenkrupp AG gegen die Menschen wird nicht gelingen“, warnte Konzernbetriebsratschef Tekin Nasikkol. Es müsse Schluss sein „mit dem Kurs gegen die Mitbestimmung“.

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