Berlin. Der Konzern stockt freiwillig seinen Mindestlohn auf – und lockt mit attraktiven Bedingungen. Neue Beschäftigte sollten einiges wissen.
Lidl greift der Erhöhung des allgemeinen Mindestlohns voraus: Ab September bezahlt die Discounterkette seinen Beschäftigten mindestens 15 Euro pro Stunde, teilte das Unternehmen mit. Dies sind rund 20 Prozent mehr als der derzeitige Mindestlohn, der bei 12,41 Euro liegt. Die Bezahlung liegt sogar über dem bereits festgelegten Mindestlohnsatz für 2025, der dann auf 12,82 Euro steigen soll. Der Konzern hat sich angesichts der „aktuellen wirtschaftlichen Lage“ zu diesem Schritt entschlossen.
Lidl hatte erstmals 2010 einen „Lidl-Mindestlohn“ für seine Mitarbeiter eingeführt. Aktuell liegt dieser bei 14 Euro. Auch der Konkurrent Aldi bezahlt seinen Beschäftigten mindestens einen Mindestlohn von 14 Euro je Stunde. Den Mindestlohn erhalten in beiden Unternehmen auch ungelernte Kräfte. „Der Lidl-Mindestlohn liegt seit jeher über dem gesetzlichen Mindestlohn. Denn wir wissen und schätzen, was unsere Kollegen jeden Tag leisten“, sagte der Personalgeschäftsleiter Marco Monego. „Deshalb ist es uns wichtig, ihr tägliches Engagement ebenso überdurchschnittlich und fair zu entlohnen.“
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Von dem Mindesteinstiegslohn profitieren mehrheitlich neue, ungelernte Kollegen, geringfügig Beschäftigte oder Aushilfen, so das Unternehmen. Je nach Lidl-Zugehörigkeit, Berufserfahrung und Eingruppierung im jeweiligen regionalen Tarifvertrag steige der Stundenlohn. „Somit verdient ein Großteil der Belegschaft deutlich über dem Lidl-Mindesteinstiegslohn“, heißt es vom Unternehmen. „Dieser kann bei bis zu 19,47 Euro brutto pro Stunde liegen, zuzüglich Weihnachts- und Urlaubsgeld.“ Die Mitarbeitenden erhalten einen Tariflohn.
Einzelhandel sucht Personal: „Aktuell gibt es 120.000 offene Stellen“
Ausgelernte Verkäufer im Einzelhandel verdienen aktuell je nach Ausbildung, Erfahrung und Bundesland zwischen 1700 und 2050 Euro brutto im Monat. Die Gewerkschaft Verdi hatte in den vergangenen Monaten für jedes Bundesland neue Tarife ausgehandelt. Zuletzt wurde Anfang Juli für Berlin und Brandenburg eine Lohnerhöhung von 5,3 Prozent rückwirkend ab Oktober 2023 und weitere 4,7 Prozent ab Juli 2024 ausgehandelt. Ab September 2025 erhöhen sich die Gehälter noch einmal um monatlich 40 Euro und 1,8 Prozent. Im ersten Berufsjahr bekommt die niedrigste Lohngruppe etwa 13 Euro pro Stunde.
Für die Gewerkschaft ist die Erhöhung ein Schritt in die richtige Richtung. „Gerade in einer Branche wie dem Handel mit oft sehr niedrigen Löhnen ist jede Erhöhung wichtig, um neue Fachkräfte zu finden und Altersarmut zu verringern“, sagt Jörg Meyer, vom Bundesfachbereich Handel bei Verdi. „Es wäre aber besser, wenn Lidl auch im Arbeitgeberverband seine Macht als großes Unternehmen nutzen würde, um mit uns über höhere Löhne für die ganze Branche zu verhandeln. So profitieren nur die eigenen Angestellten davon.“
Die Mindestlohnerhöhung kann Lidl auch bei der Personalgewinnung helfen. „Aktuell gibt es 120.000 offene Stellen im Einzelhandel“, sagt der Sprecher des Handelsverband Deutschland (HDE), Stefan Hertel. „Die Branche sucht Fachkräfte.“
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte sich vor kurzem ebenfalls für eine Erhöhung der Mindestlöhne auf 15 Euro ausgesprochen. Allerdings wird der Mindestlohn nicht von der Bundesregierung festgelegt, sondern von einer unabhängigen Kommission der Tarifpartner. Sie schlägt der Regierung alle zwei Jahre vor, in welcher Höhe der Satz angepasst werden sollte.
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