Bonn. Angesichts steigender Löhne und Kosten plant die Deutsche Post Erhöhung des Portos. Haushalte müssen künftig länger auf Briefe warten.

Das Briefporto könnte im kommenden Jahr deutlich steigen. Die Deutsche Post, die inzwischen unter dem Namen DHL Group firmiert, plane einen Preissprung von 85 Cent auf 1,00 Euro, berichtet die Tageszeitung Welt. Der Bonner Konzern will sich auf Anfrage unserer Redaktion nicht zu konkreten Zahlen äußern, geht aber davon, dass das Versenden eines Briefes teurer wird.

„Wir gehen derzeit davon aus, dass die Preise zum 1.1.2025 aufgrund der gestiegenen Transport-, Lohn- und Energiekosten sowie der Inflation und der rückläufigen Briefmengen erhöht werden können“, sagte DHL-Sprecher Hans-Christian Mennenga unserer Redaktion. Einen entsprechenden Antrag wolle die Post im vierten Quartal bei der Bundesnetzagentur stellen. Bis dahin wolle die Behörde Preisveränderungsspielräume für 2025 festlegen.

Briefporto soll von 85 Cent auf 1,00 Euro steigen

Die vorerst letzte Portoerhöhung trat zum 1. Januar 2022 in Kraft. Damals betrug der Aufschlag noch fünf Cent. Jetzt sollen es dem „Welt“-Bericht zufolge gleich 15 Cent sein. Innerhalb von zwölf Jahren dürfte sich der Preis für die Briefmarke damit fast verdoppelt haben. Die Anzahl der beförderten Briefe sei im vergangenen Jahr um 5,6 Prozent auf rund 12,6 Milliarden gesunken, hatte DHL im März mitgeteilt. Viele Menschen nutzten E-Mails oder Chats für die Kommunikation und verzichteten daher auf Briefe.

Seit dem Jahr 2004, als die Post den historischen Höhepunkt bei der Briefzustellung erreichte, habe man bis zu 45 Prozent der Menge verloren, sagte DHL-Chef Tobias Meyer am Freitag vor Journalisten. Er begrüßt das am selben Tag vom Bundesrat verabschiedete neue Postgesetz. „Wir haben nun mehr Planungssicherheit“, so Meyer.

Postchef Meyer: Zuverlässigkeit vor Schnelligkeit

Die Novelle ermöglicht es der Post, Briefe künftig später zuzustellen. „Für uns steht Zuverlässigkeit statt Schnelligkeit im Vordergrund“, erklärte Meyer. Derzeit müssen noch mindestens 80 Prozent der heute eingeworfenen Briefe am nächsten Werktag bei den Empfängern sein. Für 95 Prozent gilt diese Regelung am übernächsten Werktag. Die Gesetzesreform sieht nun vor, dass erst am dritten Werktag nach Einwurf 95 Prozent der Briefe zugestellt werden müssen. Am vierten Werktag sollen es 99 Prozent sein. „Wir brauchen einen Tag mehr“, fasste Meyer die neue Regelung zusammen.

Wer Eile hat, einen Brief zu verschicken, kann nach Angaben des DHL-Chefs auch künftig auf das deutlich teurere Einschreiben zurückgreifen. Ob es weiterhin den etwas günstigeren Prio-Brief geben wird, ließ er offen. „Ein schnelles Produkt wird es geben“, versicherte Meyer.

Mehr Automaten statt Postfilialen

Positiv für Verbraucherinnen und Verbraucher wirkt sich das novellierte Postgesetz an einem Punkt aus: Die Post wird auch künftig an sechs Werktagen in der Woche Briefe zustellen. Da am Wochenende das Sendungsaufkommen in der Regel besonders gering ist, war immer wieder über Streichung des Montags spekuliert worden. Diese Pläne sind nun vom Tisch.

Das Gesetz ermöglicht überdies die Aufstellung von Automaten anstelle von Postfilialen. Hierfür werden allerdings enge Grenzen gesetzt - eine Anrechnung der Automaten auf die weiterhin gültige Filialnetzpflicht ist letztlich nur dort möglich, wo die Post keinen Einzelhändler findet, der in seinem Laden auch einen Postschalter aufstellt. Das dürfte in einigen Dörfern der Fall sein, wo der letzte Supermarkt oder Kiosk dichtgemacht hat.

Verdi: Sackkarren sind für Paketzusteller kein geeignetes Hilfsmittel

Kritik am neuen Postgesetz kommt erwartungsgemäß von der Gewerkschaft Verdi. „Dass der Bundesrat weder ein Verbot von Subunternehmen in der Paketbranche noch die 20-Kilo-Grenze für Pakete in der Ein-Personen-Zustellung fordert, ist enttäuschend“, sagte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Andrea Kocsis. Nun sei Bundesarbeitsminister Hubertus Heil am Zuge. Koscis forderte den SPD-Politiker auf, in einer Verordnung festzulegen, dass „beispielsweise eine Sackkarre kein geeignetes Hilfsmittel ist, um Pakete mit mehr als 20 Kilogramm Gewicht in der Ein-Personen-Zustellung zu befördern“. Pakete zuzustellen, sei Schwerstarbeit.

Das ursprünglich vom Bundesrat geforderte Verbot von Subunternehmern in der Paketbranche ist vom Tisch. Für den Einsatz dieser Auftragnehmer sollen aber strenge Kontrollpflichten gelten. Für Verdi sind die Subunternehmer ein rotes Tuch, weil die dortigen Arbeitsbedingungen schlecht seien. Dem Zoll fallen bei Razzien immer mal wieder Fälle von Schwarzarbeit und anderen Rechtsverstößen auf.

Weitere Texte aus dem Ressort Wirtschaft finden Sie hier: