Berlin. Der Konzern baut in Deutschland ein Netz aus Paketstationen auf. Mit einem völlig neuen Konzept – und großem Vorteil für Verbraucher.
Wer kennt das nicht? Man bekommt ein bestelltes Paket, ist aber nicht Zuhause. Mit Glück nimmt es ein Nachbar an. Doch immer mehr Menschen nutzen Paketautomaten oder lassen ihre Sendung an einen ausgewählten Paketshop schicken, um es bequem nach der Arbeit abholen zu können. Die DHL Group – Deutsche Post – schlägt nun einen weiteren Weg ein: Künftig sollen bundesweit Tausende Paketautomaten – sogenannte OneStopBoxen – aufgestellt werden, die von allen Paketunternehmen als Zustellort genutzt werden können.
Was gibt es bisher?
Aktuell bieten vor allem Amazon und DHL in vielen Städten Packstationen an. Amazon hat rund 2000 Standorte, sogenannte „Amazon Locker“. DHL betreibt rund 13.000 Packstationen. Hermes bietet etwa 20 Packstandorte im Großraum Hamburg an. In den Packstationen können rund um die Uhr Pakete abgegeben und abgeholt werden. Das Problem: In den Paketstationen landen nur die Sendungen der jeweiligen Anbieter.
Was plant DHL?
Die neue OneStopBox ist ein anbieteroffenes Automatensystem – und damit für Deutschland fast ein Novum. „Ziel ist es, dass Verbraucherinnen und Verbraucher die Automaten immer nutzen können – unabhängig davon, mit welchem Paketdienst sie ihre Waren verschicken“, sagt der Geschäftsführer Lukas Beckedorff. Die DHL Group hat für die Initiative das neue Tochterunternehmen „One Stop Box“ gegründet.
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In diesem Jahr sollen 100 Stationen an gut erreichbaren Standorten in größeren Städten entstehen. 2025 werden weitere 2000 Automaten neu aufgestellt. Die DHL-Gruppe will somit das größte offene Automatennetz in Deutschland schaffen. Bislang bietet nur das österreichische Unternehmen myflexbox unabhängige Paketstationen an – mit rund 200 Standorten bundesweit, bis zum Jahresende sollen es bis zu 700 sein. Genutzt werden sie von GLS, UPS und Fedex.
Wie erkennt man die neue OneStopBox?
Die Automaten erkennt man an ihrem weißen Äußeren mit drei geometrischen Symbolen (Kreis, Achteck und Haus). Die Fächer der einzelnen Boxen sind verschieden groß – zwischen 15x11x1 cm (S-Fach) und 75x60x40cm (XL-Fach). Die Größe der Automaten hängt von dem jeweiligen Standort ab und kann bedarfsgerecht variiert werden. In der Branche werden sie „White-Label“-Automaten genannt, da sie von mehreren Anbietern genutzt werden können.
Was kostet die Einlagerung in der Box für die Verbraucher?
Es entstehen für Verbraucher keine zusätzlichen Kosten, um Pakete an der OneStopBox zu empfangen oder zu verschicken. Die Bedienung soll so leicht wie möglich gemacht werden, so das Unternehmen. Das bedeutet, dass Verbraucher auf die bewährten Prozesse der jeweiligen teilnehmenden Paketdienstleister zurückgreifen können.
Wie funktioniert eine Packstation?
Bei Amazon erhält der Kunde eine Mail mit Anweisungen zur Abholung, sobald das Paket in den Amazon Locker geliefert wurde. Die Lieferung kann innerhalb von 3 Tagen abgeholt werden. Wird das Paket an eine DHL-Packstation geliefert, können die Pakete dort mit der DHL-Kundenkarte und einem Abholcode abgeholt werden. Packstation-Benutzer erhalten einen neuen Code für jedes Paket – zusammen mit der Benachrichtigung per Push-Nachricht oder E-Mail.
Wie groß ist der Bedarf?
Im Jahr 2022 wurden rund 4,2 Milliarden Pakete in Deutschland verschickt. 57 Prozent davon gehen an private Empfänger. Automaten spielen bei der Zustellung eine zwar noch kleine, aber zunehmende Rolle. Etwa 4 Prozent der Pakete – rund 100 Millionen – landen in Paketboxen, berichtet die Sprecherin Elena Marcus-Engelhardt vom Bundesverband Paket & Expresslogistik (BIEK).
Warum sind Paketstationen umweltfreundlich?
Durch die Zustellung an Einzelhaushalte müssen Transporter viele Stopps machen. Besser wäre es, wenn Logistiker mehrere Pakete an einem Ort abgeben könnten, wie dies an Paketstationen möglich ist. „Paketstationen sind nicht nur umweltschonend, da sie mehrere Zustellversuche vermeiden. Sie sind zudem empfängerfreundlich und effizient, weil sie ermöglichen, viele Pakete bei einem Stopp zuzustellen“, sagt die BIEK-Sprecherin.
„Paketautomaten sollten wenn möglich wie Briefkästen in jedem größeren Wohnkomplex stehen.“ Wichtig sei jedoch, dass sie als offene Systeme angelegt seien und von allen Paketdienstleistern genutzt werden können, so Marcus-Engelhardt: „Hier sehen wir noch großes Aufbaupotenzial.“
Wie viele Paketshops gibt es?
Wer sein Paket aufgeben oder abholen will, kann dies auch über die Paketshops der jeweiligen Logistiker tun. DHL hat bundesweit laut KEP-Verband rund 25.000 Paketshops, Hermes 16.500, DPD 7000 und GLS 7500 Paketshops, so der Bundesverband der Kurier-Express-Post-Dienste (BdKEP).