Essen. Die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof plant eine stärkere Bezahlung nach Leistung – und hat dafür einen ehrgeizigen Zeitplan.
Im schwelenden Tarifstreit der Essener Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof macht das Management Druck. „Wir wollen bald mit voller Aufmerksamkeit auf unser Geschäft neu durchstarten. Ein ‚auf Zeit spielen‘ mit endlos langen Verhandlungsmarathons, Verhandlungsterminen im Frühherbst und Streikaufrufen stehen dem im Wege“, schreibt Galeria-Personalchef Guido Mager in einem „Mitarbeiterbrief“, der unserer Redaktion vorliegt. „Unser Angebot liegt auf dem Tisch. Wir wollen deshalb schnell mit der Gewerkschaft sprechen, am besten noch diese Woche.“
Vor wenigen Tagen hatte das Galeria-Management der Gewerkschaft Verdi den Entwurf eines Warenhaus-Tarifvertrags vorgelegt. Über die Rückkehr in den Flächentarif, wie ihn die Arbeitnehmerseite fordert, will die Galeria-Führung indes erst gar nicht verhandeln. Verdi sieht darin einen Angriff auf die Tarifautonomie.
Das Galeria-Management hatte erklärt, die rund verbliebenen 12.000 Beschäftigten der Warenhauskette könnten rasch mehr Geld erhalten. Das Tarifangebot sehe eine achtprozentige Erhöhung der aktuell gezahlten Entgelte vor – allerdings gestreckt über drei Jahre. Dazu soll es noch eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 600 Euro geben. Sie könnte nach Angaben der Unternehmensleitung noch im September dieses Jahres an alle Beschäftigten von Galeria ausgezahlt werden.
Galeria: 17 verschiedene regionale Tarifverträge für die Warenhäuser
„Wir wollen zusätzlich eine deutliche Stärkung der variablen Vergütung, das heißt eine zusätzliche filialbezogene Erfolgsbeteiligungsprämie“, schreibt Galeria-Manager Mager weiter. Nur noch 18 Prozent der Einzelhändler seien tarifgebunden, „Tendenz fallend“, argumentiert er. Dabei seien sogar Haus- und Branchentarifverträge eingeschlossen.
Im Warenhausgeschäft spiele die Beratung der Kundinnen und Kunden eine entscheidende Rolle. „Das wird künftig noch wichtiger und muss sich auch in unserer Vergütungsstruktur niederschlagen“, so Mager. „Deshalb brauchen wir einen spezifischen Warenhaustarifvertrag mit deutlich stärkerer Erfolgsbeteiligung der Mitarbeiter.“ Derzeit wende Galeria noch 17 verschiedene regionale Tarifverträge an. Das müsse sich ändern, betont Mager. „Wir brauchen einen einheitlichen Warenhaustarifvertrag für unser Unternehmen.“
Das Acht-Prozent-Angebot ist bei der Gewerkschaft Verdi zunächst nicht gut angekommen. „Wir starten mit 29 Prozent Differenz zum Flächentarifvertrag“, hatte Corinna Groß, Verdi-Bundesfachgruppenleiterin Einzelhandel, erklärt. „Und was die Arbeitgeber jetzt vorgelegt haben, liegt deutlich unter den jüngsten Tarifabschlüssen im Einzelhandel und vergrößert weiterhin die Differenz zum Flächentarifvertrag für den Einzelhandel.“
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