Berlin. Die Deutsche Bahn will endlich schnelles Internet in die Züge bringen. Erste Tests verlaufen erfolgreich – doch es gibt einen Haken.
Auf den ersten Blick fällt die kleine Kästchen-Struktur im Fensterglas des ICE gar nicht auf. Erst bei genauem Hinschauen gegen das Licht können Fahrgäste die feinen Linien erkennen, die ein Laser über die Scheibe gelegt hat. Mit diesem aufwändigen Verfahren behandelt die Deutsche Bahn nach und nach immer mehr ältere Züge und beseitigt damit eines der großen Hindernisse für den Mobilfunkempfang im Zug.
Denn die Beschichtung der herkömmlichen Scheiben lässt Signale von den umliegenden Funkmasten nicht durch. Erst nach der Bearbeitung per Laser können sie das Glas durchdringen. Eine Viertelstunde dauert das pro Fenster. Es wird also eine Weile dauern, bis die gesamte Flotte umgerüstet sein wird.
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Unterdessen beschleunigt das „Advanced TrainLab“, wie der Testzug der Bahn heißt – ein fahrendes Versuchslabor – auf Tempo 140 und saust über die mecklenburgische Teststrecke. Mit Blick auf das Land am Plauer See erkunden die Techniker im Zug die neueste Technologie für superschnelles Internet in der Bahn. Auf Tischen liegen Mobiltelefone, die Empfangsstärken messen, in der Gepäckablage sind große Router und auf dem Dach des Zuges Antennenanlagen installiert.
Deutsche Bahn tut sich für schnelles Internet mit Firmen zusammen
Wenn die Tests erfolgreich verlaufen, können sich die Bahnkunden über eine 5G- und Gigabit-Mobilfunkversorgung in den Zügen freuen. Statt der bisher immer wieder mal langsamen oder auch unterbrochenen Netzverbindungen laufen Videos am Laptop dann ohne Beeinträchtigungen – auch wenn der Zug voll besetzt ist. Dafür sorgt die große Bandbreite von fünf Gigabit, die in den Wagen ankommen soll. Momentan müssen sich alle Fahrgäste eine viel geringere Bandbreite teilen.
Je mehr Passagiere gleichzeitig online sind, desto langsamer ist das Internet. Dann dauert das Laden von Webseiten länger oder das bewegte Bild bleibt stehen. Viele Kunden empfinden das als stetes Ärgernis. „Wir testen hier, wie mit 5G-Technologie hohe Datenraten zwischen Zug und Land gelingen“, erklärt ein Bahnsprecher. Dafür seien hohe Frequenzen notwendig, die aber weniger weit reichen. Es ist ein wenig wie beim Radio mit der Mittelwelle und der Ultrakurzwelle.
„UKW überträgt in Stereo-Qualität, aber nur in einem begrenzten Umkreis. Mittelwellensender reichen weiter, aber mit deutlich geringerer Signalqualität“, sagt er. Um fit für den Gigabit-Empfang zu werden, hat sich eine Allianz aus Industrie und Bahn zusammengefunden. Mit dabei sind der Telekommunikationsanbieter O2 Telefonica und der Netzwerkausrüster Ericsson. Gemeinsam arbeiten sie am „Gigabit Innovation Track“, wie das Projekt offiziell heißt. Von 13 Millionen Euro stemmt der Bund die Hälfte, um bei der Erprobung der digitalen Zukunft auf der Schiene zu helfen.
Bau an der Trasse: Bahn lässt meterhohe Sendemasten aufstellen
Ein mit Heuballen beladener Traktor wird vom Wachmann mit orangefarbener Weste am Bahnübergang aufgehalten. Erst jetzt darf der Testzug passieren. Drinnen messen Techniker, was die Mobilfunkmasten am Rand der Strecke leisten. Die Masten spielen für den Erfolg des Projekts eine entscheidende Rolle. Sie könnten in einigen Jahren im Abstand von etwa 1000 Metern entlang der Gleise stehen und für den guten Empfang der Signale sorgen.
Die Masten ragen direkt neben dem Gleisbett in die Höhe. Damit bleiben sie auf dem Bahngelände und die Flächen dafür müssen nicht in aufwändigen und teuren Verfahren von anderen Grundeigentümern gekauft oder gemietet werden. „Das ist eine mikroinvasive Bauweise“, erklärt Enrico Schadock von der Firma Vantage Towers, die für den Bau zuständig ist. Bis zu 15 Meter tief wird das Fundament der Masten in die Erde getrieben. Die Bauweise erlaubt es auch, am Abhang Antennen zu installieren. An den Masten hängen die Antennen für den Mobilfunk, aber auch für die digitale Zugsteuerung.
So viel kostet ein Internetmast
„Wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen, kann man die Infrastruktur schnell errichten“, versichert Schadock. In Mecklenburg bedurfte es nur acht Monate Vorlauf für den Testbetrieb. Und die ersten Messergebnisse stimmen die Techniker zuversichtlich. Die bisherigen Erfahrungswerte sähen gut aus, sagen sie. Erprobt wird unter anderem, wie groß die Entfernung zwischen den Masten maximal sein darf und wie es sich auswirkt, wenn einzelne Antennen ausfallen.
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In den kommenden Jahrzehnten soll das gesamte Netz von 33.000 Kilometern Länge mit den vergleichsweise kurzen Masten ausgestattet werden. Als Zielpreis nennt Schadock rund 50.000 Euro pro Einheit. Zum Vergleich: Ein normaler Funkmast schlägt mit dem sechsfachen Betrag zu Buche. Vier Stunden dauert es, einen Mast am Gleisbett aufzubauen und zu positionieren. Bei entsprechender industrieller Fertigung könnten bald große Teile der Schienenwege mit 5G versehen sein.
Einen ersten Abschnitt haben die Projektbeteiligten auch schon im Blick. Wenn alle Tests erfolgreich verlaufen, könnte die Strecke zwischen Hamburg und Berlin für die Premierenfeier auserkoren werden. Dort steht im zweiten Halbjahr 2025 eine Generalsanierung an. Kostenloses WLAN wird derzeit nach Bahn-Angaben in der kompletten ICE-Flotte sowie aktuell in Teilen der Intercity-Flotte und in ausgewählten Regionalzügen angeboten.
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Nach und nach soll die gesamte Fernverkehrsflotte mit WLAN ausgestattet werden. Derzeit bittet die Bahn ihre Gäste aber noch, auf bandbreitenintensive Anwendungen wie App-Updates, Downloads, hochauflösenden Filme aus dem Internet oder Betriebssystemupdates zu verzichten. Dies könne das eigene „Online-Erlebnis und das Ihrer Mitreisenden“ beeinträchtigen.