Berlin. Der Online-Handel wächst. Chinesische Plattformen gewinnen immer mehr Kunden. Vieles scheint billig. Doch für Käufer gibt es Gefahren.
Im Online-Handel setzt sich ein neuer Trend durch: Immer mehr Menschen bestellen ihre Waren auf Online-Plattformen wie Amazon, Otto, Zalando, Temu oder Shein. 2023 wurde erstmals mehr als die Hälfte (54 Prozent) aller Online-Produkte dort gekauft. „Das sind 10 Prozent mehr als im Vorjahr und ein neuer Rekord“, sagt der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), Stephan Tromp. Für die Kunden seien die Markplätze besonders attraktiv, „da sie dort Preise verschiedener Anbieter vergleichen können“.
Der mit Abstand größte Anbieter in Deutschland ist Amazon. Rund 60 Prozent aller Waren wurden 2023 über diese Plattform verkauft, berichtete Tomb. Nur 17 Prozent davon waren Amazon-eigene Angebote, 43 Prozent wurden über Händler auf der Plattform verkauft. Die übrigen Plattformen teilen sich 11 Prozent der Umsätze. Amazon.de ist hierzulande mit 310,3 Millionen Visits der mit Abstand größte Anbieter in Deutschland, gefolgt von Otto.de mit 42,2 Millionen Besuchern. Zalando rangiert mit 23,8 Millionen auf Platz 4.
Auffällig: Erstmals gehören drei chinesische Plattformen zu den sechs größten Anbieter in Deutschland, denen in wenigen Monaten ein kometenhafter Aufstieg geglückt ist. Temu landete mit 29,1 Millionen Besuchern auf Platz 3, Aliexpress mit 9,1 Millionen auf Platz 5 und Shein mit 3,4 Millionen auf Platz 6. Rund jeder vierte, der Waren im Ausland bestellt, macht dies laut HDE bei Temu und Shein, bei Aliexpress bestellt jeder Fünfte.
Temu gegen Amazon: Das kritisiert der Handel
Temu und Shein stehen wegen ihrer Geschäftspraktiken jedoch in der Kritik. „Ein bedeutender Anteil der dort bestellten Waren hält unsere in der EU gültigen Vorgaben für Preisangaben, Webseitengestaltung, Produktsicherheit, Umweltschutz oder Steuer- und Zollrecht nicht ein“, kritisiert Verbandschef Tromp. Er fordert die Politik zu mehr Kontrollen und konsequenterem Einschreiten auf. „Wer hierzulande Waren anbietet, muss sich auch an alle Regeln halten. Das müssen die Behörden durchsetzen.“ Andernfalls seien die sich korrekt verhaltende Handelsunternehmen im Nachteil.
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Gleichzeitig könnten manche Elektroartikel oder Kleidungsstücke Verbraucher auch gefährden, wenn sie nicht den europäischen Auflagen entsprechen. „Bei 5000 Stichproben der Bundesnetzagentur waren 92 Prozent der Artikel nicht verkehrsfähig“, berichtete Tromp. Allein 2023 kamen rund 2 Milliarden Pakete über die chinesischen Plattformen in die EU. Der Aufsichtsratsvorsitzenden der Otto-Group, Michael Otto kritisiert zudem, dass Spielwaren mit hochgefährlichen Chemikalien oder hochbelastetet Textilien auf den Markt kommen, ohne dass etwas unternommen werde: „Es ist wichtig, nicht nur in Europa, sondern weltweit das Thema Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Sozialstandards selbstverständlich zu machen.“
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Die Verbraucherzentrale Bundesverband hat Temu und Shein bereits wegen unzulässiger Geschäftspraktiken und Verstoßes gegen den Digital Service Act (DSA), also der Pflicht für mehr Verbraucherschutz und Transparenz. So werde mit willkürlichen Rabatten geworben oder Greenwashing betrieben.
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In diesem Jahr erwartet der HDE ein Wachstum des Online-Handels um 3,4 Prozent auf 88,3 Milliarden Euro. Damit erfolgen etwa 13,4 Prozent aller Einkäufe im Einzelhandel online. Hauptumsatzträger sind Mode und Elektro. Die Mehrheit kauft jedoch noch in Läden ein. Gleichzeitig bieten 41 Prozent aller stationären Händler ihrer Waren auch Online an.