Essen. Harte Einschnitte bei Thyssenkrupp Schulte: Standorte werden geschlossen, der Jobabbau ist heftig – und mit Schwerpunkt in Deutschland.

Bei der Thyssenkrupp-Tochterfirma Schulte plant das Management einen massiven Arbeitsplatzabbau. Rund 450 Jobs sollen wegfallen, also jede fünfte Stelle im Unternehmen, wie Thyssenkrupp am Mittwoch mitteilte. Auch die Schließung mehrerer Standorte sei „unvermeidlich“, berichtet das Unternehmen, ohne Details zu den geplanten Einschnitten zu nennen. Sämtliche Arbeitsplätze befinden sich in Deutschland. Standorte in NRW betreibt Thyssenkrupp Schulte unter anderem in Mülheim an der Ruhr, Ratingen und Dortmund.

Welcher Standort aufgegeben werde, solle nun mit den Arbeitnehmervertretern besprochen werden, erklärt das Unternehmen auf Nachfrage. „Die Gespräche mit den zuständigen Mitbestimmungsgremien über die Details der Transformation werden in Kürze aufgenommen“, heißt es in der Mitteilung von Thyssenkrupp. Mit Blick auf die Frage, ob es betriebsbedingte Kündigungen geben wird, betont der Konzern: „Erklärtes Ziel ist es, den Umbau sozialverträglich zu gestalten.“

Thyssenkrupp Schulte spricht von „strategischer Neuausrichtung“

Die traditionsreiche Thyssenkrupp Schulte GmbH mit Hauptsitz in Essen gehört zur Werkstoffhandelssparte Materials Services. Die Tochterfirma Schulte sei der führende Händler und Dienstleister für Stahl in Deutschland und betreibe mehr als 40 Standorte. Die Kunden kommen unter anderem aus Branchen des verarbeitenden Gewerbes, des Handwerks und der Bauwirtschaft.

Das Ziel sei eine „strategische Neuausrichtung“ von Thyssenkrupp Schulte, um die Marktposition des Unternehmens zu festigen und auszubauen, betont das Management. Während die Nachfrage nach reinen Werkstoffen seit Jahren rückläufig sei, setze sich eine steigende Kundennachfrage nach werkstoffnahen Dienstleistungen fort. Darauf reagiere das Unternehmen nun und wolle das Dienstleistungsgeschäft ausbauen. Das Management beteuert, Thyssenkrupp Schulte wolle auch nach den Standortschließungen weiterhin „deutschlandweit präsent sein“.

„Wir werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen“, sagte Petra Mölsen, die Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Thyssenkrupp Materials Services, unserer Redaktion. Pläne für Standort-Schließungen werde der Betriebsrat intensiv hinterfragen. „Das werden harte Verhandlungen“, betonte die Arbeitnehmervertreterin. Sie verwies auch darauf, es sei bereits beschlossen, dass ein Werkstoff-Lager am Standort Mülheim aufgegeben und zum 31. Dezember geschlossen werde.

Arbeitsplatzabbau auch bei Thyssenkrupp Steel angekündigt

Auch bei der Stahlsparte von Thyssenkrupp zeichnen sich tiefe Einschnitte ab. Der Vorstand von Deutschlands größtem Stahlkonzern Thyssenkrupp Steel hat vor wenigen Tagen angekündigt, das Unternehmen solle für eine deutlich geringere Produktion neu zugeschnitten werden. Bislang seien die Anlagen auf eine Jahresproduktion von rund 11,5 Millionen Tonnen ausgelegt. Künftig sollen es lediglich neun bis 9,5 Millionen Tonnen sein. Damit fällt fast ein Viertel der Produktion weg. Es werde einen „noch nicht bezifferbaren Abbau von Arbeitsplätzen“ geben. Als eine Faustformel in der Stahlindustrie gilt: „Eine Million Tonnen gleich 1000 Arbeitsplätze.“ Große Werke von Thyssenkrupp Steel befinden sich in Duisburg, Bochum, Dortmund und in Südwestfalen. In der Thyssenkrupp-Stahlsparte gibt es derzeit rund 27.000 Arbeitsplätze.

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