Berlin. Es tobt ein Preiskampf. Selbst Top-Modelle gibt es günstiger. Lohnt es sich jetzt, ein neues Auto zu kaufen? Experten klären auf.
Wer sich ein Elektroauto anschaffen möchte, hat aktuell gute Chancen auf einen günstigen Kauf. Nach dem plötzlichen Wegfall des staatlichen Umweltbonus Mitte Dezember haben viele Autohersteller die Zuschüsse für ihre Kunden übernommen. Manche haben ihre Listenpreise für Neuwagen gesenkt, andere gewähren kräftige Rabatte. Während sich Hersteller und Handel durch die Preisnachlässe mit sinkenden Gewinnen begnügen müssen, gibt es einen klaren Gewinner: die Kundinnen und Kunden.
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In Deutschland herrscht derzeit ein starker Preiskampf am Neuwagenmarkt für E-Autos. Dies hat aus Sicht von Experten mehrere Gründe. „Der plötzliche Wegfall der staatlichen Umweltprämie war für die Branche ein Schock-Erlebnis. Ohne die Übernahme des staatlichen Prämienanteils durch die Hersteller wäre der Markt wahrscheinlich zusammengebrochen“, sagt Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management (CAM) dieser Redaktion. Zudem geht es um die Auslastung der Fabriken und den Kampf um Marktanteile.
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Ob die Hersteller bei diesen Kampfpreisen aktuell noch Gewinne mit dem Verkauf von E-Autos einfahren, ist je nach Konzern unterschiedlich. „An den Elektroautos verdienen heimische Autobauer nach wie vor nicht so viel wie an konventionellen Verbrennern, da sie die Batterie oft teuer einkaufen müssen und das der größte Kostenblock bei einem Elektroauto ist“, sagt die Leiterin des CAR-Instituts, Helena Wisbert. „Wenn dann noch Extra-Rabatte gewährt werden und die zusätzlichen Ausstattungsvarianten gering sind, bleibt da nicht viel übrig.“ Der Wegfall des Umweltbonus hat zudem „negative Auswirkungen auf den Gewinn im Handel“, sagt Thomas Peckruhn, Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK).
Preise bei E-Autos: Dieser Wagen ist besonders günstig
Den höchsten Rabatt räumt aktuell Dacia ein. Für seinen bereits günstigen E-Wagen Spring gewährt der Konzern 10.000 Euro Rabatt. Dadurch gibt es das Auto bereits ab 12.700 Euro. Volkswagen gibt für seine Modelle ID.4 und ID.5 jeweils 7735 Euro Rabatt, wodurch diese bereits ab 32.600 Euro beziehungsweise 41.235 Euro zu haben sind. Für den ID.3 gibt es 7020 Euro Rabatt – der Preis sinkt damit auf 32.975 Euro.
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Renault räumt für seinen Megane E-Tech 6700 Euro Rabatt ein, was den Wagen auf 35.600 Euro vergünstigt. Der chinesische Hersteller BYD bietet seinen Atto 3 um 7015 Euro günstiger für 39.990 Euro an, der Dolphin kostet 3000 Euro weniger und ist ab 32.990 Euro zu haben.
Selbst Tesla steigt in die Rabattschlacht ein
Tesla hat in dieser Woche den Preiskampf weiter angefacht und den Kaufpreis sogar für sein Erfolgsmodell Model Y um 5000 Euro gesenkt, das 2023 in Deutschland das meistverkaufte E-Auto war. Je nach Reichweite und Ausstattung gibt es den Wagen nun ab 42.990 Euro aufwärts. Für die Oberklasse-Modelle S und X hat Tesla die Preise bereits 2023 auf unter 100.000 Euro gedrückt. Das Gute für die Tesla-Kunden: Auch wer bereits einen Wagen bestellt und noch nicht erhalten hat, erhält den günstigeren Preis.
Der Autoexperte Bratzel geht davon aus, „dass es 2024 einen Preiskampf mit weiteren Nachlässen geben wird“. Vieles hänge von Tesla und chinesischen Anbietern wie BYD ab. BYD hat Tesla 2023 als größter E-Autohersteller der Welt überholt. „Wenn der Marktführer die Preise senkt, müssen die Konkurrenten reagieren“, so Bratzel. Gleichzeitig seien Tesla und BYD im Vorteil, da ihre Kostensituation besser sei als die der deutschen Hersteller. „Sie beschäftigten sich schon länger aktiv mit Kostensenkungen entlang der Wertschöpfungskette wie der Produktion von Batterien.“
Preise: Es gibt zu wenige E-Autos unter 30.000 Euro
Wichtig wäre es, dass Hersteller künftig auch günstigere E-Autos anbieten. „Wir brauchen Modelle unter 30.000 Euro“, sagt Bratzel. Die Branche trete in eine neue Phase der E-Mobilität ein. „Technikaffine Früheinsteiger haben sich bereits ein E-Auto gekauft, nun kommen die Otto-Normalkunden als Käuferschicht hinzu, die auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis setzen.“ Auch der ADAC meint, dass es mehr Modelle zwischen 25.000 und 30.000 Euro geben müsse.
Einiges ist laut Autoexperten schon in der Entwicklung: Der Konzern Stellantis mit Marken wie Peugeot, Opel, Fiat oder Citroën hat günstigere Modelle für Mitte des Jahres angekündigt. VW will 2025 folgen.
In diesem Jahr werden nach einer CAM-Prognose nur 430.000 bis 480.000 E-Autos in Deutschland verkauft, nach 524.000 im Vorjahr. „Ich erwarte ein schwieriges Übergangsjahr, da es noch nicht viele Modelle im günstigen Preissegment gibt“, so Bratzel. Vieles hänge von der Höhe der Rabatte ab. Ein weiteres Problem sei die noch nicht ausreichende Infrastruktur für E-Autos. Zudem werden Verbrenner deutlich günstiger verkauft als ihre E-Auto-Varianten.
Dennoch ist Bratzel sicher, dass die Zukunft dem gehört. „Das Wachstum der Branche findet künftig bei E-Autos statt.“ Dies zeigt auch ein Blick nach China: „2023 waren auf dem weltweit größten Automarkt 25 Prozent aller Neuwagen E-Autos.“
Sinkende Preise für Gebrauchtwagen: Die Profiteure
Günstigere Neuwagen und der technologische Fortschritt bei E-Autos wirken sich auch auf den Gebrauchtwagenmarkt aus: Kunden haben immer mehr Schwierigkeiten, den erhofften Preis für ihre gebrauchten Fahrzeuge zu bekommen. Sinkende Neuwagenpreise drücken den Wiederverkaufswert.
So erzielte ein gebrauchtes E-Auto 2023 laut Autoscout24 im Schnitt 36.703 Euro, im Jahr zuvor noch 44.000 Euro. Und die Preise dürften dieses Jahr weiter sinken. „Die Restwerte sind relativ instabil“, so Bratzel. Der geringere Wiederverkaufswert ist auch ein Grund, weshalb sich große Mietwagenfirmen wie Hertz und Sixt zuletzt massiv von Tausenden E-Autos getrennt haben.
Profiteure können auch hier die Käufer sein. „Da immer mehr junge Gebrauchte aus dem Leasing und Mietwagengeschäft zurückkommen, wird es interessante Angebote geben“, so Wisbert.
Ob Neuwagen oder Gebrauchte: „Es gibt zahlreiche gute Angebote. Wer ein neues E-Auto kaufen will, macht sicher keinen Fehler, jetzt zuzuschlagen, zumal die Autos mittlerweile gut und alltagstauglich sind“, sagt ein Sprecher des ADAC. Für manche Nutzer, die ihr Fahrzeug zu Hause vielleicht sogar mit selbst erzeugtem Solarstrom laden könnten, „kann ein E-Auto zudem günstiger sein als ein Verbrenner“.