Essen. Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Kölner Luxusreisen-Anbieter Itravel. Eine Familie berichtet, wie sie geschädigt worden sei.

Die Turbulenzen um geplatzte Luxusurlaub-Träume weiten sich aus. Die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt inzwischen gegen den Kölner Veranstalter Itravel und geht zahlreichen Strafanzeigen nach, die Geschädigte aus ganz Deutschland erstattet haben. Zu ihnen gehört auch eine Familie aus Bayern, die nach eigenen Angaben auf die Rückerstattung von mehr als 9000 Euro für eine stornierte Reise nach Sri Lanka wartet.

Als Axel Schmiegelow Anfang März unsere Redaktion in Essen besuchte, versprühte er Optimismus. Der Gründer und Geschäftsführer des Kölner Start-ups Itravel präsentierte einen neuen Investor. Alt-Gesellschafter wie der TV-Star Frank Thelen (Höhle der Löwen), der Risikokapitalgeber Florian Heinemann, der ehemalige Thomas-Cook-Chef Peter Fankhauser, der frühere Karstadt-Reisen-Chef Carsten Seeliger und der auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Venture Capital Fonds Grazia Impact hatten wenige Wochen zuvor erst einer Kapitalerhöhung zugestimmt. Damit sollen offenbar ausstehende Corona-Hilfen in der Höhe von 1,8 Millionen Euro ausgeglichen werden.

Schmiegelow räumte im März wirtschaftliche Probleme ein, verbreitete aber den Eindruck, dass er sie wieder im Griff habe. „Inzwischen hat sich die Lage normalisiert“, sagte der Itravel-Chef. Nachdem Ende 2023 bekannt geworden war, dass einige Kundinnen und Kunden ihre bei dem Kölner Start-up gebuchten Reisen zum Teil nicht antreten konnten, sei es zu 26 Hotelstornierungen gekommen. „Wir haben ihnen den Preis in vollem Umfang zurückerstattet“, erklärte Schmiegelow.

Axel Schmiegelow beim Besuch der WAZ-Wirtschaftsredaktion am 4. März in Essen.
Axel Schmiegelow beim Besuch der WAZ-Wirtschaftsredaktion am 4. März in Essen. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

An seiner Darstellung gibt es nun erhebliche Zweifel. Auf Anfrage unserer Redaktion teilte der Kölner Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer mit, dass die Staatsanwaltschaft „gegen einen Verantwortlichen der Itravel GmbH wegen des Verdachts des Betruges und Insolvenzverschleppung im Zusammenhang mit dem Vertrieb von Reisen ermittelt“. Ob es sich dabei um den Gründer Schmiegelow selbst oder eine andere Person handelt, ließ Bremer zunächst offen. Er bestätigte aber, dass bei der Kölner Staatsanwaltschaft „etwa 20 Strafanzeigen“ gegen Itravel eingegangen seien. Aus Gründen des Datenschutzes, so Bremer, könne er ihre Identität nicht preisgeben.

Eine Familie aus Bayern, die zum Kreis der Geschädigten gehört, hat inzwischen ihren Fall unserer Redaktion erzählt. Sie möchte anonym bleiben, die Namen sind unserer Zeitung aber bekannt. Mutter, Vater und Tochter hatten bei Itravel eine „Rundreise mit Baden“ durch Sri Lanka gebucht, die vom 10. bis 24. März 2024 stattfinden sollte. Nachdem die Kunden von den Turbulenzen beim Veranstalter Itravel erfahren hatten, stornierten sie die Reise und forderten die Rückerstattung des erbrachten Reisepreises in Höhe von 9057 Euro, den sie nach Angaben ihres Anwalts bereits am 15. Februar überwiesen hatten.

Familie aus Bayern wartet auf Rückerstattung von 9000 Euro

Obwohl der Flieger schon wenige Tage später in Frankfurt am Main starten sollte, musste die Familie nach eigenen Recherchen Ende Februar feststellen, dass weder die Flüge, noch die Hotels der Rundreise gebucht gewesen seien. Im Anwaltsschreiben an Itravel heißt es zudem: „Ebenso bestätigte die Agentur vor Ort, dass es keine Zusammenarbeit mit Itravel Central Europe GmbH mehr gibt.“ In Reisebewertungsportalen las die Familie überdies, dass auch andere Kunden über Probleme mit Itravel klagten.

Am 29. Februar trat die Familie aus Bayern schließlich offiziell von der Reise zurück. In einem Telefonat mit Geschäftsführer Schmiegelow soll dieser eine Stornobestätigung bis zum 4. März inklusive der Zusicherung, den gesamten Reisepreis zu erstatten, zugesagt haben. „Ein Zugang dieser angekündigten Stornobestätigung erfolgte bisher nicht“, schreibt der Anwalt.

Auf zweimalige Anfrage unserer Redaktion äußerte sich Itravel-Chef Axel Schmiegelow weder zum Fall der Familie aus Bayern noch zum Ermittlungsverfahren der Kölner Staatsanwaltschaft.

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