Essen. Für etliche Kunden, die bei Itravel buchten, platzten Urlaubsträume. Chef Schmiegelow baut das Start-up um und präsentiert einen neuen Investor.

Mit „maßgeschneiderten Traumreisen“ hat sich das Start-up Itravel einen Namen unter Menschen gemacht, die gern individuell in den Urlaub fahren. Bis Fälle nicht bezahlter Hotels, hoher Entschädigungsforderungen und geplatzter Reiseträume zu wirtschaftlichen Problemen und schlechten Bewertungen bei Internetportalen führten. Nun kündigt Gründer Axel Schmiegelow einen Neustart an.

Den Fall des über 75-jährigen Großvaters nennt Schmiegelow typisch für die Klientel von Itravel. Die Eindrücke der afrikanischen Wildnis, die er als Kind in Tansania und Zanzibar gesammelt hat, wollte der Mann Jahrzehnte später mit seinem Sohn und vier Enkelkindern teilen. Übernachtungen im Zeltcamp mit brüllenden Löwen im Hintergrund inklusive. Das Kölner Start-up organisierte den aufwendigen Trip. Doch nicht alle Luxusreisen verliefen so komplikationsfrei wie die nach Afrika.

Hoteltrechnungen waren nicht im voraus bezahlt

Seit dem vergangenen Sommer häuften sich Probleme auf Traumreisen, die über Itravel gebucht wurden. Zuerst berichteten die Magazine Stern und Capital über Kundinnen und Kunden, die am Urlaubsort nicht in ihr Hotel kamen oder ihre Flüge nicht antreten konnten, weil die Rechnungen nicht bezahlt waren. Seither häufen sich auch negative Bewertungen auf Online-Vergleichsportalen.

Gründer und Geschäftsführer Axel Schmiegelow räumt im Gespräch mit unserer Redaktion die Unregelmäßigkeiten ein. „Die Probleme begannen im Sommer und Herbst 2023, weil Fluggesellschaften und Hotels wegen der hohen Nachfrage ihre Bedingungen änderten. Das hätte ich eigentlich antizipieren müssen“, räumt der Unternehmer ein und erinnert an die Zeit nach der Corona-Pandemie. „Wir waren nicht darauf vorbereitet, dass aufgrund des riesigen Nachholbedarfs nach Corona Fluggesellschaften, aber auch Hotels keine langfristigen Vorausbuchungen mehr akzeptierten. Zudem sind die Preise erheblich gestiegen“, so der Itrave-Chef.

Itravel-Chef: Preis „in vollem Umfang zurückerstattet“

Nach Schmiegelows Angaben sei es in 26 Fällen zu Hotelstornierungen gekommen, in Folge derer die Kunden an ihren Urlaubsorten die Zimmer nicht beziehen konnten. „Wir haben ihnen den Preis in vollem Umfang zurückerstattet“, betont der Unternehmer und widerspricht den Magazinberichten, in denen zu lesen steht: „Auch Monate nach der Reise warten viele Kunden auf Entschädigungszahlungen von Zigtausenden Euro.“ Einige Fälle lägen bei Gericht.

Axel Schmiegelow ist Gründer und Geschäftsführender Gesellschafter des Start-ups Itravel.
Axel Schmiegelow ist Gründer und Geschäftsführender Gesellschafter des Start-ups Itravel. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Schmiegelow berichtet, dass zahlreiche Kunden „aus Angst“ ihre Reisen bei Itravel storniert und Bewertungen in Internetforen verfasst hätten. „Das war eine regelrechte Kettenreaktion. Viele Stammkunden haben uns aber auch die Treue gehalten“, sagt er. So spitzten sich offenbar die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des im Jahr 2014 gegründeten Start-ups zu. Mit der Folge, dass auch Mitarbeitende verspätet ihre Gehälter erhielten.

Es gibt aber offenbar einen weiteren Grund für die finanziellen Engpässe. Itravel warte noch immer auf die Auszahlung von Corona-Hilfen für das Jahr 2021 in Höhe von 1,8 Millionen Euro. „Die zuständige Bezirksregierung hat uns immer wieder erzählt, sie seien von den vielen Anträgen aus der Zeit noch überlastet. Wir warten bis heute auf das Geld und mussten mehrfach unsere Investoren bitten, das zu überbrücken“, erklärt Schmiegelow.

Frank Thelen gehört zu den Investoren

Seit 2014 gehören nach Angaben des Itravel-Chefs der TV-Star Frank Thelen (Höhle der Löwen), der Risikokapitalgeber Florian Heinemann und „weitere Experten aus der Reiseindustrie“ zum Kreis der Investoren. Ab 2021 seien der ehemalige Thomas-Cook-Chef Peter Fankhauser, der frühere Karstadt-Reisen-Chef Carsten Seeliger und der auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Venture Capital Fonds Grazia Impact dazugekommen.

„Unsere Investoren haben Ende Dezember einer größeren Kapitalerhöhung in siebenstelliger Höhe zugestimmt“, sagt Schmiegelow. Voraussichtlich im April sollen Einzelheiten im Bundesanzeiger veröffentlicht werden. „Besonders toll ist, dass einer unserer langjährigen Kunden sich aus Überzeugung der Finanzierungsrunde angeschlossen hat, ein Private-Equity-Experte, der mit seinem Family Office investiert. Einen größeren Vertrauensbeweis eines Kunden kann es ja nicht geben“, so der Unternehmer.

Auf Anfrage unserer Redaktion äußern sich die Investoren zur aktuellen Lage beim Kölner Start-up. „Wir sehen in Itravel das Potenzial, nachhaltige Individualreisen als wichtigen Beitrag zu einem besseren Tourismus zu etablieren. Wir sind zuversichtlich, dass das Management die Spätfolgen der Pandemie im letzten Jahr überwunden hat und mit neuen Abläufen, der Kapitalerhöhung und einem wieder wachsenden Team wieder eine hohe Kundenzufriedenheit erreicht“, erklären sie.

Geschäftsführer Schmiegelow berichtet, dass er Konsequenzen aus den Zwischenfällen der jüngeren Vergangenheit gezogen habe.Inzwischen hat sich die Lage normalisiert. Wir haben eine Reklamationsabteilung aufgebaut und uns organisatorisch auf die geänderten Buchungsabläufe der Fluggesellschaften und Hotels eingestellt“, sagt er.

Schmiegelow will „Massenabfertigung“ vermeiden

Vom Anspruch seines Unternehmens, nachhaltiger als andere zu sein, zeigt sich der 52-Jährige nach wie vor überzeugt. „Der Planet brennt. Reiner Öko-Tourismus erreicht aber die breiten Bevölkerungsschichten nicht, deswegen müssen wir die Art, wie auch normale Urlaube durchgeführt werden, ändern“, meint Schmiegelow. Die Reisebranche müsse der „Massenabfertigung“ ein Ende setzen. Itravel arbeite mit lokalen Anbietern und Partnern zusammen. Der Unternehmer: „In den Zielländern kommt in der Regel weniger als die Hälfte des Reisepreises an.“

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