Düsseldorf. Vodafone will jede achte der 15.000 Arbeitsplätze abbauen, aber auch in neue Produkte investieren. Neuerungen beim Service geplant.
Der Düsseldorfer Telekommunikationsriese Vodafone kommt nicht zur Ruhe. Vor zwei Wochen tauschte das Unternehmen völlig überraschend den Deutschland-Chef aus. Am Dienstag kündigte Vodafone nun an, 2000 der 15.000 Arbeitsplätze hierzulande abzubauen. Es ist das zweite, schmerzliche Sparprogramm in nur zwölf Monaten.
In der Branche herrschte viele Jahre lang so etwas wie Goldgräberstimmung, als das Smartphone zusehends die Funktion des mobilen Büros übernahm, das Unterhaltung liefert und mit dem man einkaufen kann. Doch inzwischen sind nahezu alle Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland im Besitz eines oder mehrerer Mobilfunkverträge. Auch die Breitbandanschlüsse zu Hause sind weitestgehend verteilt. Stattdessen müssen die Telekommunikationskonzerne Milliarden für Funkfrequenzen, Glasfaser und den Bau von Funkmasten ausgeben. Ein kapitalintensives Geschäft.
Vodafone ist größter Kabelnetzbetreiber in Deutschland
Als Vodafone im Jahr 2018 den Kabelnetzbetreiber und Rivalen Unitymedia für mehr als 18 Milliarden Euro übernahm, war das ein Coup. Zuvor hatte sich Vodafone bereits den Anbieter Kabel Deutschland gesichert. Das Unternehmen hat aber versäumt, rechtzeitig und rigoros die Doppelstrukturen zu beseitigen, die durch die Fusionen entstanden waren. Inzwischen sind die Wettbewerber Deutsche Telekom und Telefonica/O2 den Düsseldorfern bei Kunden-Akquise und Service enteilt.
Vodafone ist der mit Abstand größte Kabelnetz-Betreiber in Deutschland. Während der Corona-Pandemie, als Schule und Beruf von zu Hause aus erledigt wurden, mussten die Düsseldorfer aber feststellen, dass die Datenkapazitäten des Kabels nicht ausreichten. Inzwischen investiert Vodafone auch massiv in ergänzende Glasfasertechnik und erhöht damit die Netzgeschwindigkeit. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa plant Vodafone auch einen neuen Streaming-Stick für den Fernseher – analog zum Magenta-Stick der Telekom oder Googles Chromecast TV.
Vodafone-Chef: Zu viel versprochen, zu wenig gehalten
Als im Sommer 2022 der ehemalige Microsoft-Manager Philippe Rogge den Chefsessel im Düsseldorfer Campus übernahm, sollte er die Transformation von Vodafone Deutschland voranbringen. Seinem langjährigen Vorgänger Hannes Ametsreiter war vorgeworfen worden, den Konzern zu einseitig auf technologische Innovationen getrimmt und Butter-und-Brot-Themen wie Service und Werben neuer Kunden vernachlässigt zu haben.
„Die Leute haben das Vertrauen in uns verloren“, sagte Rogge vor einem Jahr. Vodafone habe „zu viel versprochen und zu wenig gehalten“. Er startete das erste Sparprogramm, dem 900 Stellen zum Opfer fallen sollten. Den Kundenschwund im Mobilfunk konnte er stoppen, beim Festnetz dagegen nicht, weil er die Preise erhöhte. Aber die Zufriedenheit der Kunden wuchs wieder.
Vodafone streicht jede achte Stelle
Der Konzernmutter in London ging die „Transformation“ aber offenbar nicht schnell genug. Vor zwei Wochen wurde bekannt, dass der langjährige Vodafone-Manager Marcel de Groot Rogge zum 1. April ablösen soll. Der neue Deutschlandchef holt jetzt gleich die Axt heraus und kündigt an, in den nächsten beiden Jahren 2000 Stellen „sozialverträglich“ abzubauen. Unter dem Strich will er bis zum Jahr 2026 rund 400 Millionen Euro einsparen.
Das Unternehmen wolle sich in den kommenden zwei Jahren „noch einfacher, schneller, schlanker und damit schlagkräftiger aufstellen“, hieß es in der Mitteilung. Neben dem Personal will Vodafone auch die Sach- und Betriebskosten senken. Demnach sollen Kosten vor allem durch den Abbau komplexer Strukturen und durch die Modernisierung von IT-Systemen reduziert werden. Zugleich soll der Service verbessert werden: Wer Fragen zum Mobilfunk und zum Festnetz hat, soll künftig nicht zwei unterschiedliche Hotlines anrufen müssen.
Den Abbau der Stellen erklärte das Unternehmen auch mit einer verstärkten Automatisierung. Diese könnte Tätigkeiten übernehmen, die aktuell noch manuell ausgeführt würden.
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