Düsseldorf. Um Elektroschrott zu reduzieren, nehmen Telekommunikationskonzerne Handys zurück und nutzen die Rohstoffe. Warum Vodafone Ghana unterstützt.
Die Zahl ist seit Jahren konstant: In deutschen Schubladen liegen rund 200 Millionen ausrangierte Handys und setzen Staub an. Die großen Telekommunikationskonzerne nehmen inzwischen Altgeräte zurück, um sie zu reparieren oder zu recyclen. Vodafone teilt indes mit, darüber hinaus in Ghana 1,5 Millionen Handys eingesammelt und mit dem Erlös Menschen vor Ort unterstützt zu haben.
Das Geschäft mit Handys ist ein gewaltiger Markt. Der Branchenverband Bitkom erwartet, dass im laufenden Jahr bundesweit 21,8 Millionen Smartphones verkauft werden. Das wären 8,4 Prozent mehr als im Vorjahr, als 11,4 Milliarden Euro Umsatz eingefahren wurden. Allerdings wird erwartet, dass die Kundinnen und Kunden etwas weniger pro Gerät ausgeben werden: 523 Euro statt 567 Euro wie im Vorjahr. „Smartphones werden nicht mehr so schnell ersetzt“, teilt Bitkom mit. Das Durchschnittsalter der Geräte in Deutschland betrage aktuell 17,5 Monate.
„Elektroschrott ist ein globales Problem“
Auch der Düsseldorfer Telekommunikationsriesen Vodafone hat sich Nachhaltigkeitsziele gesetzt und will seine Kundschaft ermuntern, elektronische Geräte länger zu nutzen. „Elektroschrott ist ein globales Problem. Seine Lösung darf nicht an unserer Grenze enden“, sagt Geschäftsführer Michael Jungwirth. Über Rücknahme-Systeme in Deutschland hinaus hat Vodafone deshalb vor knapp zwei Jahren mit dem gemeinnützigen Partner Closing the loop ein Projekt in Ghana gestartet. Das afrikanische Land gehört zu den zahlreichen Staaten in der Welt, die über kein eigenes Recycling-System für Smartphones verfügen.
Am Dienstag haben Beide eine Zwischenbilanz gezogen. Danach wurden in den weniger als zwei Jahren in Ghana 1,5 Millionen Handys eingesammelt. Aus den 80 Tonnen Elektroschrott haben sie nach Angaben von Closing the loop über 6300 Kilogramm Kupfer, 37 Kilogramm Silber (das entspreche 670 Silberlöffeln) und sieben Kilogramm Gold (wie zwei WM-Pokale) gewonnen. Die Rohstoffe aus den Handys werden nun etwa in der Schmuckindustrie eingesetzt. „Seit Start im Juni 2022 wurden so mehr als 3800 monatliche Lebensunterhalte für die Menschen vor Ort finanziert und sichere Jobs geschaffen“, erklärten Vodafone und Closing the loop am Dienstag.
Vodafone sammelt 1,5 Millionen Handys in Ghana
Nach dem Anfangserfolg soll das Projekt fortgeführt werden. In nächster sollen in Ghana weitere 1,2 Millionen Handys zusammen. „Die 1,5 Millionen Handys, die wir für Vodafone gesammelt haben, bilden den Grundstein für den Weg zu einem noch größeren Ziel“, sagt Joost de Kluijver, Gründer und Chef von Closing the loop. Ihm schwebt der Aufbau der „ersten sicheren Recycling-Anlage auf dem afrikanischen Kontinent“ vor.
Aber auch in Deutschland will man beim Vermeiden von Elektroschrott nicht nachlassen. „Sucht Eure alten Handys raus. Lasst sie nicht mit den nostalgischen Erinnerungen in den Schubladen verstauben“, appelliert Vodafone-Geschäftsführer Jungwirth. Nicht nur der Düsseldorfer Konzern hat ein Inzahlungsnahme-Programm für Altgeräte gestartet. Ein Euro pro Handy spendet das Unternehmen an die Naturschutz-Organisation WWF.
Telekom nimmt jährlich 200.000 Handys zurück
Ähnlich gehen auch die Wettbewerber vor. Die Deutsche Telekom sammelt über das Portal www.handysammelcenter.de seit 15 Jahren gemeinsam mit Initiativen aus Umweltgruppen, Schulen, Zoos und anderen gebrauchte Handys ein. Bis heute seien in Summe über 3,7 Millionen Altgeräte zusammengekommen. Jeweils 50 Cent gehen an gemeinnützige Organisationen. Die Telekom selbst nimmt Angaben einer Sprecherin jährlich rund 200.000 Handys zurück. „Zehn bis 15 Prozent aller Geräte können refurbisht und weitergenutzt werden“, sagt sie.
Auch Telefonica/O2 nimmt Handys und Tablets samt Netzteil, Ladekabel, Akku und Headset in den Filialen oder per Versand zurück. Den Erlös jedes eingegangenen Geräts spendet O2 nach eigenen Angaben an den Naturschutzbund Deutschland Nabu.
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