Berlin. Verivox hat die Preisentwicklung für Sprit, Strom und Wärme der letzten drei Jahre verglichen. Das Ergebnis ist erschreckend.
Gut drei Jahre nach dem Ausbruch der Energiekrise liegen die Preise für Heizen, Strom und Tanken noch immer gut 41 Prozent über dem Vorkrisenniveau. Das ist das Ergebnis einer Auswertung des Vergleichsportals Verivox, die dieser Redaktion exklusiv vorlag.
Für die Analyse hat Verivox als Grundlage einen Drei-Personen-Musterhaushalt mit einem jährlichen Wärmebedarf von 20.000 Kilowattstunden (kWh), einem Stromverbrauch von 4000 kWh und einer jährlichen Fahrleistung von 13.300 Kilometern verwendet. Dieser durchschnittliche Haushalt muss aktuell 1534 Euro mehr für Energie ausgeben als noch im Februar 2021.
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Private Haushalte sind nach wie vor stark durch hohe Energiekosten belastet
Konkret belasteten die Preise für Strom, Sprit und Heizung den Musterhaushalt derzeit mit 5306 Euro im Jahr. Im Februar 2021 kostete die gleiche Menge Energie noch 3772 Euro. Damit sind die Ausgaben für Energie innerhalb von drei Jahren um 41 Prozent gestiegen, so das Portal.
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„Strom, Gas, Heizöl und Sprit: Energie ist drei Jahre nach Beginn der Energiekrise noch deutlich teurer als zuvor. Zwar sind die Kosten seit ihrem Hoch im Oktober 2022 um ein Drittel gesunken, dennoch sind private Haushalte nach wie vor stark durch hohe Energiekosten belastet“, sagte Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox.
Die globale Energiekrise begann 2021 nach der Corona-Pandemie, als große Teile der Welt mit Engpässen und steigenden Preisen auf den Öl-, Gas- und Strommärkten konfrontiert waren. In Deutschland verteuerten sich ab Herbst des Jahres die Energiepreise rasant. Nach dem Einmarsch der Russen in der Ukraine nahm die Entwicklung weiter Fahrt auf. Die Bundesregierung versuchte unter anderem mit einem zeitlich begrenzten Tankrabatt, Gas- und Strompreisbremsen sowie einer Energiepauschale Verbrauchern zu helfen.
Heizung: Wärme auf Gasbasis hat sich besonders verteuert
Verivox zufolge ist vor allem das Heizen immer noch deutlich teurer als vor drei Jahren. Das Heizen mit Öl verteuerte sich im betrachteten Zeitraum um 64 Prozent. Im Februar 2021 wurden laut der Auswertung für 20 Hektoliter Heizöl noch 1270 Euro fällig, nun sind es 2088 Euro.
Auch bei Gas ist ein deutliches Plus zu verzeichnen. Hier stiegen die Kosten bei einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden von 1162 Euro auf 2033 Euro, was einer Steigerung von 75 Prozent entspricht. Da mehr Haushalte mit Gas als mit Heizöl heizen, sind die Heizkosten im mengen-gewichteten Durchschnitt aktuell 71 Prozent höher, so die Preisanalysten.
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Die Kosten für Benzin (plus 27 Prozent) und Diesel (plus 39 Prozent) liegen ebenfalls deutlich über dem Vorkrisenniveau. Im mengen-gewichteten Durchschnitt müssen Verbraucher 30 Prozent mehr fürs Tanken ausgeben. Beim Strom liegt das durchschnittliche Preisplus für einen Privathaushalt mit einem Jahresverbrauch von 4000 kWh bei 22 Prozent.
Hohe Energiepreise: Verbraucherzentrale rät zum Anbieterwechsel
Verbraucher müssen der Preisentwicklung aber nicht ganz wehrlos zuschauen. Verivox zufolge gebe es gerade jetzt im Markt einen regen Wettbewerb. Auch der Verbraucherzentrale Bundesverband rät angesichts des weiter hohen Preisniveaus zum Anbieterwechsel. „Da viele Neuverträge für Strom und Gas aktuell kostengünstiger sind, sollten Verbraucher prüfen, ob sie nicht zu einem guten und günstigeren Anbieter wechseln können“, sagte dessen Vorständin Ramona Pop dieser Redaktion. Wichtig sei jedoch, genau zu schauen, ob der Anbieter seriös ist.
Auch die Politik forderte Pop erneut zum Handeln auf. „Die hohen Kosten bei vielen bestehenden Gas-, Strom- und Wärmeverträgen sind für viele private Haushalte ein echtes Problem – und führen bei Verbraucherinnen zu einer starken Belastung. Das sieht man gerade bei den hohen Nachzahlungsforderungen für Fernwärme“, sagte sie. Die Politik müsse dabei endlich für mehr Transparenz sorgen und eine bundeseinheitliche Preisaufsicht einrichten. Auch das Klimageld sollte die Bundesregierung schnell einführen, um die Energiekosten für die Haushalte abzufedern. Das wäre das richtige Signal, so Pop weiter.