Berlin. Die Deutschen sind verunsichert: Ist die Wärmepumpe auch in Zukunft das Maß aller Dinge? Experten geben Antwort – und wagen eine Prognose.

Die Lust der Deutschen, ihre Heizung zu tauschen, hält sich in Grenzen. Experten sehen einen Grund dafür in der lang anhaltenden und zermürbenden Debatte über das Gebäudeenergiegesetz (GEG). Nach wie vor ist vielen Eigentümern unklar, ob eine Wärmepumpe für ihre Immobilie langfristig wirklich die beste Wahl ist – und ob es nicht doch sinnvoller wäre, auf Innovationen zu setzen. Experten bewerten auf Nachfrage unserer Redaktion, wie hoch das technische Level bei der Heiztechnik ist. Und was kommt danach?

Wie ausgereift ist die Wärmepumpe?

Die Technik gilt als ausgereift. „Bei der Wärmepumpe konnte die Effizienz weiter gesteigert und Schallemissionen reduziert werden“, heißt es vom Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH). In der Praxis habe sich gezeigt, dass die Wärmepumpe auch bei verschiedenen Gebäudetypen und Wärmedämmstandards eingesetzt und effizient genutzt werden könne, sagt der Experte für Energiewirtschaft, Christoph Weber, von der Universität Duisburg-Essen. „Mit neuen sogenannten Hochtemperatur-Wärmepumpen ist ein Einsatz auch in vielen Altbauten ohne umfassende energetische Sanierungsmaßnahmen möglich“, so Weber. Auch sein Kollege Stefan Elbel von der Technischen Universität (TU) Berlin ist der Auffassung: „Bei der Wärmepumpe verstehen wir die grundlegenden Prozesse sehr gut.“

Woran wird bei Wärmepumpen noch getüftelt?

Dennoch ist die Entwicklung nicht am Ende. TU-Wissenschaftler Elbel sieht noch Potenzial für den Einsatz unter extremen Witterungsbedingungen. „Deutschland ist ein gutes Land für die Wärmepumpe. In Regionen, in denen die Außentemperatur aber auf minus 20 Grad oder weniger abfällt, wird der Leistungsoutput schnell sehr klein, und damit sinkt auch die Effizienz“, erklärt er. Elbel zufolge könnten Hersteller dafür noch leistungsfähigere Komponenten und Anlagen entwickeln. Als Beispiele nennt er innovative Wärmetauscher-Designs und den Einsatz von natürlichen Kältemitteln, die besonders umweltschonend sind.

Wärmepumpen

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    Der Experte sieht perspektivisch mehr Einsatzmöglichkeiten für Erdwärmepumpen. „Geothermische Anlagen sind effektiver, weil die Temperaturen im Erdreich höher sind als am kältesten Wintertag in der Luft“, so Elbel. Derzeit würden hohe Kosten Eigenheimbesitzer abhalten – nicht nur für das Gerät, sondern auch für die bis zu 200 Meter tiefe Bohrung. Künftig könnten Anlagen in den Fokus der Verbraucher rücken, die ein Umschalten zwischen Heizen und Kühlen ermöglichen, so der Professor. Weber zufolge müssen sich zudem Investitions-, Installations- und Betriebskosten für eine Wärmepumpe weiter reduzieren.

    Was ist das nächste große Ding im Bereich Heizen?

    Das ist schwer zu sagen. „Diese Frage impliziert, dass mit der Wärmepumpentechnologie irgendetwas falsch wäre“, sagt TU-Experte Elbel. Als Beispiel dafür nennt er den Verbrennungsmotor – eigentlich effektiv, aber durch den CO2-Ausstoß mit Nachwirkungen für die Umwelt. „Bei der Wärmepumpe gibt es keine solch inhärente Schwäche, das heißt aber nicht, dass Menschen nicht auch daran arbeiten, irgendeine ablösende Technologie zu entwickeln“, erklärt der Professor.

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    Besonders erfolgreich ist man damit in den vergangenen Jahren aber nicht gewesen. In wissenschaftlichen Fachzeitschriften wurde zum Beispiel über sogenannte magnetokalorische Kreisläufe diskutiert. Dabei wird anstatt eines Kältemittels ein Festkörper aus magnetisierbarem Material verwendet, der sich abwechselnd erwärmt und abkühlt, wenn er einem veränderlichen Magnetfeld ausgesetzt wird. Auch Infrarotheizungen könnten ein Feld sein, das sich in Zukunft noch weiterentwickelt. Gezielt eingesetzt ist die Technologie möglicherweise energiesparend – etwa wenn es darum geht, bestimmte Punkte in einem Raum lokal zu beheizen.

    Trotzdem, schränkt der Experte ein, sei es „nicht zu erwarten, dass die Wärmepumpe durch zukünftige Innovationen umfassend ersetzt wird“. Beim Heizen dürfte Weber zufolge aber neben der Nutzung von tiefer Geothermie auch der Ausbau von Nah- und Fernwärmenetzen im Zuge der kommunalen Wärmeplanung eine wichtige Rolle spielen. Einige Kommunen in Deutschland gehen hier erste Schritte.

    Kommt Wärmewende voran? Was sagen die Hersteller?

    Wegen des Gerangels in der Ampelkoalition um das Gebäudeenergiegesetz sind die Verkaufszahlen für Wärmepumpen nach dem Rekordjahr 2022 zurückgegangen. Es mangele nicht an technischen Lösungen oder Innovationen, um die Wärmewende zum Erfolg zu führen, erklärt der Branchenverband BDH. „Zuletzt fehlte den Menschen jedoch die Planungssicherheit in Bezug auf die zulässigen technischen Lösungen und die Förderbedingungen.“ Man hoffe nun, dass sich der Markt wieder stabilisiere. Das GEG sowie die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) hätten zumindest die Rahmenbedingungen dafür geschaffen.

    Immer mehr Deutsche haben eine Wärmepumpe vor der Haustür stehen. Doch die Hersteller sind mit den Rahmenbedingungen nicht vollends zufrieden.
    Immer mehr Deutsche haben eine Wärmepumpe vor der Haustür stehen. Doch die Hersteller sind mit den Rahmenbedingungen nicht vollends zufrieden. © dpa-tmn | Andrea Warnecke

    Grundsätzlich gilt die deutsche Heizungsindustrie als führend bei technologischen Entwicklungen. „Sie befindet sich derzeit im Übergang von der klassischen Kesseltechnologie zur verstärkten Konzentration auf Wärmepumpen“, teilt der Bundesverband Wärmepumpe mit. Konkurrenz droht allerdings aus Asien und auch den USA. Marktbegleiter dort hätten schon jetzt einen Skalierungsvorteil und würden in größeren Stückzahlen produzieren. Dass sich Deutschland als neues „Heat Pump Valley“ nicht verstecken muss, hatte zuletzt der Verkauf der Klimasparte „Climate Solutions“ von Viessmann an den US-amerikanischen Klimaanlagenhersteller Carrier Global gezeigt. Experten deuteten dies auch als Zeichen für die Attraktivität des deutschen Marktes.

    Ampel-Regierung: Was sollte die Politik jetzt machen?

    Vor allem nicht erneut für Unsicherheit sorgen. Die Bundesregierung verfolge ambitionierte Ziele im Bereich Heizen. „Dabei spielt die Erhöhung der Wirtschaftlichkeit und der Akzeptanz von Wärmepumpen eine wichtige Rolle“, so Experte Weber, der auf die nun höheren CO2-Preise verweist. Auch dadurch werde für Verbraucher das Nutzen nachhaltiger Heizalternativen attraktiver.

    Weber fordert die Ampelkoalition auf, künftig „klare und verlässliche Signale“ zu senden, um die Absatzzahlen zu steigern. Die Heizungsindustrie hatte zuletzt an die Politik appelliert, die Stromsteuer auf das europarechtlich zulässige Minimum für private Verbraucher zu reduzieren. Ein solcher Schritt könne der Wärmepumpe betriebskostenseitig Rückenwind verleihen, so der BDH.