Essen. RWE-Managerin Katja Wünschel erklärt, warum es zügigere Genehmigungen für Windparks gibt und welche Pläne der Konzern für NRW hat.
Katja Wünschel versprüht Aufbruchstimmung. Die Managerin, die beim Essener Energieversorger RWE für das Geschäft mit Wind- und Solaranlagen an Land zuständig ist, berichtet von einem Markt, der in Bewegung geraten ist. „So einen Ausbau wie im vergangenen Jahr haben wir bei Wind- und Solarprojekten noch nie gesehen. Das gilt für Deutschland und auch für NRW“, sagt Katja Wünschel bei einem Gespräch in der Essener Konzernzentrale. In Nordrhein-Westfalen lasse sich die Dynamik insbesondere anhand der Anzahl der Genehmigungen von Windkraftprojekten erkennen. „Mit rund 1700 Megawatt an genehmigten Projekten war NRW im vergangenen Jahr die Nummer eins unter allen Bundesländern“, berichtet die RWE-Managerin.
„Die Zahl unserer Baustellen steigt“, sagt Wünschel, die seit Mai vergangenen Jahres Chefin der RWE-Tochter Renewables Europe & Australia ist. In den europäischen Ländern habe RWE gerade 25 Baustellen für Solaranlagen und Windparks an Land, sechs davon seien in Deutschland. Ein Schwerpunkt liege in NRW. „Die Zahl wird weiter steigen“, kündigt Wünschel an.
Genehmigung für Windkraftprojekt innerhalb von zwölf Monaten
Positiv wirke sich aus, dass die Genehmigungsverfahren für Windkraftprojekte an Land schneller würden, erklärt Wünschel. In diesem Zusammenhang habe die Bundesregierung „ihre Hausaufgaben gemacht“, fügt die Managerin hinzu. „Kürzlich haben wir erstmals ein Windkraftprojekt innerhalb von zwölf Monaten genehmigt bekommen.“ Beim Repowering, also dem Umbau von alten auf neue Windräder, habe RWE sogar schon innerhalb von neun Monaten grünes Licht für ein Vorhaben erhalten. „Genehmigungen mit diesem Tempo hätte vor nicht allzu langer Zeit niemand in der Branche für möglich gehalten.“
Der Essener Energiekonzern registriert allerdings auch Unterschiede in den Bundesländern. „Manche Länder nutzen die Möglichkeiten für einen schnellen Ausbau der Windkraft maximal aus, andere nicht“, sagt Katja Wünschel. „Ein Beispiel: Sachsen-Anhalt hat ein neues Gesetz auf den Weg gebracht, das Wind im Wald ermöglicht. In Thüringen sehen wir gegenläufige Entscheidungen.“
RWE-Managerin sieht NRW derzeit als „Vorreiter beim Thema Windkraft“
Das Land NRW, das von CDU und Grünen regiert wird, sieht die RWE-Managerin derzeit insgesamt als „Vorreiter beim Thema Windkraft“. Es sei gut, dass eine pauschale 1000-Meter-Regel für den Abstand von Windkraft zu Wohnbebauung auf der Ebene der Landesplanung in NRW abgeschafft worden sei. „Teils steckt der Teufel aber im Detail und es gibt Hürden bei den Regionalplänen, mit denen Windkraftprojekt erschwert werden“, erklärt Katja Wünschel. „Dabei geht es unter anderem um die Eignung der ausgewiesenen Flächen oder Regelungen zum Artenschutz.“ Hilfreich sei, dass bestimmte Flächen ausgewiesen seien, auf denen Windkraftprojekte an Land ohne eine zusätzliche Umweltstudie möglich sind. „Das spart viel Zeit“, sagt Wünschel.
Die RWE-Managerin wirbt für Akzeptanz von Windkraftprojekten. „Unsere Windräder oder Photovoltaik-Anlagen sollen 30 bis 40 Jahre laufen. Deshalb ist es uns wichtig, dass die Gemeinden hinter solchen Vorhaben stehen“, sagt sie. „Ein wichtiger Punkt ist in diesem Zusammenhang, dass die Menschen vor Ort profitieren.“ RWE habe Modelle entwickelt, um die Kommunen auch finanziell an den Windkraftprojekten zu beteiligen. So können sie Unternehmensangaben zufolge unter anderem Anteile an Projektgesellschaften erwerben oder Eigentümer von einzelnen Turbinen werden. „Im Rheinischen Revier haben wir solche Beteiligungsmodelle realisiert“, sagt Wünschel. „Sie sind aus unserer Sicht auch ein Vorbild für weitere Projekte, die wir in Deutschland planen.“
Trotz der Dynamik müsse sich die Windkraftbranche weiter steigern, betont die RWE-Managerin. „Noch ist Luft nach oben“, sagt sie. „Um die Ausbauziele der Bundesregierung zu erreichen, müssten wir als Branche fünf Windturbinen am Tag bauen. Momentan sind wir bei knapp zwei.“
RWE-Windräder im Ruhrgebiet noch Mangelware
Gerade auch im Ruhrgebiet sind RWE-Windräder noch Mangelware. „In einem dicht besiedelten Gebiet sind die Herausforderungen besonders groß“, sagt RWE-Managerin Wünschel dazu. „Wir haben in Regionen wie dem Münsterland und im Rheinischen Revier losgelegt. Aber auch für das Ruhrgebiet gilt: Wenn es hier Chancen für Windrad-Projekte oder Freiflächen-Photovoltaik gibt, wollen und werden wir diese nutzen.“
Die Windräder werden nach Darstellung der RWE-Managerin größer und auch leistungsstärker. „Derzeit hat eine Turbine an Land etwa sechs Megawatt, demnächst werden es sieben sein“, sagt sie. Eine unbegrenzte Steigerung sei allerdings nicht möglich. „Für die Windräder an Land gibt es bauliche Grenzen. Schon jetzt ist der Transport eine riesige Herausforderung. Wir reden über Anlagen, die teils mehr als 160 Meter hoch werden. Wenn die Bauteile nicht mehr über Straßen und unter Brücken transportiert werden können, haben wir ein Problem.“
Um Windradprojekte zu beschleunigen, seien noch Verbesserungen bei den Behörden möglich, sagt Wünschel. „Wir würden uns wünschen, wenn die Bürokratie im Zusammenhang mit Windkraft-Projekten weiter abgebaut wird“, betont sie. Hilfreich seien unter anderem zentrale Genehmigungsbehörden für Schwerlasttransporte auf Landesebene. „Wenn es in einer Kommune nur zwei Sachbearbeiter für Windkraft-Themen gibt, und einer der beiden ist erkrankt, bedeutet das gleich eine Verzögerung in den Genehmigungsverfahren.“
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Im Zusammenhang mit dem Aufbau der Organisation will RWE neue Mitarbeiter einstellen. „Wir suchen Fachkräfte“, sagt Katja Wünschel. „Wir sind auf Wachstumskurs. Auch bei der Zahl unserer Beschäftigten.“ Insgesamt habe RWE aktuell mehr als 1800 Beschäftigte, die den Ausbau des Wind- und Solargeschäfts an Land in Europa und Australien vorantreiben, davon über 600 in Deutschland. „Für unser Onshore-Wind- und Solargeschäft haben wir im vergangenen Jahr in Deutschland rund 180 neue Kolleginnen und Kollegen eingestellt. Für das laufende Jahr gehe ich von einer ähnlichen Größenordnung aus“, berichtet die Managerin. Derzeit habe ihre Konzerneinheit Essen über hinaus bundesweit neun Büros, sieben davon seien erst kürzlich eröffnet worden.
„Wir schulen auch gezielt Beschäftigte aus anderen Branchen um“, erklärt Wünschel. Eingestellt würden unter anderem Experten, die neue Flächen finden und sich um die Projektentwicklung kümmern – und selbstverständlich auch Ingenieure. „Unser Geschäft in Deutschland hat eine starke regionale Komponente. Es ist nicht sinnvoll, jemanden, der sich in Bayern auskennt, zu einem Bürgermeister im Münsterland zu schicken.“ Das Ziel sei klar: „Wir wollen jedes Projekt machen, das sich realisieren lässt.“