Essen. RWE-Managerin Katja Wünschel im Interview: Der Essener Energiekonzern RWE plant mehr Photovoltaik-Projekte an Autobahnen – auch in NRW.
Der Essener Energiekonzern RWE will sein Grünstrom-Geschäft auf dem Heimatmarkt ausbauen und dafür Solaranlagen an Autobahnen in NRW errichten. „Wir sehen große Chancen für Photovoltaik-Projekte an Autobahnen“, sagt die zuständige RWE-Managerin Katja Wünschel im Gespräch mit unserer Redaktion. „Gerade in NRW wollen wir mehr Photovoltaik-Projekte an Autobahnen realisieren.“ RWE suche derzeit nach geeigneten Flächen. Als Vorbild könne das Bundesland Bayern dienen, erklärt die Managerin. „Bayern hat gezeigt, welches Potenzial in Solarfeldern rund um Autobahnen liegt.“
Katja Wünschel, die seit Mai vergangenen Jahres Chefin der RWE-Tochter Renewables Europe & Australia GmbH ist, wirbt dafür, Hemmnisse in Deutschland beim Aufbau von Solaranlagen neben Autobahnen zu beseitigen. „Bislang ist es möglich, bis zu 200 Meter neben Autobahnen Flächen privilegiert, das heißt ohne Bebauungsplan, zu nutzen. Wir plädieren dafür, das Gebiet auf bis zu 500 Meter auszuweiten“, sagt die RWE-Managerin. Auch an Landstraßen sehe ihr Unternehmen ein erhebliches Potenzial für Photovoltaik-Projekte. „Wir müssen mehr Freiflächen nutzen“, mahnt Wünschel. RWE wolle verstärkt Tempo beim Ausbau des Solargeschäfts in Deutschland machen. „Das Ausbaupotenzial ist groß.“
LEE NRW fordert: Mehr Freiflächen für Photovoltaik nutzen
Nach Einschätzung des Landesverbands Erneuerbare Energien (LEE NRW) findet der Solarausbau in NRW derzeit fast ausschließlich auf privaten und gewerblichen Dächern statt – und kaum auf sogenannten Freiflächen. In Bayern seien zuletzt über 200 größere Solarkraftwerke mit insgesamt mehr als 1600 Megawatt Leistung an den Start gegangen. NRW verfüge hingegen derzeit nur über einen Bestand von 440 Megawatt an solaren Freiflächen-Anlagen. Christian Mildenberger, Geschäftsführer vom LEE NRW, fordert, hier müsse sich dringend etwas verändern.
Beim Bau von Windrädern in Nordrhein-Westfalen komme der Konzern allerdings mittlerweile besser voran als in den vergangenen Jahren, berichtet RWE-Managerin Katja Wünschel. „Es geht los“, sagt sie. „In NRW lässt sich das insbesondere an der Anzahl der Genehmigungen von Windkraftprojekten ablesen. Mit rund 1700 Megawatt an genehmigten Projekten war NRW im vergangenen Jahr die Nummer eins unter allen Bundesländern.“
Der Essener RWE-Konzern ist mit seinem Braunkohletagebau und großen Kraftwerken im Rheinischen Revier seit Jahrzehnten einer der größten Verursacher von klimaschädlichem Kohlendioxid. RWE-Vorstandschef Markus Krebber hat erklärt, sein Unternehmen wolle die CO2-Emissionen „so schnell wie möglich“ reduzieren und bis zum Jahr 2040 klimaneutral sein. In Deutschland setzt RWE insbesondere auf große Windkraftprojekte auf hoher See. Vor wenigen Tagen teilte der Essener Energiekonzern mit, mit Energie aus dem Windpark „Kaskasi“ rund 35 Kilometer vor der Küste Helgolands in wenigen Jahren Revierkonzerne wie Thyssenkrupp Steel und Evonik beliefern zu wollen.
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Der Bau von Wind- und Solaranlagen an Land ist deutlich kleinteiliger. Derzeit verfügt RWE eigenen Angaben zufolge an Land über 350 Windturbinen in Deutschland. Das entspreche einer Kapazität von rund 700 Megawatt. Etwa ein Viertel davon befinde sich in NRW.
RWE-Windräder im Ruhrgebiet sind indes noch Mangelware. „In einem dicht besiedelten Gebiet sind die Herausforderungen besonders groß“, sagt RWE-Managerin Wünschel dazu. „Wir haben in Regionen wie dem Münsterland und im Rheinischen Revier losgelegt. Aber auch für das Ruhrgebiet gilt: Wenn es hier Chancen für Windrad-Projekte oder Freiflächen-Photovoltaik gibt, wollen und werden wir diese nutzen.“