Berlin. Die US-Sängerin gibt im Sommer mehrere Konzerte in Deutschland. Ihre Fans sorgen dabei für überraschende wirtschaftliche Auswirkungen.
Selbst in der schillernden Welt der Megastars spielt Taylor Swift in einer anderen Kategorie. Regelmäßig stellt die 34 Jahre alte US-Sängerin neue Rekorde auf. Gerade erst gewann sie mit „Midnights“ ihren vierten Grammy für das beste Album – so oft wie niemand vor ihr. Sie hat mehr Nummer-Eins-Alben als jede andere Künstlerin in der Geschichte der US-Charts herausgebracht. Und bei einem ihrer Konzerte tanzten Fans vergangenes Jahr so wild, dass ein Erdbeben gemessen wurde. Doch Swift hat nicht nur gewaltigen Einfluss auf das Musikgeschäft oder Preisverleihungen, sondern neuerdings auch auf die Kino- und Football-Welt. Und natürlich auf die Wirtschaft – auch in Deutschland.
Auch interessant: Donald Trump droht Taylor Swift mit „Heiligem Krieg“
Seit knapp einem Jahr, seit März 2023, tourt Swift mit ihrer „Eras Tour“ um die Welt. Enden soll sie erst in diesem Dezember, nach knapp zwei Jahren. Schon jetzt gilt die Konzertreihe mit rund 150 Shows als die kommerziell erfolgreichste Tournee aller Zeiten. Allein in den USA, wo Swift 2023 tourte, führten die Konzerte laut dem Forschungsinstitut Common Sense zu geschätzten Konsumausgaben von insgesamt 4,6 Milliarden Dollar. Das sei mehr als das Bruttoinlandsprodukt von 35 Ländern.
- Verkehr: Wallbox fürs E-Auto kaufen? Experten warnen vor böser Falle
- Geld: Abfindung im Job kassieren? Diese Tipps sind bares Geld wert
- Altersvorsorge: Rente & Elternzeit – Ab welchem Einkommen Sie Verlierer sind
Kein Wunder: Eine Eintrittskarte kostete zwischen 200 und 800 Dollar. Wobei es nach oben hin fast keine Grenze zu geben scheint – VIP-Pakete gehen in die Tausende Dollar. Hinzu kommen für die „Swifties“, wie sich Fans des Megastars nennen, noch die Kosten für die Anreise, Übernachtung, Merchandising, Essen und Trinken, Outfits und und und. Eine Mitte 2023 durchgeführte Umfrage des Common Sense Instituts ergab, dass „Swifties“ pro Stadt durchschnittlich 1327 US-Dollar ausgeben.
Swift, der auf Instagram 281 Millionen Menschen folgen und die vom Magazin „Time“ zur Person des Jahres 2023 gekürt wurde, soll mittlerweile Milliardärin sein. Selbst ihre Katze soll knapp 100 Millionen Dollar schwer sein – dank Auftritten in Werbefilmen und Musik-Videos. Ein Großteil ihres Vermögens stammt von den gut 50 Konzerten ihrer Welt-Tournee im vergangenen Jahr allein in den USA. Zusätzlich brachte die 34-Jährige ihren Musik-Erfolg auf die Leinwand: Der passende Film zu ihrer Welttournee kam Ende 2023 in die Kinos. Berichten zufolge spielte er am Startwochenende weltweit 125 Millionen Dollar ein. Mehr als die Hälfte der Einnahmen sollen direkt auf Swifts Konto fließen.
Swift kommt nach Europa: Das kostet die Eintrittskarte
Im Sommer kommt Swift nun nach Europa. Diese Etappe der „Eras Tour“ startet im Mai in Paris und endet im August in London. Insgesamt stehen 19 europäische Städte auf dem Tour-Plan – darunter auch Gelsenkirchen, Hamburg und München. Aktuell sind sieben Konzerte der Künstlerin in Deutschland bestätigt – vier davon sind Zusatztermine aufgrund der immensen Nachfrage.
Lesen Sie auch: Ob Politik oder Konsum: Macht misst sich in Follower-Zahlen
Je nach Bereich haben die Tickets im offiziellen Verkauf zwischen 100 und 240 Euro gekostet. Auch in Deutschland gilt: VIP-Tickets, zum Beispiel mit einem Stehplatz nah an der Bühne und verschiedenem Merchandise, sind deutlich teurer. Es können so schnell mehr als 600 Euro fällig werden. Trotzdem: Die Konzerte sind alle ausverkauft. Fans mussten sich für den Vorverkauf registrieren, dann wurde nach dem Zufallsprinzip eine Auswahl getroffen. Knapp drei Millionen Menschen hatten versucht, an Tickets zu kommen – allein in Deutschland. Wie viele Tickets in welchen Preiskategorien insgesamt verkauft wurden, ist nicht im Detail bekannt; eine entsprechende Anfrage beim Team von Swift blieb unbeantwortet.
Wer jetzt noch nach Tickets sucht, muss ordentlich Geld hinlegen – auf mehr oder weniger dubiosen Online-Plattformen. Beim umstrittenen Zwischenhändler Viagogo beispielsweise kostet eine Karte in Gelsenkirchen zwischen 415 und 3150 Euro, bei Ebay muss man für zwei Eintrittskarten schon mal 1200 Euro zahlen.
Knapp eine halbe Million Menschen werden Swift in Deutschland sehen
In die Veltins-Arena in Gelsenkirchen passen bis zu 70.000 „Swifties“; dort spielt die Sängerin drei Konzerte. Das Volksparkstadion in Hamburg, dort gastiert Swift für zwei Shows, fasst pro Abend 57.000 Zuschauer. Das Olympiastadion in München kann pro Konzert – für Swift werden es zwei sein – knapp 70.000 Menschen beherbergen. Nach den sieben Konzerten in Deutschland werden knapp eine halbe Million Menschen Swift singen gehört haben.
Lesen Sie auch: Im Bann der Influencer: Jeder Dritte kauft ihre Produkte
Und die wollen irgendwo übernachten. Das Vergleichsportal Check24.de hat für diese Redaktion berechnet, wie viel teurer Hotelzimmer während der Konzerttage sind (Stand: Anfang Februar).
In Hamburg ist das Buchungsvolumen zum Event demnach um 1055 Prozent höher als zur Woche vor den beiden Konzerten. Ein Hotelzimmer kostet durchschnittlich 191 Euro – in der Woche zuvor kosten Zimmer im Schnitt 30 Euro weniger. Als die Tickets zum Verkauf freigegeben wurden, gingen bereits 38 Prozent aller Buchungen für die beiden Konzerttage ein. Im Regelfall, so erklären die Vergleichs-Experten von Check24, werden die meisten Buchungen in Deutschland ein bis zwei Monate vor Anreise getätigt.
Buchungen in Deutschland gehen durch die Decke
Andere Stadt, gleiches Bild: München. Dort liegt das Buchungsvolumen während der Konzerte im Vergleich zur Woche vor den Konzerten um 865 Prozent höher. An Konzerttagen kostet ein Hotelzimmer im Schnitt 193 Euro, anstatt 150 Euro. Und auch in München gingen direkt zur Ticketfreigabe 37 Prozent aller Buchungen für den Eventzeitraum ein.
In Gelsenkirchen treten die Effekte laut Check24 jedoch nicht im gleichen Maße auf – vermutlich aufgrund der Nähe zu anderen Großstädten in Nordrhein-Westfalen. Das Fazit von Check24: Der „Swift-Effekt“ ist auf dem deutschen Hotelmarkt deutlich spürbar. Nicht nur, dass in Hamburg und München während der Konzerte die Hotelbuchungszahlen und durchschnittlichen Kosten pro Nacht erheblich ansteigen. Auch dass Hotelzimmer so lange im Voraus gebucht werden, sei ebenfalls etwas Besonderes. Der Tipp der Experten: „Wer noch auf der Suche ist, dem empfehlen wir, zeitnah ein Hotelzimmer zu buchen.“