Washington. Der Pop-Megastar hatte schon 2020 Joe Biden unterstützt. Im November könnte ein Fünftel der Amerikaner ihrer Wahlempfehlung folgen.
- Mit einer Empfehlung zur Wahl in den USA könnte Popstar Taylor Swift Millionen beeinflussen
- Donald Trump scheint diese Macht zu fürchten und droht Swift mit einem „Heiligen Krieg“
- Nun macht eine irre Verschwörungstheorie über die Sängerin die Runde
Dass Taylor Swift, die derzeit erfolgreichste Pop-Sängerin der Welt, ihren amerikanischen Landsleuten empfehlen wird, im November Donald Trump ins Weiße Haus zu wählen, ist so wahrscheinlich wie eine Kokospalmen-Insel in der Arktis. Swift, mit über 300 Millionen verkauften Alben das Maß aller Dinge, hatte bereits vor vier Jahren die Corona-Politik des damaligen Präsidenten gegeißelt („Wir werden Sie abwählen“) und sich unmissverständlich hinter den Demokraten Joe Biden gestellt.
Bei ihm seien die Anliegen von Schwarzen und Latinos, von Lesben und Schwulen und von Frauen, die „selbst über ihren Körper entscheiden wollen“, besser aufgehoben, sagte der Mega-Star. Ihrem „endorsement“, einer öffentlichen Unterstützungserklärung, wurde damals aber kaum Bedeutung beigemessen.
Heute ist das anders. Obwohl die 34-jährige Ausnahme-Künstlerin noch kein offizielles Wahl-Wort an die Welt und die in ihr lebenden „Swifties“ (ihre Fans) gerichtet hat, rotiert die Gegenseite – das Trump-Lager – bereits wie eine Schallplatte, die man versehentlich auf 45 Umdrehungen gestellt hat. Nicht weniger als den „Heiligen Krieg“, so hat das Magazin „Rolling Stone“ bei engen Trump-Vertrauten in Erfahrung gebracht, will die „Make America Great Again“-Gemeinde über die seit Kurzem mit dem Football-Profi Travis Kelce von den Kansas City Chiefs liierte Chart-Stürmerin bringen.
Irrer Verschwörungsmythos: Swift, Demokraten und NFL unter einer Decke
So sie denn tut, was ein aberwitziger, in rechtspopulistischen Kreisen kursierender Verschwörungsmythos verheißt, die sich um ein angebliches Komplott der Demokraten und der Profi-Liga NFL dreht: Danach könnte Swift in der Halbzeit-Pause des Football Super Bowl-Endspiels am 11. Februar gemeinsam mit ihrem Travis auf dem Spielfeld in Las Vegas auftauchen, ein artiges Lied singen und Amerika vor erwarteten 100 Millionen Fernsehzuschauern Joe Biden ans Herz legen.
Was schon logistisch schwer würde, da die Künstlerin erst in letzter Minute von einem Auslandskonzert am Vorabend in Japan in der Wüsten-Metropole Nevadas landen wird. Aber mit solchen Kleinigkeiten hält sich das Trump-Lager nicht auf. Das liegt an harten Zahlen, für die sich auch die Biden-Kampagne interessiert.
Swift kommt auf Instagram und X (früher Twitter) zusammen mittlerweile auf rund 380 Millionen Follower. Viele “swifties” folgen ihrem Idol auch in nicht popkulturellen Angelegenheiten bedingungslos.
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Wie viel Potenzial darin steckt, hat just das Meinungsforschungs-Institut „Redfield & Wilton Strategies“ ermittelt. Danach würde ein Fünftel der US-Wählerschaft „mit höherer Wahrscheinlichkeit“ oder „deutlich höherer Wahrscheinlichkeit“ am 5. November ein Kreuz hinter dem Kandidaten machen, den Taylor Swift bevorzugt.
Angesichts des erwarteten knappen Ausgangs bei einem Rematch Biden versus Trump ist das ein Faktor, den die Demokraten nicht ungenutzt lassen wollen, wie die „New York Times“ schreibt.
So werde erwogen, Biden (81) bei einem Konzert auf der global stattfindenden „Eras“-Tournee der zigfachen Grammy-Gewinnerin zu platzieren. Würde Swift beizeiten den alten Mann aus Delaware auf den Schild heben, dürften zusätzliche Spenden-Einnahmen den Biden-Wahlkampf noch geschmeidiger machen.
Nicht nur das. Im vergangenen Jahr sorgte Swift mit nur einem einzigen Instagram-Beitrag dafür, dass sich binnen Stunden 35.000 Neu-Wähler und Neu-Wählerinnen zum ersten Mal registrieren ließen. Weil es im November ganz entscheidend auf die Wahlbeteiligung ankommen wird, sagen Analysten in Washington, „ist diese ungeheure Mobilisierungskraft einer einzelnen Künstlerin Gold wert“.
Fox News appelliert an Taylor Swift: „Misch Dich nicht in die Politik ein“
Rechts der Mitte löst das Schweißausbrüche aus. Trump-Büchsenspanner wie die schrille Fox-News-Moderatorin Jeanine Pirro gehen mit Sätzen wie diesen hier auf Sendung: „Misch Dich nicht ein. Misch Dich nicht in die Politik ein. Wir wollen Dich da nicht sehen.“ Ihr Kollege Jesse Watters, der neue Gold-Standard für Paranoides, verdächtigte die Milliardärin, sich für einen „psyop“, einen psychologischen Einsatz zur Wählerbeeinflussung, des US-Verteidigungsministeriums hergegeben zu haben. Das Pentagon nahm die Sache mit Humor und erklärte in Anspielung auf Swifts Super-Hit „Shake it off“: „Das können wir abschütteln.“
Und was sagt Donald Trump? Er hält sich laut „Rolling Stone“ für populärer als die 2023 vom „Time“-Magazin zur „Person des Jahres“ gekürten Musikerin. Soll heißen: Gegen die „Magas“ haben die „swifties“ keine Chance. Oder doch?