Hagen. Die Südwestfälische Industrie- und Handelskammer Hagen zeichnet ein beunruhigendes Bild vom Zustand der Wirtschaft in der Region.
Immer mehr Unternehmen in Südwestfalen sind offenbar so verunsichert durch die schwierigen Rahmenbedingungen und kurzfristigen Kurswechsel in der Bundesregierung, dass sie Investitionen scheuen, jedenfalls am Standort Deutschland. Dies belegen die Ergebnisse der Konjunkturumfrage der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer, die am Mittwoch vom IHK-Präsidenten Ralf Stoffels und dem Kammer-Chef Ralf Geruschkat in Hagen vorgestellt wurde.
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Geruschkat nennt „wirtschaftspolitischen Regulierungseifer“ als einen Grund für die enorme Zurückhaltung der Unternehmen im Kammerbezirk, gepaart mit der besonders misslichen Lage durch „ein beispielloses Infrastrukturchaos in unserer Wirtschaftsregion, das den Wirtschaftsstandort in seinen Grundfesten erschüttert“, wie IHK-Präsident Stoffels meint.
Laut Rückmeldungen von fast 450 Unternehmen mit mehr als 55.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus Industrie, Handel und Dienstleistungen im Märkischen Kreis, dem südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis und in Hagen, die an der aktuellen Umfrage teilgenommen haben, planen über alle Branchen hinweg 44 Prozent der Betriebe mit geringeren Investitionsbudgets in der Zukunft, nur noch 18 Prozent planen mehr Investitionen als zuvor. Top-Investitionsmotiv sei der Ersatzbedarf, den 70 Prozent der Unternehmen nennen. Nur jedes zehnte Unternehmen plane Erweiterungsinvestitionen. In Innovationen will demnach nur jedes dritte, in Umweltschutz nur jedes vierte Unternehmen investieren.
Der Aufruf, wählen zu gehen
Was die Wirtschaftsvertreter in Südwestfalen offenbar eint, ist nicht nur die schlechte wirtschaftliche Lage, sondern auch die Große Sorge, in Deutschland könne das demokratische Fundament ins Wanken geraten. Mit Blick auf die anstehenden Wahlen zum EU-Parlament am 9. Juni 2024 wirbt Stoffels trotz berechtigter Kritik an einzelnen Initiativen für ein starkes Europa. „Auch wenn die regionale Wirtschaft Initiativen wie die EU-Lieferkettenrichtlinie oder den überbürokratisierten CO₂-Grenzausgleich CBAM mehr als kritisch einschätzt: Europa ist und bleibt die Grundlage unseres wirtschaftlichen Wohlstands. Es braucht eine konsequente europäische Außenpolitik und Sicherheitsarchitektur, um in unsicheren Zeiten Frieden und Wohlstand zu sichern. Deshalb sollten wir alle die Chance wahrnehmen, am 9. Juni Europa unsere Stimme zu geben“, appelliert SIHK-Präsident Ralf Stoffels.
Am Montag hatten sich bereits die Kammern in Arnsberg und Siegen ihre Umfrageergebnisse vorgestellt. Siegens Kammer-Präsident Walter Viegener hatte in diesem Zusammenhang ebenfalls vor wachsendem Extremismus gewarnt, der Gift für die Wirtschaft am Standort Deutschland sei.