Bochum. Dirk Hünerbein vom Centro-Betreiber Unibail-Rodamco-Westfield sagt im Interview, wie Galeria Karstadt Kaufhof aus der Krise kommen kann.
Unibail-Rodamco-Westfield betreibt 19 Einkaufszentren in Deutschland - darunter das Centro in Oberhausen, Ruhr Park in Bochum, Palais Vest in Recklinghausen und die Düsseldorf Arcaden. Entwicklungschef Dirk Hünerbein sagt im Interview am Rande des Bochumer Quartier-Kongresses, was Galeria Karstadt Kaufhof tun muss, um die dritte Insolvenz zu überleben.
Herr Hünerbein, Galeria steckt in der dritten Insolvenz in dreieinhalb Jahren. Sorgen Sie sich um Ihre Mieterin?
Dirk Hünerbein: Wir kennen die Umsatzzahlen. Galeria Karstadt Kaufhof macht an unseren Standorten gute Umsätze.
Was hat die Warenhauskette, was hat der bisherige Eigentümer Signa falsch gemacht?
Hünerbein: Mit ihrem Luxussegment der KaDeWe Group hat sich Signa klar positioniert. An den anderen Standorten ist es mit dem Warenhauskonzept Galeria Karstadt Kaufhof sicher noch nicht überall komplett gelungen zu verdeutlichen, wofür das Konzept Warenhaus steht.
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Hat das Warenhaus angesichts der Vielzahl von Shoppingcentern überhaupt eine Chance?
Hünerbein: Ob in Europa oder in den USA – überall gibt es die Diskussion über die Zukunft der Warenhäuser. Ich bin davon überzeugt, dass sie ihre Berechtigung am Markt haben, wenn sie Qualität statt Quantität bieten, eine klare Positionierung aufweisen und sich auf ganz bestimmte Kundengruppen fokussieren.
Der Insolvenzverwalter sucht einen neuen Eigentümer für Galeria. Wird er Erfolg haben?
Hünerbein: Jeder Investor, der Galeria erwerben will, wird die Frage der Positionierung stellen. Was genau ist das Produkt und wo sind die richtigen Standorte für dieses Produkt? Galeria hat aus meiner Sicht nur eine Chance, wenn sie sich auf Standorte mit überregionaler Bedeutung fokussiert, die Flächen verkleinert und ein eindeutiges Sortiment, zum Teil mit mehr Fokus auf Premium, anbietet.
Haben solche Premium-Konzepte auch im Ruhrgebiet eine Chance?
Hünerbein: Das Ruhrgebiet hat mehr als fünf Millionen Einwohner. Einkaufszentren wie das Westfield Centro haben überregionale Bedeutung. Ich glaube schon, dass Premium-Warenhäuser im Ruhrgebiet Kunden finden werden. Dafür ließe sich beispielsweise mit klangvollen Marken mehr Aufmerksamkeit erwecken. Kids und Jugendliche fahren auf Marken ab.
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Welche eigenen Pläne hat Unibail-Rodamco-Westfield in Oberhausen und Bochum?
Hünerbein: Im Westfield Centro wird sich Sinn auf einer Etage neu präsentieren. Das gibt uns die Chance, in Oberhausen den größten Zara-Flagshipstore Deutschlands zu eröffnen. Und im Ruhr Park denken wir darüber nach, das gastronomische Angebot zu modernisieren. Den Gastronomiebereich hatten wir bei der letzten Modernisierung ausgespart. Das wird die Attraktivität des Standorts nochmals steigern.