Berlin. Teure Flugtickets und kaum Personal an den Airports: Urlaub kann im neuen Jahr stressig und teuer werden. Was Sie beachten müssen.
Für viele Fluggesellschaften hat sich 2023 gerechnet: höhere Preise, mehr Gewinn. Für viele Passagiere ließ der Service zu wünschen übrig: standardisierte Formbriefe des Airline-Kundencenters, verschwundene Koffer am Flughafen. Die Branche verspricht den Kunden, 2024 besser zu werden und pünktlicher. Doch ein wesentliches Problem bleibt: Vor allem den Firmen, die die Flugzeuge be- und entladen, fehlt Personal. Der Start in den nächsten Urlaub könnte also stressig werden.
Aus dem Sommerchaos 2022 in Frankfurt und Düsseldorf hatte die Branche gelernt. Gemeinsam mit Behörden und Systempartnern bereitete sie sich intensiv auf 2023 vor. Der Flugbetrieb lief vor allem im Sommer deutlich stabiler als ein Jahr zuvor. Ein Grund: mehr Personal. Doch der Markt ist inzwischen leer, wie in vielen anderen Branchen. Es „wird auch weiterhin Personal gesucht und eingestellt, was allerdings kein leichtes Unterfangen ist, da nahezu Vollbeschäftigung auf dem deutschen Arbeitsmarkt herrscht“, heißt es beim Branchenverband BDL.
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Das könnte für das neue Jahr Probleme bereiten. Denn von Dezember 2023 bis Mai 2024 wächst das Angebot der Fluggesellschaften an den deutschen Flughäfen nach Zahlen des Verbands um 14 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf dann 111,5 Millionen Sitzplätze. Besonders der Osterverkehr Ende März und Anfang April fordert die Branche. Dann streben binnen gut zwei Wochen Ferien viele Bundesbürger in die Sonne – nach Spanien, Griechenland, in die Türkei.
So hat sich die Situation an Flughäfen verändert
Immerhin hat sich bei den Sicherheitskontrollen einiges geändert. In Frankfurt organisiert der Flughafen selbst die Kontrollen, in München ist eine Landesbehörde zuständig. An den beiden nach Passagierzahlen größten Flughäfen werden auch CT-Scanner eingesetzt, die aus der Medizin bekannt sind. Am Flughafen durchleuchten sie Handgepäck schneller und genauer, was die Kontrollen deutlich beschleunigt. Solche Geräte sollen nach Angaben des BDL auch an anderen Flughäfen, an denen die Bundespolizei die Sicherheitskontrollen übernimmt, eingesetzt werden.
So viel Angebot wie vor der Corona-Pandemie wird es in Deutschland auf absehbare Zeit wohl nicht geben. Der BDL ermittelt für die Monate bis Mai 84 Prozent dessen, was bis Mai 2019 buchbar war. Europaweit sind es bereits 98 Prozent. Vor allem der deutsche Inlandsverkehr schwächelt – Geschäftsreisende nutzen etwa die Bahn oder konferieren mit Geschäftspartnern gleich virtuell, ohne zu reisen. Wer in die Ferne strebt, in die USA oder nach Asien, kann dafür wieder unter fast so vielen Flügen wählen wie vor der Pandemie.
Insgesamt gibt es also weniger Angebot an den Flughäfen als 2019 und dennoch liegt einiges im Argen. Das Berliner Rechts-Start-up Fine Legal rechnet für 2023 mit mehr als 120.000 neuen Klagen frustrierter Fluggäste. 2022, als es in Frankfurt und Düsseldorf nicht rund lief, gingen bei den Gerichten mehr als 63.000 Klagen ein. Vor allem geht es um Flugausfälle, verpasste Anschlussflüge und verschwundenes Gepäck.
Die Beschwerden der Fluggäste häufen sich
Und das sind nur die Fälle, die der Kundenservice oder der staatliche Ombudsmann nicht klären konnten. Auch Letzterer meldete deutlich längere Bearbeitungszeiten wegen der Fülle an Beschwerden. Unter anderem die Lufthansa kämpft nach den harten Sparmaßnahmen mit schlechter Kundenkommunikation. Konzernchef Carsten Spohr kündigte Besserung an.
Die meisten Klagen betrafen der Untersuchung zufolge die Flughäfen Berlin (15.600), Frankfurt (15.300) und Düsseldorf (11.100). Auf 10.000 Passagiere bezogen, liegen die drei allerdings mit 6,8 Prozent (Berlin), 5,7 Prozent (Düsseldorf) und 2,6 Prozent (Frankfurt) deutlich besser. Besonders klagefreudig sind offenbar Passagiere gewesen, die an den Flughäfen Dortmund (10,1), Memmingen (9,1) und Frankfurt/Hahn (9,0) gestartet und gelandet sind. Sie werden überwiegend von Firmen wie Ryanair, Easyjet und Wizz Air angeflogen.
Insgesamt meiden die ehemaligen Billigflieger Deutschland eher. Sie bieten in den kommenden Monaten nur 65 Prozent der Sitzplätze verglichen mit der Zeit vor Corona an, wie eine Analyse des BDL zeigt. Europaweit sind es 119 Prozent. Offenbar ist der Markt nicht attraktiv genug. Vor allem Ryanair orientiert sich stark an den möglichen Gewinnen und streicht Strecken vergleichsweise schnell. Die Zahlen des BDL bedeuten deshalb auch, dass in anderen Ländern mehr zu verdienen ist als in Deutschland.
Ein Grund sind die höheren Kosten in Deutschland. So gibt es nur hier eine Luftverkehrssteuer, die die Bundesregierung im kommenden Jahr erhöhen will. Der BDL rechnet deshalb damit, dass das Angebot weiter sinken wird: „Schon heute ist im europäischen Vergleich die Belastung des Luftverkehrs mit Steuern und Abgaben in Deutschland mit Abstand am höchsten. Erneute Erhöhungen werden Produktion in Deutschland kosten, Ertragssteuern und Wertschöpfung schmälern und die Luftverkehrsanbindung wichtiger Wirtschaftsregionen in Deutschland erheblich verschlechtern.“
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Vor allem gibt es weniger Wettbewerb, wenn Easyjet, Ryanair, Wizz Air und andere weniger in Deutschland fliegen. Vor Corona drückte der Wettbewerb die Flugpreise, weil alle um die Gunst der Passagiere buhlten. Hin- und Rückflüge waren innerhalb Europas zum Teil für unter 100 Euro möglich. Inzwischen sind die Preise kräftig gestiegen. Und so wird es auch 2024 weitergehen, wie der BDL vorhersagt: „Die steigenden Lohn- und Energiekosten und vor allem die hohen staatlichen Standortkosten werden sich auch in steigenden Ticketpreisen niederschlagen.“
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