Berlin. Eine neue Auswertung zeigt: Fluggesellschaften in Deutschland mussten 2023 überraschend viele Fluggäste für Verspätungen entschädigen.
Pünktlichkeit beim Fliegen ist keine Selbstverständlichkeit. Insgesamt hoben zwischen Januar und September rund 24 Millionen Passagiere in Deutschland verspätet ab, im Vorjahreszeitraum waren es 22 Millionen. Zugleich hat sich die Zahl jener Fluggäste erhöht, die Anspruch auf eine Entschädigung nach der EU-Fluggastrechteverordnung haben, wie eine Auswertung des Portals AirHelp ergeben hat. Ein Flug gilt als unpünktlich, wenn er 15 Minuten nach der geplanten Zeit startet oder landet.
„Im Vergleich mit 2022 hat die Anzahl der Reisenden mit Entschädigungsanspruch deutlich zugenommen. Insgesamt können und sollten rund 1,4 Millionen Flugreisende ihre Ansprüche gegenüber den Airlines geltend machen“, sagt Tomasz Pawliszyn, Vorstandschef des Unternehmens AirHelp, zum Ergebnis einer Auswertung der Daten von Januar bis September. AirHelp hilft Fluggästen weltweit, ihre Rechte gegenüber Airlines durchzusetzen.
In Europa haben Passagiere, die mehr als drei Stunden verspätet am Ziel angekommen sind, ein Recht auf Entschädigungen von bis zu 600 Euro je nach Entfernung, sofern die Fluggesellschaft die Verspätung verursacht hat. Dies gilt also nicht bei besonders schlechtem Wetter.
Verspätete Flieger: So viele haben Recht auf Entschädigung
Die Lufthansa ist in diesem Jahr die Airline, die in Deutschland am meisten Entschädigungen bezahlen muss: Insgesamt 590.000 Lufthansa-Passagiere haben laut AirHelp für Flüge zwischen Januar und September Anspruch auf eine Entschädigungszahlung. „Damit waren rund 6,2 Prozent aller Verspätungen der Airline selbst verschuldet“, so das Unternehmen. Bei Ryanair haben 130.000 Passagiere (7,9 Prozent) ein Recht auf Entschädigung, bei Eurowings 110.000 (24,6 Prozent), bei Wizz Air 50.000 (10,2 Prozent) und bei British Airways 48.000 Fluggäste (10,3 Prozent).
„Neben der Lufthansa hat es besonders beim Billigflieger Ryanair viele selbst verschuldete Probleme gegeben. Während 2022 noch rund drei Prozent der verspäteten Passagiere entschädigungsberechtigt waren, waren es in diesem Jahr mit rund 7,9 Prozent mehr als doppelt so viele“, so AirHelp.
Spitzenreiter bei Verspätungen über 15 Minuten war ebenfalls die Deutsche Lufthansa. Insgesamt starteten 9,6 Millionen Lufthansa-Passagiere bis September verspätet aus Deutschland. Danach folgen mit großem Abstand Ryanair mit 1,6 Millionen verspäteten Passagieren, SunExpress (1,2 Millionen), Turkish Airlines (1,1 Millionen) sowie Pegasus Airline (0,74 Millionen).
Auf den weiteren Plätzen stehen Air Dolomiti (0,64 Millionen), Easyjet (0,52 Millionen), Wizz Air (0,5 Millionen) und British Airways (0,47 Millionen). Ein Grund für den deutlichen Anstieg der Verspätungen ist das erhöhte Reiseaufkommen nach Ende der Corona-Pandemie.
Insgesamt lief der Flugbetrieb in diesem Jahr deutlich stabiler als im Vorjahr, berichtet ein Sprecher des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL): „Die Flugpünktlichkeit in Deutschland lag in diesem Sommer im europäischen Schnitt.“