Berlin. Luxusuhren können eine lohnende Investition sein. Doch es gibt Fallstricke, die man beim Kauf kennen sollte. Zehn Tipps für Anfänger.
Wer die erste eigene Luxusuhr kaufen will, sollte sich nicht blenden lassen von steilen Kurven, die die Wertentwicklung einiger Modelle aus den vergangenen Jahren darstellen. Zwar eignen sich bestimmte Modelle gefragter Marken als Investment. Vor allem als Anfänger kommt man aber nur schwer an die wirklich begehrten Uhren heran. Wie man die erste eigene Luxusuhr kauft und welche Fehler es zu vermeiden gilt. Zehn Tipps.
Tipp 1: Alt oder neu – das ist hier die Frage
Rolex, Patek Philippe, Audemars Piguet – die bekannten und begehrten Uhrenmarken ziehen Sammler und Menschen mit einem gewissen Budget in ihren Bann. Doch als Einsteiger muss man nicht unbedingt Zehntausende Euro ausgeben, um gewisse Modelle sein Eigen nennen zu können. Wer auf eine neue Luxusuhr aus ist, sollte bei einem der bekannten Konzessionäre wie Bucherer oder Wempe sein Interesse bekunden, sagt Experte Nils Johannsen von der Investmentplattform Timeless, über die man bereits ab 50 Euro in begehrte Sammlerstücke investieren kann.
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Abhängig vom gewünschten Modell kann aber bei den lizenzierten Verkäufern durchaus Geduld erforderlich sein. Besonders während der Corona-Pandemie – als Anleger verstärkt in Sachwerte investierten – wurden für einige Uhren teils jahrelange Wartezeiten aufgerufen. Wer Interesse an Einsteigermodellen wie etwa einer Rolex Datejust bekundet, hat aber gute Chancen. Anspruchsvoller sind Suche und Kauf älterer Modelle, sogenannter Vintage-Uhren. Die teils jahrzehntealten Zeiteisen können zwar deutlich günstiger sein als deren moderne Varianten. Es gilt aber gut hinzuschauen, vor allem, was den Zustand der Uhren angeht.
Tipp 2: Es muss nicht immer eine Rolex sein
Egal, ob neu oder alt: Eine Rolex ist nicht immer das Maß aller Dinge. Zwar gilt das Schweizer Unternehmen als bekanntester Uhrenhersteller der Welt. Unter Sammlern als besonders wertvoll gelten aber auch Modell anderer Hersteller wie Audemars Piguet, Patek Philippe oder Vacheron Constantin. Viel Aufmerksamkeit erfuhren zuletzt auch Modelle von Richard Mille, die zum Teil für mehrere Hunderttausend Euro den Besitzer wechselten. Für den Start seien Uhren von Tag Heuer gut geeignet, sagt Tim Stracke, Gründer des Online-Uhrenmarktplatzes Chrono24. „Das ist eine typische Einsteigermarke mit einem fairen Preisrahmen und einem tollen Design“, sagt Stracke. Auch eine Tudor sei für den Anfang eine Option. „Da bekommt man Qualität aus dem Hause Rolex“, so der Sammler, der selbst gut 20 Uhren besitzt.
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Tipp 3: Bei Vintage-Uhren ist der Zustand entscheidend
„Wenn der Preis zu gut ist, ist der Zustand für ein Investment oft schlecht“, sagt Nils Johannsen, der sich bei Timeless um das Aufspüren vielversprechender Modelle kümmert. Käufer sollten bei alten Uhren also genau hinschauen. Gängige Makel findet man besonders häufig auf den Ziffernblättern. Gerade vor 1990 seien bei einigen seltenen und bei Sammlern beliebten Modellen Stein- oder sogar Holzziffernblätter verbaut worden, die teilweise nun kleinere Haarrisse gebildet haben könnten.
Schlecht für Uhren kann auch eine zu häufig und unprofessionell vorgenommene Politur sein. Viele Besitzer wollten kratzerfreie Wertgegenstände. Bei jeder Politur allerdings schleife sich das Material mit ab. Vor allem bei Gold-Uhren sei das problematisch. „Eine Folge kann sein, dass zum Beispiel ein eigentlich scharfkantiges Gehäuse dann rund poliert erscheint. Auch für Laien ist das mit etwas Übung zu erkennen“, sagt Johannsen.
Tipp 4: Bei gebrauchten Uhren auf Expertise setzen
Generell empfiehlt der Experte vor dem Kauf einer gebrauchten Uhr immer einen Uhrmachermeister auf das jeweilige Modell schauen zu lassen, um Funktion, Ganggenauigkeit und eben auch mögliche Haarrisse im Ziffernblatt zu prüfen. Wertmindernd wirkt sich zum Beispiel auch aus, wenn bei etwaigen Reparaturen nicht Originalteile des jeweiligen Herstellers verwendet wurden.
Tipp 5: Nicht zu viel Wert legen auf Box und Papiere
Gerade unter Sammlern gelten Kaufdokumente und ein Originalbehältnis als wichtig. Für neuere Uhren halten es Kenner für angebracht, dabei auf Vollständigkeit zu achten. Fehlen Box und Papiere, wirkt sich das preismindernd aus. Bei Vintage-Modellen, die zum Teil 40 oder 50 Jahre alt sind, ist es jedoch an der Tagesordnung, dass Behältnis und Dokumente nicht mehr vorhanden sind.
Tipp 6: Vorsicht vor Fakes – und nie blind vertrauen
Gerade beim Kauf von Privatleuten sollten Übergabe und Kauf der Uhr immer zusammen mit qualifizierten Experten wie etwa Uhrmachermeistern vorgenommen werden, empfiehlt Timeless-Mitarbeiter Johannsen. In vielen Fällen kann ein geschulter Blick nicht nur etwaige Defekte, sondern auch Plagiate erkennen. Wobei Fakes zum Teil heute schon so gut sind, dass selbst Uhrenkenner an ihre Grenzen kommen und einzelne Zeitmesser erst öffnen müssen, um das Werk zu begutachten.
Bei Käufen über das Internet empfiehlt sich generell ein Treuhandservice, wie ihn auch Chrono24 anbietet. Die Plattform verwahrt so lange das gezahlte Geld, bis der Käufer grünes Licht gibt. Erst dann erhält der Anbieter den vereinbarten Betrag. Gründer Tim Stracke empfiehlt zudem auch den Test, ob die Uhr als gestohlen gemeldet wurde. The Watch Register bietet zum Beispiel eine entsprechende Dienstleistung an.
Tipp 7: Nicht den neuesten Trends hinterherlaufen
In der Corona-Pandemie entwickelte sich auch im Luxusuhrenmarkt so etwas wie eine Blase. Wer dort teuer eingekauft hat, muss heute zum Teil dramatische Wertverluste in Kauf nehmen. Nils Johannsen sieht in bisher unbeliebten Modellen die größten Investmentchancen. Als Beispiel nennt er unter anderem die goldene, dreiecksförmige Rolex „King Midas“ oder das Model „Texano“.
„Optisch keine Schönheiten, aber vergleichsweise günstig zu haben und mit Potenzial, auch dank eines hohen intrinsischen Goldwertes“, kommentiert er. Im Vintage-Bereich hält er zudem Rolex Datejusts aus den 1970er- und 1980er-Jahren für Einsteigerobjekte mit Wertsteigerungspotenzial, ebenso die kleine Schwester der Omega Speedmaster Moonwatch, die „Speedmaster Reduced“.
Tipp 8: Die Uhr zu tragen, kann den Wert steigern
„Man darf eine Luxusuhr tragen, aber man sollte sie auch gut pflegen“, sagt Tim Stracke von Chrono24. Zum Teil wirkt sich die sogenannte Patina einer Uhr, also zum Beispiel ein von Sonnenlicht vergilbtes Ziffernblatt, sogar wertsteigernd aus. Wirklich teure Stücke sollten aber in einem Bankschließfach gelagert werden.
„Man darf eine Luxusuhr tragen, aber man sollte sie auch gut pflegen.“
Tipp 9: Wer richtig liegt, kann hohe Gewinne erzielen
Auch als Experte muss man Glück haben, optimale Einstiegszeitpunkte zu treffen. Gelingt das, sind hohe Renditen drin: Hätte man zum Beispiel die Audemars Piguet Royal Oak (Ref. 15202ST) im August 2014 bei 14.975 Euro gekauft und auf dem Allzeithoch im Juni 2022 bei 137.336 Euro verkauft, ergäbe dies eine Rendite von 817,10 Prozent. Aber auch mehrere Regale tiefer wären hohe Gewinne möglich gewesen. Bei einer im Juni 2009 für 1.950 Euro gekauften Rolex Datejust (Ref. 16014) hätte man bei Verkauf im Juni 2022 für 5.791 Euro immerhin noch eine Rendite von 196,97 Prozent erzielt.
Tipp 10: Beim Kauf einer Luxusuhr geht‘s auch ums Gefühl
Tim Stracke sagt, ihm sei am Ende die emotionale Rendite noch wichtiger. „Es geht um Leidenschaft und darum, etwas Besonderes am Handgelenk zu tragen.“ Vielfach werde der Kauf einer solchen Uhr mit einem besonderen Erlebnis oder einem persönlichen Meilenstein verbunden: die Luxusuhr als Erinnerung an diesen ganz persönlichen Moment.
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