Berlin. Wasser wird knapper und damit wertvoller. Anleger können davon profitieren, auch ohne sich an zweifelhaften Geschäften zu beteiligen.

Ozeane, Seen und Flüsse bedecken drei Viertel der Erdoberfläche. Und doch ist Wasser ein knappes Gut, jedenfalls das von der Menschheit benötigte. Denn Trinkwasser ist tatsächlich rar. Nur drei Prozent der Wassermassen eignen sich für die Verarbeitung oder direkt zum Genuss. Und davon verbirgt sich noch ein großer Teil als Grundwasser unterhalb der Oberfläche, in Gesteinen, Sänden oder Hohlräumen. Ein weiterer wesentlicher Anteil ist in den Eismassen an den Polen oder in Gebirgen gebunden.

Da 70 Prozent des Süßwassers von der Landwirtschaft verbraucht wird, ist der größte Teil der Reserven praktisch vergeben. Der vergleichsweise kleine Rest ist zudem regional noch ungleich verteilt. Dazu kommen die Folgen des Klimawandels, die insbesondere auf der Südhalbkugel ausgedehntere Dürreperioden bewirken. Dort ist die Versorgung mit frischem Trinkwasser, die von den Vereinten Nationen als Menschenrecht eingestuft wird, vielerorts stark gefährdet.

Ein Landwirt erntet bei sehr heißem Wetter ein extrem trockenes Feld (Archivaufnahme). Die Hitze in EN setzt der Landwirtschaft mächtig zu
Ein Landwirt erntet bei sehr heißem Wetter ein extrem trockenes Feld (Archivaufnahme). Die Hitze in EN setzt der Landwirtschaft mächtig zu © dpa | Julian Stratenschulte

Sauberes Wasser wird mehr und mehr zu einem knappen und damit wertvollen Gut. „Wasser ist das neue Gold“, titelt das Deutsche Unternehmer Magazin (DUP) und steht mit dieser Einschätzung nicht alleine da. Experten gehen von einem wachsenden Bedarf bei gleichzeitiger Verknappung aus. Kein Wunder, dass Investoren wie Unternehmen daran verdienen wollen - und es auf sehr unterschiedliche Weise auch tun.

Investieren in Wasser: Licht und Schatten liegen nah beieinander

Gut und böse liegen in der Wasserbranche nah beieinander. Scharfe Kritik von Umweltschützern und Menschenrechtsorganisationen müssen sich immer wieder Lebensmittelkonzerne gefallen lassen, allen voran der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern Nestlé. Der Dokumentarfilm „Bottled Life“ befasste sich 2012 mit dem Geschäftsmodell der Schweizer, den Böden Trinkwasser zu entnehmen, es in Flaschen abzufüllen und teuer an die örtliche Bevölkerung zu verkaufen. So soll der Konzern durch die Ausbeutung der Quellen zur Dürre in Pakistan beigetragen haben.

Das Unternehmen weist die Vorwürfe zurück. Nestlé bekenne sich zum Menschenrecht auf Trinkwasser und setze sich dafür ein. Und doch hat Nestlé das Geschäft mit abgefülltem Wasser deutlich reduziert, von einem Umsatz von sieben Milliarden Euro vor zehn Jahren auf aktuell etwa die Hälfte, wie das Portal Statista angibt.

Das Nestle-Logo, aufgenommen am Rande eine Jahresbilanz-Pk des Unternehmens.
Das Nestle-Logo, aufgenommen am Rande eine Jahresbilanz-Pk des Unternehmens. © Laurent Gillieron/KEYSTONE/dpa

Auch Getränkeunternehmen geraten immer wieder in die Kritik, weil sie Grundwasser anzapfen und es gewinnbringend anderswo verkaufen, auch in Deutschland. In Bayern wehren sich Bürgerinitiativen gegen einzelne Firmen. Eine Besonderheit Bayerns ermöglicht gute Geschäfte, denn die Entnahme von Grundwasser kostet dort keinen Cent. Anderswo müssen die Unternehmen Gebühren für jeden aus dem Boden geholten Liter Wasser entrichten.

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Anleger: Mit gutem Gewissen in Trinkwasser investieren

Die Regelungen für den Umgang mit der Ressource Wasser sind in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich. In der Regel gehört das Wasser der Allgemeinheit und darf von der Privatwirtschaft nur mit einer Lizenz vermarktet werden. Doch es geht auch anders. In Kalifornien dürfen Landbesitzer zum Beispiel ohne Rücksicht auf die Nachbarn den Untergrund anzapfen. In Chile ist das Wasser selbst in privatem Besitz. Beide Regelungen machen das knappe Gut für Spekulanten und Investoren interessant.

In zweifelhafte Geschäfte wollen viele Anleger kein Geld stecken. Zum Glück gibt es auch eine andere Seite des Geschäfts mit dem neuen Gold. Denn es gilt ja auch, den raren Rohstoff für allem Menschen zu sichern. Daraus ergeben sich Wertschöpfungsmöglichkeiten, die mit einem guten Gewissen genutzt werden können.

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Nachhaltige Technologien stärken und die Ziele der UN unterstützen

Es braucht Technologien, die Wasser aufbereiten oder entsalzen, es braucht Anlagen, die eine Sanitärversorgung der Bevölkerung ermöglichen oder Meerwasser entsalzen können. „Viele dieser Firmen sind unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten führend“, erläutert Daniel Schär, der Leiter des Portfolio-Managements der privaten Weberbank.

Sie unterstützen das Ziel der UN, allen Menschen einen Zugang zu sauberen Trinkwasser und sanitären Einrichtungen zu ermöglichen. Noch ist die Welt davon weit entfernt. Zwei Milliarden Menschen haben laut UN noch keine sichere Wasserversorgung. Es gibt also noch viel Arbeit und damit auch geschäftliche Chancen.

Am Wasserhahn in einer Küche wird ein Trinkglas mit Leitungswasser befüllt.
Am Wasserhahn in einer Küche wird ein Trinkglas mit Leitungswasser befüllt. © Patrick Pleul/zb/dpa/Archivbild

Auch Kleinanleger können sich an dieser Entwicklungsarbeit beteiligen. Das geht über den Kauf einzelner Aktien von Versorgern oder Industrieunternehmen, die mit Technologien rund um die Wasserwirtschaft ihr Geld verdienen. Alles auf eine Karte zu setzen, ist Schär zufolge allerdings riskant.

Konkrete Tipps für Kleinanleger: Fonds bieten sich an

„Für Kleinanleger empfiehlt sich ein breit aufgestelltes Portfolio an internationalen Unternehmen zu setzen, um Klumpenrisiken zu begrenzen“, sagt der Experte. Aktienfonds oder Indexfonds, so genannte ETF, bieten sich daher eher an. Die Stiftung Warentest rät dazu, bei solchen Branchenfonds nicht alles Geld auf eine Karte zu setzen, weil sie schwankungsanfälliger sind als Fonds, die das gesamte wirtschaftliche Spektrum abbilden.

Einige ETF bilden den Index S&P Global Water nach, der 50 Unternehmen umfasst. Laut Stiftung Warentest haben die Spitzenreiter der Indexfonds in den vergangenen fünf Jahren eine durchschnittliche Rendite von über zehn Prozent erwirtschaftet. Dabei bezeichnen sich die ETF selbst als nachhaltige Anlagen, sind also die „Guten“ in einem zwiespältigen Geschäft mit der Lebensgrundlage der Menschen.

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