Essen. Chinas Nummer eins jetzt auch weltweit größter E-Autobauer, in Deutschland aber kaum bekannt. 2024 eröffnet BYD Filiale in Dortmund.

Jetzt hat der chinesische Newcomer BYD den Elon Musks Kultmarke Tesla auch in der letzten, entscheidenden Statistik überholt: Im vierten Quartal 2023 verkaufte Build Your Dreams (BYD) 526.409 rein elektrisch angetriebene Autos - und überholte damit erstmals den US-Pionier, der im selben Zeitraum zwar ebenfalls zulegen konnte, aber mit 484.507 Autos nur noch auf auf Platz zwei landete. In Deutschland hat BYD erst vor einem Jahr seinen stationären Handel gestartet, mit der ersten Filiale in Köln. Eine weitere in NRW soll demnächst in Dortmund eröffnen.

Die Chinesen sind mit neu entwickelten Batterien, Elektrobussen und Zügen groß geworden und bauen erst seit einigen Jahren Pkw in Massenfertigung, stiegen in ihrem Heimatland in Rekordzeit zur Nummer eins auf.. 2022 schockte BYD dann die weltweite Konkurrenz mit dem neuen Rekord von 1,85 Millionen verkauften elektrisch angetriebenen Autos. Damit überholte BYD Tesla bereits, das nur 1,3 Millionen Autos absetzte, allerdings verkaufte BYD nur gut 900.000 reine Stromer und etwa genauso viele Hybridautos. Damit behielt Tesla die Poleposition zumindest bei den reinen Stromern.

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Doch auch die hat Musks Autoimperium im vergangenen Quartal verloren. Im Gesamtjahr 2023 lag Tesla dagegen noch vorn, weil die Marke selbst einen neuen Rekord von weltweit 1,8 Millionen verkauften Autos aufstellte. BYD verkaufte 1,6 Millionen reine E-Autos und dazu 1,4 Millionen Hybride. Vor allem in Europa wollen die Chinesen sich künftig ganz auf reine Elektroautos konzentrieren, sind also drauf und dran, Tesla endgültig den Rang abzulaufen.

In Deutschland ist der Aufbau eines dichten Vertriebsnetzes die größte Hürde für den Markteintritt. BYD hat dafür die Republik in sieben Händlerzonen aufgeteilt und mit der schwedischen Hedin-Gruppe einen in Europa schlagkräftigen Generalimporteur für Europa gefunden. In NRW und Niedersachsen ist es am Autohaus Senger, von Rheine aus den Markthochlauf zu organisieren. Nach Köln hat der Familienbetrieb, der mehr als 50 Autohäuser betreibt, eine zweite BYD-Zweigstelle in Bielefeld eröffnet. Für den Markteintritt im Ruhrgebiet sollte eigentlich ab Mitte Dezember am bestehenden Autohaus Senger in Dortmund ein eigenständiger BYD-Bereich die Importwagen aus China verkaufen. Doch die Eröffnung wurde ins neue Jahr verschoben.

BYD: Günstiger als die deutsche Konkurrenz, aber keine Billigautos

5000 bis 10.000 Euro günstiger als vergleichbare Modelle deutscher Autobauer seien die bisher erhältlichen BYD, sagte Andreas Knipp unserer Redaktion beim Besuch der BYD-Filiale in Köln. Er leitet für Senger den BYD-Hochlauf. Den Preisvergleich erschwere die Vollausstattung bei BYD, die bei anderen Herstellern erst noch im Einzelnen dazugekauft werden müsse. Klar ist trotzdem: Die Nummer eins der Chinesen will sich nicht als Billiganbieter in Europa etablieren. So kostet der Atto mit rund 42.000 Euro in Deutschland mehr als das Doppelte wie in China. Enorme Preisspannen haben freilich auch die deutschen Hersteller, seinen ID.3 verkauft VW in China ebenfalls für rund die Hälfte.

Da sich der Markt für gebrauchte Elektroautos erst ganz langsam bildet, sind sie für Menschen mit geringen Einkünften immer noch kaum bezahlbar. Nachdem die Umweltprämie von zuletzt bis zu 6750 Euro von der Bundesregierung gestrichen wurde, gilt dies noch mehr als in den vergangenen Jahren. Deutlich sinkende Verkaufszahlen reiner Stromer dürften in diesem Jahr die Folge sein. Auch die neuen chinesischen Marken kommen – noch – nicht mit extremen Billigangeboten nach Deutschland.

Der Seagull konkurriert mit beliebten Kleinwagen wie dem Corsa E

BYD will sein bisher günstigstes Modell „Seagull“ in diesem Jahr nach Europa bringen. In China verkauft der Marktführer ihn zum Kampfpreis von unter 10.000 Euro. In Deutschland dürfte es das Doppelte oder eher noch mehr sein – was auch deutsche Hersteller, vor allem VW, umgekehrt ähnlich kalkulieren. Damit greift der Seagull in Deutschland beliebte Kleinwagen wie den Fiat 500 e an, der ab 29.500 Euro zu haben ist, und den Corsa E ab 34.000 Euro. Selbst der Dacia Spring bleibt als derzeit günstigstes E-Auto beim Kaufpreis über 22.750 Euro.

Die chinesischen E-Autos kommen- Ein Besuch bei BYD Auto

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    Die aktuell verfügbaren BYD-Massenmodelle liegen darüber. Das SUV-Kompaktmodell Atto 3 gibt es ab ca. 42.000 Euro, den Kleinwagen Dolphin ab etwa 35.000 Euro und die auf der IAA vorgestellte neue Mittelklasse-Limousine Seal ab 47.000 Euro. Der Seal soll Teslas Model 3 herausfordern. Der Siebensitzer Tang und die Luxus-Limousine Han beginnen beide bei 69.000 Euro

    Ausgerechnet Tesla hat einen Preiskampf eröffnet

    Der US-Pionier Tesla hat im vergangenen Jahr mit mehreren Preissenkungen kräftig Druck gemacht auf die deutschen Konkurrenten, sein Model 3 beginnt inzwischen bei 42.990 Euro, je nach Ausstattung steigt der Preis aber schnell über 50.000 Euro. Hauptkonkurrent in der elektrischen Kompaktklasse des Atto 3 ist in Deutschland VW mit seinen Modellen ID.3 (ab 39.995 Euro) und ID.4 ab 40.335 Euro. Die Einstiegspreise der Wolfsburger sind ähnlich, aber nicht vergleichbar, weil jeder BYD mit voller Ausstattung daherkommt, während VW seine Extras einzeln draufschlägt. Deshalb ist es ratsam, sich zu überlegen, wie komfortabel die Ausstattung und wie stark die Batterie sein soll und erst dann die Preise zu vergleichen.

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    Andere chinesische Hersteller greifen in noch höheren Preisklassen an. Den günstigsten Polestar etwa, der von Volvo und seiner chinesischen Mutter Geely gebaut wird, gibt es ab rund 48.900 Euro. Im Premiumsegment bewegt sich auch der Neuling namens Nio, dessen ET5 Mittelklasse-Limousine mit 47.500 Euro das günstigste Modell ist. Dies allerdings auch noch ohne Batterie. Die kann für 12.000 Euro extra gekauft – oder für 169 Euro im Monate gemietet werden.

    Batterie Mieten statt kaufen – das Konzept von Nio kommt nach Essen

    Der Sinn des Mietens ist ein völlig anderes Batterieladekonzept: Nio hat in China ein System mit Batterie-Tauschstationen aufgebaut und will dies auch in Europa versuchen. Das spart unterwegs vor allem Zeit: In den Batteriewechselstationen werden die Akkus in wenigen Minuten vollautomatisch gewechselt, wieder aufgeladen und dem nächsten Kunden eingebaut. Das geht fixer als jedes Schnellladen. Und das Risiko fällt weg, dass irgendwann die Batterie vor Ablauf der Garantiefrist schlapp macht und der Wagen somit den Großteil seines Werts verliert.