Bad Berleburg. .

Zum Jahresende soll die Herz Kreislauf Klinik (HKK) in Bad Berleburg geschlossen werden. Mit dieser Hiobsbotschaft hat die Helios-Geschäftsführung Mittwochmittag Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schockiert.

Durch die Schließung sind 138 Arbeitsplätze unmittelbar betroffen, sieben weitere Mitarbeiter aus dem Küchenbereich der Rothaarklinik kommen hinzu.

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Von Christoph Vetter

Während Helios-Konzerngeschäftsführer Jörg Reschke am Mittwochnachmittag vor der Presse eine wirtschaftliche Perspektivlosigkeit für den weiteren Betrieb der Klinik nannte, übte Betriebsratsvorsitzender Dr. Ernst-Rudolf Meister im Gespräch mit der WAZ-Mediengruppe harte Kritik an den Planungen: „Das kam völlig ohne Vorwarnung; wir waren in keinster Weise in die Überlegungen einbezogen, obwohl wir seit über einem Jahr permanent Verbesserungsvorschläge für den Betrieb des Hauses eingebracht haben.“ Dr. Meister hält diesen Schritt für „nicht notwendig“, sondern sieht „in der Zusammenziehung von Rothaar- und Herz Kreislauf Klinik“ die bessere Lösung. Spontan trafen sich Mittwochabend fast 200 Helios-Mitarbeiter und Berleburger zu einer Demonstration mit „Leichentüchern“.

Ob es etwas nützt? Wohl nicht, denn die Aussagen des Regional-Geschäftsführers Sascha John sind deutlich: „Aus unserer Sicht gibt es keine Alternative für die Schließung. Die Verluste können und wollen wir nicht mehr tragen.“ Johns Angaben zufolge hat Helios in den vergangenen fünf Jahren mit der Herz Kreislauf Klinik ein Defizit von acht Millionen Euro eingefahren. „Das können wir als Wirtschaftsunternehmen nicht fortsetzen“, ergänzte Jörg Reschke.

„Schlecht erreichbar“

Hauptgrund für die Schließung sei der Trend im Reha-Bereich, immer mehr kardiologische Patienten nur für eine ambulante Reha zuzulassen. Doch dafür liege die Herz Kreislauf Klinik nicht nah genug an den Ballungszentren und sei schlecht erreichbar. Selbst Angehörige würden die weite Anreise nicht in Kauf nehmen, sagten die beiden Geschäftsführer. Das habe insgesamt zu einem „drastischen Belegungsverlust“ geführt, räumte der Ärztliche Direktor, Dr. Frank Melz, ein. Die hohe medizinische Leistung, so Dr. Melz, sei nicht gewürdigt und honoriert worden.

Nun setze die Helios Kliniken GmbH, übrigens Tochtergesellschaft des Börsen notierten Fresenius-Konzerns, verstärkt auf eine andere Indikation, nämlich die Psychosomatik. Aus diesem Grund soll der bisherige Standort der Rothaarklinik aufgegeben werden und der psychosomatische Rehabetrieb aufgestockt und in die Herz Kreislauf Klinik verlagert werden. Das Gebäude der Rothaarklinik stünde dann im Jahr 2012 zum Verkauf, deutete Jörg Reschke auf Nachfrage an.

Während die beiden Manager beteuern, alle Möglichkeiten des weiteren Betriebs der HKK geprüft, analysiert und sogar andere Standorte in Betracht gezogen zu haben, könne die Klinik die Aufwendungen für die Instandhaltung „allein schon heute nicht mehr aufbringen“, so Sascha John.

Nach den Pressevertretern hat Konzern-Geschäftsführer Jörg Reschke auch Landrat Breuer und Bürgermeister Fuhrmann telefonisch informiert. Beide erfuhren auf der Tourismusbörse in Berlin von den Helios-Plänen und waren sich „tief betroffen“.

Ein herber Schlag

Paul Breuer: „Das ist ein herber Schlag für die Mitarbeiter und für unsere Region. Aber wir nehmen das nicht so einfach hin. Ich fordere den Helios-Konzern dazu auf, dass er sich einer öffentlichen Diskussion, sachlich und nüchtern, stellt. Die Schließung der Klinik kann nicht die letzte Antwort sein und ich erwarte, dass Helios auch andere Geschäftsfelder in die Überlegungen einbezieht.“

Auch Bernd Fuhrmann will vollendete Tatsachen nicht so einfach stehen lassen. „Ich bedauere zutiefst, dass das ehemalige Flaggschiff Herz Kreislauf Klinik, die unsere Stadt über die Grenzen hinaus bekannt gemacht hat, so enden soll.“ Gerade die Gesundheitswirtschaft spiele im aktuellen Leitbild-Prozess eine entscheidende Rolle für die künftige Strategie-Ausrichtung.

Wie Breuer bezweifelt auch Fuhrmann, dass „tatsächlich alle vorhandenen Kräfte gebündelt wurden“ und er hinterfragt, ob „tatsächlichalle Möglichkeiten genutzt worden sind, mit den Kostenträgern über mögliche neue Konzeptionen zu reden.“ Er appelliert an die Verantwortlichen des Helios-Konzerns, soziale Verträglichkeit zu ermöglichen und Zukunftsperspektiven für die Mitarbeiter aufzuzeigen.“