Christianseck. Balu und Clara leben in Christianseck mit der Ziegenherde im Stall und bewachen sie. Darum gehören sie trotzdem zur Familie Trapp.
Im Stall tummeln sich Ziegen, dazwischen zwei große, flauschige Hunde: Balu und Clara. Die Pyrenäenberghunde leben bei den Ziegen – denn sie sind Herdenschutzhunde. „Sie sind Tag und Nacht bei den Ziegen im Stall“, sagt Henrik Trapp, der die Kaschmirziegenzucht und die Landwirtschaft im Nebenerwerb mit seiner Familie betreibt. „Sie sind für alles da, was im Wald ist und an die Tiere will – meist sind es Waschbären und Füchse.“ Im Stall haben die Hunde einen Ruhebereich, wo sie sich zurückziehen können. Dort werden sie auch gefüttert, das ist ihr Zuhause. Balu und Clara können – wie die Ziegen – frei hinein und herausgehen, ganz nach Belieben.
In den Wintermonaten sind die Tiere im oder in der Nähe des Stalles. „Im Sommer gehen sie auf die umliegenden Wiesen, können jedoch jederzeit wieder in den Stall“, sagt Trapp. In den wärmeren Monaten gehen auch die Enten und Gänse mit der Ziegenherde, die 25 Ziegen umfasst, auf die Wiese. Vor allem die kleineren Tiere – auch die Ziegenlämmer – sind für Greifvögel als Beute interessant. „Das hat sich mit den Hunden erledigt“, sagt der 27-Jährige. „Ihre Anwesenheit reicht aus, um sie fernzuhalten.“
Die Herdenschutzhunde vertreiben Eindringlinge
Momentan gibt es wieder Nachwuchs im Ziegenstall. Neben 25 Ziegen, springen zehn Zicklein umher. Die Kleinen werden mit den Hunden groß, sind ihre Anwesenheit von Anfang an gewohnt. Dabei müssen Balu und Clara auch schonmal etwas aushalten: „Die Hunde liegen da und die Lämmer springen auf ihnen herum. Sie lassen sich viel gefallen“, sagt Trapp.
Hunde bei der Arbeit
In der Serie „Hunde bei der Arbeit – wie Tiere Menschen helfen“ stellen wir zweimal die Woche einen anderen Hundeberuf vor. Die Vierbeiner können mit ihren Fähigkeiten, ihrem Geruchssinn und ihrer Intelligenz Menschen in verschiedenen Situationen und bei unterschiedlichen Aufgaben unterstützen und helfen. Nicht umsonst ist der Hund als bester Freund des Menschen bekannt.
Im vergangenen Jahr hatte Henrik Trapp noch drei Herdenschutzhunde, Hündin Amy ist leider verstorben. Nun halten der siebenjährige Balu und die dreijährige Clara die Stellung. „Im Laufe des Jahres soll wieder ein Welpe her, der lernt dann von den Großen“. Auch Balu und Clara sind seit Welpenalter auf dem Hof und in ihre Aufgabe als Herdenschutzhunde hineingewachsen. Was sie zu tun haben, wissen sie dabei genau: „Das ist in den Hunden drinnen.“ Dennoch müssen sie die Spielregen lernen. „Wir müssen jederzeit in den Stall gehen können, auch unsere Kinder. Wir müssen ihnen vollkommen vertrauen.“ Bei Fremden sieht das anders aus: Nähern sich fremde Personen allein der Herde „laufen die Hunde am Zaun auf und ab und bellen. Aggressiv sind sie nicht“, so Trapp.
Nach den Ziegen kommt der Mensch für die Herdenschutzhunde
Alles, was sich von außen dem Zaun nähert, wird verbellt. „Sie starten mit einem normalen Bellen, wenn sich ein Tier weiter nähert, wird das Bellen greller und aggressiver.“ So hören auch die Menschen, was los ist. „Wenn etwas durch den Zaun geht, ist es besser für das Tier, wenn es schnell wieder abhaut. Die beiden werden nichts in der Nähe der Tiere dulden und draufgehen.“ Denn das ist ihre Aufgabe – die Herde zu beschützen und zu bewachen. Dafür ist die Größe der Pyrenäenberghunde von Vorteil – Rüde Balu bringt 65 Kilogramm auf die Waage. „Sie haben den Schutzinstinkt und gute Charaktereigenschaften. Sie sind nicht so aggressiv wie andere und im Verhalten und Umgang ruhig und gutmütig. Für das, was wir brauchen, ideal. Der Schutzinstinkt ist das Wichtigste für ihre Aufgabe, danach kommt der Umgang mit Menschen“, sagt der 27-Jährige.
„Die Hunde fühlen sich in der Ziegenherde nicht wie Ziegen, sie wissen, dass sie Hunde sind – aber die Ziegen sind ihre Familie“, sagt Trapp. Zur Familie gehören aber auch die Menschen, denn die müssen für die Herdenschutzhunde direkt nach den Ziegen kommen. „Wir nehmen die Hunde auch schonmal an die Leine und gehen mit ihnen raus. Dann schalten sie ab und haben frei. Auch die Ziegen werden dann ignoriert.“ Nur im Revier vertreiben die Hunde Eindringlinge: „Am Zaun ist Schluss, das wissen sie genau. Es gehen eher die Ziegen darüber“. Balu und Clara holen die Ziegen aber nicht zurück, ihre Aufgabe ist nur das Bewachen – sie sind keine Hütehunde. „Für viele sind sie Hütehunde, aber da liegen Welten zwischen“, sagt Trapp. „Der Herdenschutzhund ist Tag und Nacht bei den Tieren und beschützt. Hütehunde werden eingesetzt, um die Tiere zu holen, zusammen oder in eine Richtung zu treiben“, erklärt er. „Die Herdenschutzhunde geben große Sicherheit, wenn auch nicht 100 Prozent. Aber es ist auch ein Kostenfaktor: Futter, Haltung, Tierarztkosten.“
Die Herdenschutzhunde sind trotzdem Familienmitglied
Am Hof und auf dem Gelände hat Familie Trapp Schilder angebracht, die auf die Herdenschutzhunde hinweisen, erklären, warum sie da sind und was ihre Aufgabe ist, damit sich Spaziergänger nicht wundern oder Angst vor den Hunden bekommen. „Die Hunde sind 24/7 bei den Tieren, sie sind trotzdem ein Familienmitglied. Wir haben eine sehr enge Bindung, auch wenn sie nicht im Haus wohnen oder den ganzen Tag mit mir unterwegs sind.“ Das wird auch deutlich, als Henrik Trapp zu den Hunden und Ziegen in den Stall geht. Die großen Hunde freuen sich und wollen direkt mit ihrem Herrchen spielen – ein bisschen Haustier steckt auch in den Herdenschutzhunden.
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