Erndtebrück/Siegen-Wittgenstein. Die Bewerbungsfrist soll um drei Monate verschoben werden. Grüne sehen Nationalpark nicht als Gefahr für Waldbauern in Siegen-Wittgenstein.

Ein Nationalpark zwischen Erndtebrück und dem Siegerland: Ja oder Nein? Die Kreisverwaltung hatte ihren Standpunkt bereits deutlich gemacht und wollte keine Bewerbung - entgegen dem Wunsch der Landesregierung - einreichen. Grund: „Es wird angesichts der für das Gebiet des Kreises Siegen-Wittgenstein festzustellenden Ausgangssituation für nicht möglich gehalten, die dazu erforderlichen Prozesse in dem von der Landesregierung vorgegebenen Zeitraum durchzuführen“, machte die Kreisverwaltung zunächst deutlich.

Doch der Kreistag entschied anders, die Bewerbungsfrist soll zunächst laut Beschluss um drei Monate verlängert werden, Landrat Andreas Müller solle sich in Düsseldorf dafür starkmachen. Die Entscheidung entwuchs einem Antrag der Grünen, die zuvor gefordert hatten, die Frist zum Findungsprozess für den zweiten Nationalpark in NRW von Ende März 2024 bis gegen Ende Juni 2024 zu verlängern. „Umweltminister Krischer hatte der Bitte mit der Zusicherung entsprochen, dass die bestehende Diskussion über den 31. März 2024 hinaus zu Ende geführt werden können“, teilen die Grünen des Kreises jetzt in einer Pressemitteilung mit.

Ja, es ist komplex und wird in einem halben Jahr nicht zu schaffen sein. Doch wir wollen auf die positiven Aspekte hinweisen.
Ulrich Schmidt-Kalteich

Der Landrat sah in der Frist bis Ende März zuletzt keine Möglichkeit, diesbezüglich Entscheidungen treffen zu können: „Ich prognostiziere sehr hitzige Diskussionen. Das wird sehr viele personelle Ressourcen verschlingen. Das geht nicht ,mal eben’.“ Zahlreiche Menschen mit unterschiedlichen Interessen müssten in den Prozess mit eingebunden werden. Dem Problem mit dem engen Zeitfenster stimmte auch Fraktions-Vorsitzender Ulrich Schmidt-Kalteich für die Grünen zu: „Ja, es ist komplex und wird in einem halben Jahr nicht zu schaffen sein. Doch wir wollen auf die positiven Aspekte hinweisen“, die die Einrichtung eines Nationalparks mit sich bringe, so Ulrich Schmidt-Kalteich fort. „Es ist sicher nicht falsch, sich darüber zu unterhalten. Aber wir brauchen mehr Zeit.“

Die Verwaltung des Kreises kündigte laut der Grünen-Fraktion im Kreisausschuss an, Vereine und Verbände zu der Möglichkeit einer Einrichtung eines Nationalparks zu befragen. „Wer das sein soll und wie die Befragung textlich verfasst werden würde, wollte oder konnte der zuständige Dezernent dem Kreisausschuss nicht mitteilen“, heißt es in der Pressemitteilung. „Das Verhalten des Kreises entspricht der in der Sache ablehnenden Haltung der handelnden Personen in der Verwaltung und wird weder Auftrag noch Anlass zur Erhebung eines objektiven Stimmungsbildes in der Bevölkerung gerecht“, wundert sich Ulrich Schmidt-Kalteich laut Mitteilung. „Warum die Verwaltungsspitzen gegen einen zweiten Nationalpark sind, hat uns bis heute keiner erklärt. Immerhin würde damit auch eine herausragende Möglichkeit verschludert, den Kreis und die Region entscheidend wirtschaftlich und touristisch weiterzuentwickeln .“

„Damit wird keinem Waldbauern seine Waldflächen streitig gemacht, Wirtschaft und Industrie können seit Jahrzehnten nicht in die schon jetzt hoch geschützten Flächen expandieren, erleiden also auch keinen Schaden und die Route 57 muss die laufenden Planungen nicht ändern“ wird Ulrich Schmidt-Kalteich deutlich. Auf dieser Grundlage möchten die Grünen eine Fachtagung im Januar 2024 durchführen lassen, bei der dann für die Sache wesentliche und fachlich kompetente Vereine und Verbände zu Wort kommen sollen.