Siegen-Wittgenstein. Die FDP des Kreises spricht sich für die Bewerbung für einen Nationalpark aus. Die meisten Bedenken, so die FDP, könnten ausgeräumt werden.

Die Diskussion um den Nationalpark wird in Siegen-Wittgenstein offen diskutiert. Stellungnahmen von Interessensvertretern gehen gerade bei der Kreisverwaltung ein. Aber, so betont die FDP Kreistagsfraktion jetzt in einer Stellungnahme, seien die meisten Stellungnahmen - anders als in anderen Kreisen in Nordrhein-Westfalen – zu mindestens neutral formuliert. Ablehnung kommt vom Waldbauernverband und aus der Landwirtschaft. „Hier sind aber auch falsche Annahmen noch im Raum“, meint der Fraktionsvorsitzende Guido Müller.

Bemerkenswert sei die Offenheit der Industrie- und Handelskammer, die erst einmal die Beratungen und Konkretisierungen abwarten will: „Das deckt sich mit der Mehrheitsmeinung im Kreistag. Erst einmal muss man sich mit den Bedingungen auseinandersetzen. Ein Nationalpark in Siegen-Wittgenstein entspricht auch dem Wunsch vieler Menschen in der Region, die neben sicheren Arbeitsplätzen und Wohlstand auch ein naturnahes Umfeld schätzen. Wie das sehr gut umgesetzt wird, kann man sich im Nationalpark Eifel ansehen. Siegen-Wittgenstein ist eine starke Industrieregion mitten in der Natur. Genau das wird in Zukunft beim Wettbewerb um Fachkräftezuwachs eine Rolle spielen können. Lasst uns diese Chance nicht ,vergeigen‘!“

Route 57 , Talsperre und Eigentumsrechte nicht verhandelbar

Lege man alle bislang eingegangenen Stellungnahmen übereinander, dann ergebe sich ein Muster für die Bewerbung für einen Nationalpark, die meisten Bedenken könnten schon durch die aktuell möglichen Varianten ausgeräumt werden: Eine Einschränkung für die Wirtschaft gebe es weder in Wittgenstein noch im Siegerland. Die favorisierten Varianten grenzen an FFH-Gebiete, wo deshalb ohnehin schon jetzt nie mehr gebaut werden könne.

Siegen-Wittgenstein ist eine starke Industrieregion mitten in der Natur. Genau das wird in Zukunft beim Wettbewerb um Fachkräftezuwachs eine Rolle spielen können. Lasst uns diese Chance nicht ,vergeigen‘!
Guido Müller

Auch die wichtigen Straßenbauprojekte, allen voran die Route 57, seien von den aktuellen Plänen nicht betroffen. „Eine laute Fraktion im Kreistag hat das am Anfang ja fälschlicherweise behauptet und musste jetzt zurückrudern. Glaubt eigentlich irgendjemand, in der Eifel würden heute wegen des Nationalparks keine Straßenprojekte mehr realisiert?“ Für die Liberalen spiele auch ein anderes Bauvorhaben eine wichtige Rolle: mittelfristig ist eine dritte Talsperre in der Region geplant. Die bisherigen Standortalternativen liegen aber nicht in den Zonen, die aktuell für den Nationalpark als vorstellbar gelten. „Nichtsdestotrotz muss man das weiter im Auge haben und bei einer möglichen Bewerbung ausschließen“, so Müller.

Wisente müssen geschützt bleiben

Ein zweites wichtiges Thema in diesem Zusammenhang ist das Artenschutzprojekt Wisente. Hier zeige sich Kompromissbereitschaft seitens des Umweltministeriums, die es zu nutzen gelte. „Die Mehrheit des Kreistages steht hinter dem Projekt. Allerdings wird es Zeit, aktuelle Entwicklungen besser zu erklären“. Müller spielt auf den Aspekt an, dass die Politik sich gegenüber der Kreisverwaltung gegen den Eigentumserwerb an der freilaufenden Herde ausgesprochen habe. Für die FDP sei das kein Widerspruch, sondern sie verfolge folgende Strategie: nach der Feststellung der Insolvenz des Trägervereins und der Verzicht von Eigentumsansprüchen durch Rentkammer und dem Kreis Siegen-Wittgenstein „erbt“ das Land NRW die Wisente automatisch. Der Staat darf das nicht ablehnen und muss entsprechend handeln. Dass die Tiere besonders geschützt sind – und bleiben müssen – stehe außer Frage. „Wir sind gespannt, wie schnell das Umweltministerium dann bereit sein wird, die Herrenlosigkeit der Herde festzustellen“, so Müller weiter und verweist darauf, dass Umweltminister Oliver Krischer hier schon einen – im wahrsten Sinne des Wortes – „Kuhhandel“ in die Diskussion mit der Planung eines Nationalparks in der Region in die Diskussion gebracht habe .

„Er wäre klug beraten, diesen Gedanken aufzugreifen und zu verhandeln. Davon unabhängig soll das durch den Runden Tisch beschlossene Herdenmanagement natürlich umgesetzt werden, dann aber unter der Führung des Landes“, so Müller. Übrigens deshalb plädieren viele Fraktionen im Kreistag auch auf die Fortführung des Runden Tisches. Die Kreistagssitzung am Freitg werde „sicher spannend“ werden.