Siegen-Wittgenstein. Landwirte und Waldbauern glauben, dass das Land „die Region des geringsten Widerstandes“ sucht. Die Grünen sind anderer Meinung.

Der Landwirtschaftliche Kreisverband Siegen-Wittgenstein lehnt die Idee eines Nationalparks in Siegen-Wittgenstein ab. Vorsitzender Henner Braach: „Irgendwo in NRW in der Region des geringsten Widerstandes einen Nationalpark festzulegen, nur weil der Koalitionsvertrag dies beinhaltet, ist politische Willkür und geht komplett an der Realität vorbei. Wir wollen diese Region nicht sein, wir brauchen keinen Nationalpark.“

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Auflagen und Einschränkungen für Land- und Forstwirtschaft

Für die Land- und Forstwirtschaft im Kreisgebiet sei das Zusammenspiel intakter Natur und florierender Industrie von entscheidendem Vorteil, heißt es in der Stellungnahme der Landwirte. 85 Prozent der bäuerlichen Höfe würden im Nebenerwerb bewirtschaftet. Es habe sich eine sehr naturverträgliche Bewirtschaftung, verbunden mit etablierten touristischen Angeboten, in einer stabilen Industrieregion entwickelt. Eine zu erwartende umfängliche Strukturförderung insbesondere des Tourismus durch einen Nationalpark wiege die zu erwartenden Auflagen und Einschränkungen in Land- und Forstwirtschaft in keiner Weise auf. Die aktive Nutzung der Flächen durch Land- und Forstwirtschaft habe zu dem heute existierenden Landschaftsbild geführt. „Ein Nationalpark dient vorrangig der Konservierung.“ Die immer notwendiger werdende unternehmerische Anpassung an sich wandelnde gesellschaftlichen Anforderungen sowie an klimatische Notwendigkeiten werde so nicht unterstützt.

Waldbauern: Keine Windräder mehr möglich

Auch die Bezirksgruppe Siegen-Wittgenstein des Waldbauernverbands lehnt die Einrichtung eines Nationalparks im Kreis Siegen-Wittgenstein ab. Vorsitzender Andree Georg: „Es ist zu erwarten, dass im Nationalpark nur im geringen Umfang noch Holzeinschlag stattfinden wird, so dass das Holzangebot in der Region zusätzlich knapp wird.“ Auch die Jagd werde erschwert, wenn ein Teil der Fläche bei der Bejagung entfällt. „Dabei ist eine intensive Bejagung notwendig, um die Begründung von klimastabilen Wäldern auf den Kalamitätsflächen zu ermöglichen.“ Schließlich werde der Bau von Windkraftanlagen im Wald erschwert, die in der Region zur Energiewende beitragen sollen.

Grüne: „Herausragende Möglichkeit verschludert“

Die Grünen-Kreistagsfraktion will eine Fachtagung beantragen, auf der Anfang 2024 „fachlich kompetente Vereine und Verbände“ zu Wort kommen sollen, außerdem IHK, Regionalforstamt, Landesamt für Umwelt (LANUV ) und Umweltministerium. Mit einem Nein zu einem Nationalpark werde „eine herausragende Möglichkeit verschludert, den Kreis und die Region entscheidend wirtschaftlich und touristisch weiter zu entwickeln“, erklärt Ulrich Schmidt-Kalteich, Spreher der Grünen-Kreistagsfraktion. .„Damit werden keinem Waldbauern seine Waldflächen streitig gemacht, Wirtschaft und Industrie können seit Jahrzehnten nicht in die schon jetzt hoch geschützten Flächen expandieren, erleiden also auch keinen Schaden, und die Route 57 muß die laufenden Planungen nicht ändern.“

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