Bad Berleburg. Lange hat Familie Lixenfeld Spenden für einen Assistenzhund gesammelt. Jetzt hilft die Hündin Eli (8) im Alltag. Das hat sich alles verändert.

„Maggie beruhigt Eli und er kann sich besser konzentrieren“, sagt Manuela Lixenfeld. Seit etwas mehr als drei Monaten lebt die Assistenzhündin Maggie bei der Familie in Bad Berleburg und sie ist immer mit dabei: Beim Einkaufen, beim Zahnarzt, auch zum Reiten kommt sie mit. Seitdem hat sich einiges verändert und es wird viel trainiert: Denn so ein Assistenzhund muss mehr können als ein ganz normales Haustier.

Die Labrador-Retriever-Hündin wird speziell für Eli ausgebildet, um den Achtjährigen im Alltag zu unterstützen. Eli hat das Down-Syndrom und autistische Züge. Ihm fällt es schwer, sich lange zu konzentrieren oder sich alleine zu beschäftigen, auch Gefahren kann er nicht richtig einschätzen. Maggie steht ihm als Begleiterin zur Seite. Da die Krankenkassen die Kosten für einen ausgebildeten Assistenzhund in so einem Fall nicht übernehmen, hat die Familie zwei Jahre lang Spenden gesammelt (wir berichteten).

Eli kann sich mit Assistenzhund Maggie besser konzentrieren

Seit Anfang Juli ist Maggie nun an Elis Seite und es hat sich bereits einiges verändert: „Eli kann sich besser konzentrieren, auch seine Sprache hat sich verbessert. Er hat mehr den Wunsch in den Kontakt zu gehen“, sagt die Mutter. Wenn Maggie neben Eli liegt, beschäftigt er sich länger mit einer Sache – zum Beispiel, wenn er Lernaufgaben am Tablet macht. „Vorher ist er viel schneller wieder aufgestanden und war abgelenkt.“ Auch nachts hat Eli mehr Ruhe gefunden, seit Maggie bei ihm schläft. „Er kommt nicht mehr mitten in der Nacht zu uns. Er schläft viel besser“, sagt Manuela Lixenfeld.

Assistenzhündin Maggie begleitet Eli in allen Situationen
Assistenzhündin Maggie begleitet Eli in allen Situationen © Manuela Lixenfeld

Als Familie Lixenfeld die Assistenzhündin Maggie beim WZ-Hundezentrum in Lalendorf in Mecklenburg-Vorpommern abholte, gab es vor Ort fünf Tage lang eine Schulung. „Wir haben Umwelttraining gemacht, das heißt wir waren im Tierpark, im Zoo und in der Rostocker Innenstadt.“ Assistenzhündin Maggie soll sich nicht ablenken lassen und bei der Familie bleiben. Es wurden auch Orte besucht, wo Hunde normalerweise nicht erlaubt sind: „Wir sollten direkt lernen, uns durchzusetzen, dass Maggie mit darf“, berichtet Manuela Lixenfeld. Das Behindertengleichstellungsgesetz erlaubt es Assistenzhunden überall mithinzukommen – auch in Lebensmittelläden. Die ersten paar Tage in Bad Berleburg erhielt Familie Lixenfeld ebenfalls Unterstützung vom Trainer. „Er war drei bis vier Stunden am Tag bei uns, aber stand immer bei Fragen zur Verfügung.“

Der Assistenzhund ist immer an Elis Seite

Maggie hat im Wohnzimmer der Lixenfelds einen festen Liegeplatz mit Körbchen. Eli freut sich, dass Maggie jetzt da ist. Als er von der Schule nach Hause kommt, setzt er sich auf das Sofa und fragt direkt nach Maggie. Manuela Lixenfeld gibt das Kommando, dass Maggie von ihrem Liegeplatz auf das Sofa darf. Die Hündin legt sich sofort neben Eli. „Ist Maggie toll?“, fragt Mama Manuela. „Ja“, ruft Eli zurück.

Morgens früh gegen sechs Uhr steht der erste Spaziergang an – natürlich mit Eli. „Er holt dann unsere Stirnlampen und Maggies Leuchthalsband“, sagt Mama Manuela – denn mittlerweile ist es morgens noch dunkel. „Maggie macht das sehr gut. Sie ist sehr ruhig, nachsichtig und verzeiht schnell. Sie kann jetzt schon mehr als sie zu diesem Zeitpunkt können muss“, sagt Manuela Lixenfeld. Das bestätigte ihr auch der Hundetrainer, der Anfang Oktober wieder in Bad Berleburg zu Gast war, um mit der Familie zu üben. „Wir waren einkaufen und im Panorama-Park. Maggie ist eigentlich immer mit dabei.“

Assistenzhund Maggie ist für die ganze Familie eine Hilfe

Das ist auch für die Familienmama eine Erleichterung. Maggie und Eli sind durch eine Autismusleine verbunden – ein kurzes Stück Leine, das Eli mit einem Gürtel angelegt wird. „Ich weiß, wenn Maggie irgendwo ist, ist Eli in der Nähe. An der Kasse kann ich das Kommando zu Ablegen geben, Maggie legt sich hin und Eli ist bei ihr. Ich kann in Ruhe die Waren auflegen, bezahlen und einpacken – ohne die ganze Zeit Eli im Auge zu haben“, sagt sie. Das funktioniert gut. „Eli mag es mit dem Hund in Verbindung zu stehen.“ Auch in Menschenmengen und auf belebten Plätzen bleibt Maggie ruhig und an Elis Seite – so hilft sie ihm, auch ruhig zu bleiben.

Denn Eli wird leicht abgelenkt und läuft auch schon mal weg, weil er die Situation nicht richtig einschätzen kann. Speziell für diesen Fall wird beim nächsten Training im Dezember geübt. Denn die Hündin kann Eli dann suchen. „Dafür gibt es ein extra breites Halsband – damit weiß Maggie, dass sie ziehen darf. Das darf sie sonst nicht.“ Damit hat Maggie die Erlaubnis loszulaufen und Eli zu suchen.

Weitere Schulungen und die Prüfung zum ausgebildeten Assistenzhund stehen noch an

Insgesamt stehen noch drei Schulungen für die Familie an: Im Dezember kommt der Hundetrainer noch mal nach Wittgenstein, im Februar und April fährt die Familie wieder Richtung Rostock. Abschließend gibt es eine Prüfung: „Wenn wir vorbereitet und sicher sind“, sagt Manuela Lixenfeld. Damit ist Maggie dann ein voll ausgebildeter Assistenzhund.

Eli liebt es mit Hündin Maggie zu spielen und zu kuscheln. 
Eli liebt es mit Hündin Maggie zu spielen und zu kuscheln.  © Privat

Auch wenn Maggie in erster Linie für Eli da ist, ist sie schnell zum festen Familienmitglied geworden. „Es ist nicht nur Elis Hund, sondern der Hund von uns allen“, sagt Manuela Lixenfeld. „Ein Assistenzhund war zu 100 Prozent die richtige Entscheidung. Als die Summe zusammen war, durfte ich den perfekten Moment erleben“, teilt die Berleburgerin ihre Erinnerung. „Ich bin nur noch mit einem Grinsen herumgelaufen, mein Mund tat schon weh.“ Es ist sogar etwas mehr zusammen gekommen als die für Maggie und ihre Ausbildung benötigten 38.000 Euro. „Das Geld dürfen wir für den Hund verwenden. Wir haben davon die Box für das Auto gekauft und die erste Ration Futter.“

Hündin Maggie ist festes Familienmitglied geworden

Als Maggie endlich in Bad Berleburg angekommen war, wurde Manuela Lixenfeld von ihren Gefühlen überwältigt: „In der ersten Nacht habe ich geweint. Mir wurde bewusst, dass so viele Leute Geld für Maggie gegeben haben. Das ist eine große Verantwortung und ich wollte alles richtig machen. Aber es war Teambildung und wir sind zusammengewachsen.“ Jetzt ist Maggie nicht mehr aus dem Leben der Familie wegzudenken.