Wittgenstein. Bestattungen werfen viele Fragen auf: Sarg oder Urne? Friedhof oder Wald? Wittgensteiner Bestatter erklären, was im Trend ist und was das kostet.

Erd- oder Feuerbestattung? Auf dem Friedhof oder im Wald unter einem Baum? Rasengrab oder Doppelgrab mit Blumen? Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, wenn es um Bestattungen geht. Was ist in Wittgenstein aktuell besonders gefragt?

„Es gibt mehr Feuerbestattungen, als Erdbestattungen“, sagt Claudia Zoll von Karl Zoll Bestattungen in Arfeld. „Auch Baumbestattungen kommen eher vor.“ Dem stimmt auch Jonas Bernshausen zu. Das Beerdigungsinstitut Bernshausen ist in allen drei Wittgensteiner Kommunen vertreten. „Erdbestattungen mit Sarg gibt es nicht mehr so viele, das kommt aber immer mal wieder vor“, sagt Bernshausen. 70 bis 75 Prozent seien Urnenbestattungen. „Einzel- oder Doppelgräber gibt es fast gar nicht mehr“, so Bernshausen. „Das liegt oft daran, das Angehörige nicht vor Ort sind und sich niemand darum kümmern kann.“

Jüngere Menschen bevorzugen Feuerbestattung

Welche Bestattungsform gewählt werde, das hänge vom Alter ab, sagt Axel Seidlitz vom Trauerzentrum Seidlitz in Bad Laasphe: „Jüngere Menschen wählen meist die Feuerbestattung, ältere bevorzugen den Sarg“, so Seidlitz. „Von Jahr zu Jahr ist das unterschiedlich. Manchmal 50:50, manchmal auch 70 Prozent Urnenbestattungen.“ Der Glaube spiele dabei auch eine Rolle. „Wirklich Gläubige drängen zur Erdbestattung, bei der griechisch-orthodoxen Kirche gibt es keine Feuerbestattung“, so Seidlitz.

Die Bestatter Albrecht und Jonas Bernshausen vom Beerdigungsinstitut Bernshausen.
Die Bestatter Albrecht und Jonas Bernshausen vom Beerdigungsinstitut Bernshausen. © Ramona Richter

„Der Trend geht zur Feuerbestattung“, sagt Bernshausen. Damit spiegelt sich die deutschlandweite Entwicklung in Wittgenstein wieder. In den vergangenen Jahren nahm die Zahl der Urnenbestattungen in Deutschland immer weiter zu, während die Zahl der Sargbestattungen weniger wurde. 2012 gab es 64 Prozent Urnenbestattungen, 2021 bereits 77 Prozent. Das zeigen auch die Zahlen der Stadt Bad Berleburg. In den vergangen fünf Jahren gab es insgesamt 887 Bestattungen auf kommunalen Friedhöfen, davon waren 564 Urnenbeisetzungen, teilt die Stadt Bad Berleburg mit. Das sind 64 Prozent Feuerbestattungen – damit liegt Wittgenstein knapp unter dem deutschlandweiten Trend.

Rasengräber werden immer beliebter in Wittgenstein

Egal ob Sarg oder Urne, in Wittgenstein werden die meisten Verstorbenen auf einem Friedhof begraben. „Bei uns ist die klassische Form auf dem Friedhof am meisten gewünscht. Dabei sind Rasengräber immer beliebter“, sagt Claudia Zoll. Wenn jemand nicht verbrannt werden möchte, fällt die Wahl meist auf ein Rasengrab mit Sarg: „Das wählen viele, die ein Erdgrabhaben wollen“, so Bernshausen. „Die meisten hier wollen auf den Friedhof, aber auch das ist von Dorf zu Dorf unterschiedlich“, so Seidlitz.

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Die Baumbestattung ist eine Alternative zum Friedhof. In Wittgenstein gibt es zwei Möglichkeiten, in der Natur begraben zu werden: im Friedwald in Bad Laasphe oder im Ruheforst in Bad Berleburg. „Das gibt es mal mehr, mal weniger. Aktuell ist es wieder mehr gefragt“, sagt Jonas Bernshausen.

Seebestattungen kommen in Wittgenstein selten vor

Seebestattungen sind in Wittgenstein eher eine Ausnahme, da sind sich die Bestatter einig. Das liege auch an der geografischen Lage. „Seebestattungen haben wir hier und da mal, die kommen im Norden häufiger vor“, so Bernshausen. „Im Jahr habe ich vielleicht drei Seebestattungen. Dann fahren wir nach Travemünde, Wilhelmshaven oder Bremerhaven“, erklärt Seidlitz. Das seien vor allem Menschen, die aus dem Norden kommen, aber hier in der Region lebten. „Sie wollen wieder bei ihren Wurzeln begraben werden“, sagt Seidlitz.

Axel Seidlitz führt das Trauerzentrum Seidlitz in Bad Laasphe
Axel Seidlitz führt das Trauerzentrum Seidlitz in Bad Laasphe © Björn Uwe Klein

Die Kosten sind so individuell wie die Wünsche bei einer Bestattung: „Die Kosten sind unterschiedlich, da kommt es wirklich drauf an“, sagt Claudia Zoll. „Bei einer Feuerbestattung sind die Bestatterkosten wegen der Überführung und den Kremationsgebühren höher. Dafür sind die Gebühren bei den Kommunen für die Gräber weniger“, so Zoll. „Urnenbestattungen waren früher mal günstiger als im Sarg, das kann man heute nicht mehr sagen“, erklärt Jonas Bernshausen.

Urne nicht unbedingt günstiger als Sarg

Womit muss ich ungefähr rechnen? „Erdbestattungen im Sarg liegen zwischen 3500 bis 3800 Euro, das kann man gleichsetzen mit der Urnenbestattung“, sagt Seidlitz. Dazu komme die Grabstelle, die sehr unterschiedlich zu Buche schlagen kann: „Eine Erdgrabstelle kostet ungefähr 2800 Euro, Grabeinfassung und Grabstein kosten extra. Ein Grabstelle für ein Urnengrab liegt bei 1000 Euro, plus Überfahrt und Kremation“, erklärt der Bestatter. „Eine Platte für ein Rasengrab liegt bei 1000 Euro, Grabeinfassung und ein Stein bei 7000 oder 8000 Euro.“ Eine Pauschalantwort, wie viel eine Beerdigung kostet, gibt es nicht.„Den Platz eines Baumgrabes gibt es ab 400 Euro. Man kann aber auch einen ganzen Baum für die Familie kaufen für bis zu 10000 Euro“, so Claudia Zoll. Ähnlich sieht die Preisspanne bei den Särgen aus: „Zwischen 900 und 10000 Euro, wenn sie handgearbeitet sind“, so Bernshausen. Die Seebestattung sei nicht so teuer, so Zoll, aber auch da komme es wieder darauf an, was man gerne möchte: „Wenn man ein Schiff anmietet und 30 Angehörige mitbringt, wird es teuer.“

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Die Inflation macht auch vor den Bestattern keinen Halt: „Beim Holz gab es 20 Prozent Aufschlag, die Sargpreise sind 70 Prozent hochgegangen“, sagt Axel Seidlitz. Die Kremationskosten und auch die Grabstellen unter einem Baum seien teurer geworden. Deswegen steigen die Preise. „Unsere Leistungen sind nicht teurer geworden, Fremdleistungen werden teuer“, so der Bestatter. „Wir sind Dienstleister und koordinieren alles für die Kunden, um es ihnen so einfach wie möglich in dieser schweren Zeit zu machen.“

Bestattungsvorsorge wird häufiger gemacht

Wer sich bereits mit dem Thema Bestattung auseinander gesetzt hat und vielleicht auch schon weiß, was er bevorzugt, der kann eine Bestattungsvorsorge einrichten. „Das ist wie eine Versicherung oder Treuhandgesellschaft, die das Geld verwaltet. Hier kann man ganz individuell besprechen, was man möchte und was das kostet“, sagt Jonas Bernshausen. „Das macht es für Angehörige einfacher, wenn der Betroffene alles ausgesucht hat. Sie wissen dann genau, was er haben wollte.“

Das ist vor allem hilfreich, wenn Angehörige nicht vor Ort sind und sich nicht um die Organisation der Beerdigung kümmern können. „Bestattungsvorsorgen werden immer mehr angenommen“, so Bernshausen. Interessierte wenden sich dafür direkt an einen Bestatter.